Archive für Beiträge mit Schlagwort: Angelsachsen

Zürich/London, 30. Juni 2015 (ADN). Öffentlichkeitsarbeit – zu Neudeutsch: Public Relations (PR) – wird vom Journalismus unabhängiger, während der Journalismus immer mehr in die Abhängigkeit der PR gerät. Das ist eine Quintessenz aus der Analyse, die John Lloyd vom Senior Research Fellow am Reuters Institute und Laura Toogood von einer Londoner PR-Firma vorgelegt haben und gegenüber der „Neuen Zürcher Zeitung“ ( NZZ) am Dienstag erläutern. Zwar brauche die PR den Journalismus weiterhin, um ihren Botschaften „von dritter Seite“ Glaubwürdigkeit zu verleihen. Sie habe inzwischen aber auch andere, oftmals mächtigere Bündnisgenossen im Kampf um die Kommunikationshohheit im öffentlichen Raum. Aus Statistiken des amerikanischen Arbeitsministeriums gehe hervor, dass sich in den USA PR-Leute inzwischen in einer vier- bis fünffachen Übermacht gegenüber Journalisten befinden. Vor allem Suchmaschinen und die sozialen Netzwerke seien zu mächtigen neuen Kommunikationsinstrumenten geworden. Sie erlaubten es Unternehmen, Regierungsapparaten und Nonprofitorganisationen, um Journalisten einen Bogen zu machen und direkt mit ihren Zielgruppen in Kontakt zu kommen. 

„Um genauer auszuloten, wie sich in diesem digitalen Zeitalter der Beliebigkeit das Verhältnis von Journalismus und PR verändert hat, haben Lloyd und Toogood mit rund vierzig Kommunikationsprofis und Journalisten vor allem im angelsächsischen Raum Expertengespräche geführt. Herausgekommen ist dabei etwas, das kaum in wissenschaftliche Fachzeitschriften gelangen würde und doch nützlicher ist als das meiste, was solche Journals an ‚empirisch gesättigten‘ Studien publizieren“, schreibt die NZZ.  ++ (me/mgn/30.06.15 – 140)

http://www.adn1946.wordpress.com, e-mail: adn1946@gmail.com, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), adn-nachrichtenagentur, SMAD-Lizenz-Nr. 101 v. 10.10.46

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Leipzig, 12. Mai 2012 (ADN). Seit drei Tagen liegt der nationalen Öffentlichkeit und den zuständigen internationalen Gremien ein deutscher Antrag auf Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen (UN) vor. Er wurde ausführlich – auch in den wesentlichen juristischen Grundzügen – erläutert. Die Medien wurden darüber sofort und umfassend informiert. Nicht nach den Zufallsprinzip per Brieftaube, sondern unverzüglich und lückenlos auf modernem elektronischen Weg. Dennoch schweigen sie en bloc. Sie fragen nicht einmal nach, worum es bei dem Ersuchen geht und welche Hintergründe es hat. Sie sind schlichtweg desinteressiert, vielleicht geschockt und erstarrt, ignorieren den Vorgang oder ihnen wurde kollektives Schweigen auferlegt. Nichts spricht für Neugierde, Wissensdurst und Aufklärungswillen.

Die der Presse so häufig zugeordnete Funktion als „Vierte Macht“ ist diesbezüglich komplett ausgefallen. Es wird sogar vermutet, sie sei korrumpiert. Wer ihr Handschellen und einen Maulkorb angelegt haben könnte, illustriert andernorts in Großbritannien der Murdoch-Untersuchungsausschuss des Parlament. Gestern kam heraus, dass Medienzar Rupert Murdoch die ehemalige Chefredakteurin seiner Blätter „The News of the World“ und „The Sun“ Rebekah Brooks auf tony Blair, Gordon Brown und andere Regierungsspitzen Britanniens angesetzt hatte – inklusive Mann-Frau-Techtelmechtel. Der derzeitige Premier David Cameron hat ebenfalls längst zugegeben, dass das Verhältnis zwischen Journalisten und Politikern zu eng gewesen ist. Es bestand und besteht massive gegenseitige Einflussnahme und eine enge Verflechtung zwischen Medien und der politischen Herrschaft. Für eine Demokratie ist das ein katastrophaler Zustand.  Positiv ist zumindest, dass der unheilvolle Zusammenhang der Öffentlichkeit bekannt wurde und jetzt kontrovers diskutiert wird. Es scheint also noch einen wohltuend positiven Restkern des angelsächsischen Investigativ-Journalismus zu geben.

Ganz anders in der Bundesrepublik Deutschland, die nach dem Vorbild der Angelsachsen in der Nachkriegszeit nicht nur die Gewaltenteilung mustergültig anwenden, sondern auch ein vorzeigbares unanhängiges Medienspektrum entwickeln sollte. Das Experiment ist entweder nach mehr als 60 Jahren kläglich gescheitert oder sein Misserfolg war von den Initiatoren programmiert. Eine solche mediale Totgeburt muss also kein Zufall sein, sondern könnte sich als perfekt geplanter Betrug erweisen.

Wenn ein Organismus nicht mehr auf Attacken von Bakterien, Viren oder anderen gefährlichen Existenz bedrohenden Wesen mit Gegenwehr reagiert, ist er bald am Ende. Das gilt nicht nur in der Biologie, sondern auch für eine Gesellschaft und ihr Ordnungssystem. Wer aber soll warnen, wer soll handeln und die Krankheitserreger herauskehren ?

Deutliche Hinweise werden von der Presse und allen anderen Medien erwartet. Für das Ausmisten des Augias-Stalls in einem Staat oder in einem wie auch immer gearteten Sozialkonstrukt ist die politische Ebene zuständig. Da diese in der Bundesrepublik Deutschland jedoch inzwischen immer weniger das Volk vertritt als vielmehr eine um ihren Selbsterhalt bemühte abgeschottete Kaste verkörpert, nimmt die soziale Sensibiltät ab und die Ignoranz zu. Der demokratische Lack ist also ab. Kein Echo auf Miss-Stände zu vernehmen, ist deshalb ein zusätzlich unüberhörbares und unübersehbares Alarmsignal. ++ (md/mgn/12.05.12 – 140)