Archive für Beiträge mit Schlagwort: Atomenergie

Potsdam, 12. Oktober 2013 (ADN). Die Bewahrung eines stabilen Erdklimas kostet jeden Menschen etwa 100 Euro pro Jahr. Voraussetzung dafür ist, dass weltweit ab dem Jahr 2020 ernsthaft und entschlossen gehandelt wird. Das erklärt der Klimaforscher Prof. Hans Joachim Schellnhuber in einem Interview mit dem Monatsmagzin „mobil“ in dessen Oktober-Ausgabe. Die bisher bei Klimaschutzverhandlungen diskutierte Summe von 100 Milliarden Dollar pro Jahr reiche dafür nicht aus. Um auf das nötige Finanzvolumen zu kommen, sei es vorstellbar, dass jedes Land je nach Wirtschaftskraft in einen solchen Fonds einzahlt. So würden die USA diesen Anteil ebenso einbringen wie Deutschland und Bangladesh. Das Geld diene dazu, nachhaltige Projekte überall in der Welt zu fianzieren. „Wenn ein Land die Windenergie im eigenen Land mit 20 Milliarden Euro subventioniert, kann es die Summe von seinem Beitrag für den Fonds abziehen“, so der Leiter des Potsdam Institutes für Klimafolgenforschung. Dieses Modell sei nicht nur für Europa und die USA geeignet, sondern auch für Indien und China. Es biete noch einen weiteren Vorteil. Die historische Verantwortung wäre in der höheren Abgabe der reichen Länder schon eingepreist.

Schellnhuber wies auf die besondere Position und Verantwortung Chinas hin. „Die Führung in China kennt die Probleme genau, steht aber vor einem Dilemma. Sie will möglichst schnell viele Menschen aus der Armut holen und weiß, dass sie den schmutzigen Pfad nicht zu Ende gehen kann. Zurzeit machen die Chinesen alles gleichzeitig. Sie haben in sechs Provinzen den Emissionshandel eingeführt, sind die größten Investoren in Windenergie weltweit. Gleichzeitig bauen sie neue Atom- und Kohlekraftwerke. Sie vollziehen noch die alte industrielle Revolution und sind schon Teil der großen Transformation.“ Auf der politischen Ebene sei Europa derzeit der einzige Block, der die Fahne des Klimaschutzes entschieden schwingt. Allerdings hätten auch Neuseeland, Mexiko und Südafrika verstanden, dass die Probleme anzupacken sind.

Für den Verkehrsbereich prognostiziert der 63jährige, der auch an der Universität Potsdam Theoretische Physik lehrt, ein deutliches Nachlassen des Flugverkehrs in Mitteleuropa. Die Bahn werde das Flugzeug zunehmend durch Hochgeschwindigkeitszüge ersetzen. Für die innerstädtische Mobilität erwartet der Wissenschaftler, der im Februar dieses Jahres vor dem UNO-Sicherheitsrat zum Klimawandel referierte, immer mehr Elektroantriebe. ++ (kl/mgn/12.10.13 – 279)

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Brüssel, 2. Oktober 2012 (ADN). Es ist ein Entwurf des Berichts, der weder beschlossen noch offiziell bestätigt worden ist. Das erklärte Bundesumweltminister Peter Altmeier am heutigen Dienstag im Deutschlandfunk zu dem am Vortag bekannt gewordenen Report über die Sicherheit der Atomkraftwerke in den EU-Staaten.  Es gehe um die „Kleiderordnung“ und deshalb sei es ein Unterschied, ob der Deutschlandfunk einen solchen Text kommentiert oder ob der Bundesumweltminister ihn bewertet.

Offensichtlich ringen derzeit die politisch Verantwortlichen in der EU und deren Mitgliedsstaaten um die Deutungshoheit über sehr brisante Fakten, die letztlich eine unverantwortliche Tatenlosigkeit der Regierungen innerhalb der vergangenen 25 Jahre nachweisen. Als sich nämlich die Atomkatastrophe im sowjetischen Kernkraftwerk Tschernobyl ereignete, beschlossen die Staaten der Europäischen Union (EU) schnellstens zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen in ihren eigenen Atomanlagen zu ergreifen. Nun belegt der nach der Reaktor-Katastrophe im japanischen Fukushima des Jahres 2011 von der EU-Kommision angeordnete Stress-Test, dass in den 134 Kernkraftwerken von 14 EU-Staaten teilweise nichts dergleichen passiert ist. Der Test hat ergeben: pro Kernkraftwerk besteht ein Nachrüstungsbedarf zwischen 30 und 200 Millionen Euro. 

Neben der besonders kritikwürdigen  Situation in französischen Anlagen, lassen die deutschen Kern-Fabriken in Sachen Erdbebensicherheit zu wünschen übrigen. Das betrifft vor allem die Schnellabschaltung von Reaktoren bei tektonischen Erschütterungen. Dies versucht Altmaier nunmehr zu verharmlosen, indem er den Stresstest als Antwort auf theoretische und hypothetische Fragen verniedlicht. Der Gegenbeweis in Gestalt von Fukushima soll offensichtlich verblassen 

Es verstärkt sich der Verdacht, dass sich – entgegen den bisherigen medialen Praktiken – die EU einer Kommunikations-Katastrophe entgegengeht. Das Versprühen von Nebelkerzen und Errichten von Schleierwänden, damit die wahren kritikwürdigen Zustände in der Atombranche nicht öffentlich werden, funktioniert nicht mehr so lückenlos wie bislang. Jetzt wird auf Zeit gespielt. Die für den morgigen Mittwoch vorgesehene Veröffentlichung soll nun erst Mitte dieses Monats vonstatten gehen. Zu erwarten ist, dass bis dahin Ecken und Kanten des Textes erheblich abgefeilt werden. ++ (en/mgn/02.10.12 – 280)

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