Berlin, 26. April 2012 (ADN). Wenn wir jetzt eine Boykottdiskussion beginnen würden, käme der Präsident der Ukraine Janukowitsch in eine Opferrolle und würde dies zelebrieren. Mit dieser gewagten These versuchte der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Lönung, am heutigen Donnerstag in einem Rundfunmkinterview zu verschleiern, dass das große wirtschaftliche Geschäft mit dem Fußball viel wichtiger ist als die Einhaltung der Menschenrechte. „Starken politischen Druck müssen wir jetzt ausüben, immer in der Hoffnung, dass die Situation mit den Leuten, die jetzt unrechtmäßig im Gefängnis sind, bereinigt wird vor dem Beginn der Euro 2012“, sagte der umtriebige FDP-Mann dem Deutschlandfunk. Er habe in einem wirklich bemerkenwerten Gespräch mit dem Präsidenten des Deutschen Fußballbundes (DFB) Niersbach festgestellt, dass sich Deutschlands größte Sportvereinigung vorbildlich verhält. Niersbach und der DFB hätten ein sehr klares und öffentliches Bekenntnis zu Menschenrechten, zu Meinungsfreiheit und zu Rechtsstaatlichkeit abgelegt. Vor 20, 30 Jahren sei das noch ganz anders gewesen. Natürlich sei der DFB kein politischer Kampfverband, dennoch Teil der Gesellschaft. Deswegen finde er es wunderbar, dass sich der DFB so klar äußere.
Eine eventuelle Teilnahmeabsage der deutschen Fußballer an der bevorstehenden Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine wurde mit keinem Deut erörtert. Insofern ähnelt das schöne Palaver den verbogenen, verschnörkelten und letztendlich verlogenen Äußerungen von Sportlern und Funktionären während des gerade absolvierten Formel-I-Grand-Prix in Bahrain, der das gewaltsame Vorgehen der dortigen Sicherheitskräfte gegen Massenproteste der Bevölkerung überschattete. Fazit: der Kommerz und Profit aller an solchen Sport-Großveranstaltungen sind – wie schon so häufig – viel wichtiger als die Einhaltung der Menschenrechte. ++ (zc/mgn/26.04.12 – 122)