Rio de Janeiro/München, 9. Juli 2014 (ADN). In einem sozial, kulturell und politisch so gespaltenen Land wie Brasilien wird der Fußball zu einer Art ziviler Religion, der alle anhängen, über alle Gräben hinweg. Das schreibt der brasilianische Befreiungtheologe Leonardo Boff in einem Namensbeitrag der Freitagausgabe der „Süddeutschen Zeitung“. Diese Selbstüberschätzung habe die Fehler von Trainer Felipe Scolari  bei der beschämenden, für die hundertjährige Fußball-Geschichte Brasiliens unvergeichlichen Niederlage gegen die deutsche Mannschaft begünstigt. „Der brasilianische Fußball hat sich auf seinen Lorbeern ausgeruht und jede Demut vergessen , die man braucht, wenn man etwas lernen will,“ schreibt der 75jährige Geistliche. Währendessen habe sich in Europa und auch Lateinamerika eine Weitentwicklung vollzogen. Beweise dafür lieferten Kolumbien und Costa Rica.

Die Niederlage habe darüber hinaus mit dem traditionellen und erbitterten Individualismus der Spieler zu tun. Jeder Spieler wolle eine Solo-Nummer hinlegen, auch um seine Position bei eventuellen Verhandlungen mit großen ausländischen Mannschaften zu verbessern. Es sei Scolari nicht gelungen, eine Mannschaft mit Teamgeist zu formen, bei der die Gruppe und die Mannschaftsdienlichkeit zählen. „Er ließ die Spieler vagabundieren“, so Boff. Das Spiel sei durch Arroganz und Ignoranz verloren worden, durch Übererwartung und falsche Heilsversprechen. ++ (so/mgn/11.07.14 – 191)

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