Berlin/Kassel, 14. Februar 2014 (ADN). Innerhalb von fünf Jahren verwandelte sich ein Guthaben von 400 Franken bei der Deutschen Bank ohne Kontobewegung in ein Minus von 70 Franken. Über den Verlauf und die Umstände dieses Experiments an der eigenen Person berichtet der Politologe und Kommentator Hajo Schumacher in der Freitag-Ausgabe der „Berliner Morgenpost“. Infolge dieses in Deutschlands größtem Finanzinstitut gegenüber Privatkunden praktizierten Raubautomatismus‘ per Girokonto stehen dem voller Polemik und Empörung erfüllten Autor erhebliche monetäre Zwangsmaßnagmen bevor: „Ab Mitte Februar rolle unerbittlich die Inkasso-Offensive, drohte der Kundenberater. Leistung, die Leiden schafft“, schreibt der prominente Journalist in dem ganzseitigen Schwerpunkt-Beitrag. Mit großem Erstaunen nahm er wahr, wie das mehr durch einen Zufall zustandegekommene Girokonto zusammenschmolz. Alle Vierteljahre bekam er einen Kontoauszug, der trotz null Bewegung immer einen um 15 Euro geminderten Stand auswies. „Ab Mitte 2013 ging’s dann ab in die Miesen … Ich hatte die einmalige Chance, persönlich mitzuerleben, wie letzte Fragen des globalen Finanzwesens verhandelt wurden: wo kommt das Geld her ? Wo geht es hin ? Und wer ist der Doofe ?“
Es ist schon verwunderlich, dass diese Fragen und Erkenntnisse nun auch bei der gesellschaftlichen Oberschicht, zu der Hajo Schumacher zweifellos gehört, angekommen sind. Wie gesagt, ein Zufall half. Es hätte noch länger dauern können. Immerhin sind diese Plünderungsmetoden seit vielen Jahrzehnten Usus. Und nicht nur in Einzelfällen, sondern en mas.
Dass mit diesen Wahrheiten schon ganze Generationen von „Normalos“ leidvoll konfrontiert wurden und werden, belegt ein anderes Beispiel. Diese kalte Enteignung fand vor rund 70 Jahren statt. Der in der DDR lebende Neffe eines im Krieg noch 1945 gefallenen Wehrmachts-Soldaten, fuhr nach dem Fall der Mauer in die altbundesdeutsche Stadt Kassel, um das seinerzeit dort installierte Konto seines Onkels zu übernehmen. Das 5.600-Reichsmark-Guthaben war durch die Währungsreform 1948 auf 560 DM geschrumpft. Als der Neffe persönlich mit allen notwendigen Erbunterlagen im Frühjahr 1990 in dem Institut auftauchte, sah sich Bankmitarbeiterin Petra Wendt zunächst zu einem Gang ins Archiv gezwungen. Es stellte sich heraus, dass das betreffende Konto – obwohl verzinst – auf 25, 89 DM geschrumpft war. Dann wurde es kurzerhand und stillschweigend im Sommer 1989 wegen Gerinfügigkeit aufgelöst. Den Verbleib des verschwundenen Geldes erklärte Wendt damit, dass – obwohl innerhalb 45 Jahren keinerlei Kontobewegung stattgefunden hatte – die „Bearbeitung“ des Guthabens einen hohen Aufwand erfordert habe. Im Übrigen hätten die Bankmitarbeiter auch durch diverse Lohnerhöhungen bezahlt werden müssen. Sogar die Auszahlung des Rests von 25, 89 DM wurde dem erschütterten Erben aus der DDR verweigert.
Solche Beispiele sind ein Massenphänomen. Es brachte und bringt Banken und Sparkassen Millardensummen. Eine systematische Aufklärung findet nicht statt. ++ (fi/mgn/14.02.14 – 045)