Archive für Beiträge mit Schlagwort: Berlusconi

L’Aquila, 13. Januar 2014 (ADN). In den vergangenen Tagen wurde ein Korruptionsskandal im Zusammenhang mit dem Erdbeben in den italienischen Abruzzen und der Stadt L’Aquila im April 2009 ruchbar. Wie die „Berliner Zeitung“ am Montag berichtet, haben sich Politiker und Mitarbeiter der Stadtverwaltung offenbar auf Kosten der Erdbeben-Opfer bereichert. Bei der Naturkatastrophe vor vier Jahren kamen bei Erdstößen von 6,3 Punkten auf der Richter-Skala mehr als 300 Menschen ums Leben und 70.000 Einwohner wurden obdachlos. Es wurden Behelfsunterkünfte aufgebaut und die EU stellte für den Wiederaufbau fast 500 Millionen Euro zur Verfügung. Nun sind erhebliche Mengen der Hilfsgelder in korruptiven Kanälen versickert. Am Wochenende trat deshalb der Bürgermeister zurück. Dem ebenfalls auf sein Amt verzichtenden Vize-Bürgermeister Roberto Riga wird vorgeworfen, 30.000 Euro Schmiergeld angenommen zu haben. Aus abgehörten Telefonaten geht hervor, dass ein Kommunalbeamter das Erdbeben als Riesen-Glücksfall bezeichnet hat. Wer die einmalige Chance, Geld zu machen, nicht nutze, sei dumm, wird er von der Berliner Tageszeitung zitiert. Allein 1,2 Millionen Euro Wiederaufbau-Hilfe wurden in die Taschen einiger Verdächtiger mittels falscher Abrechnungen dirgiert. Die Ermittlungen richten sich gegen politische Mandatsträger aus dem gesamten Parteienspektrum – von den Berlusconi-Anhängern bis zu den Linken.

Der Verdacht, dass in L’Aquila nicht alles mit rechten Dingen zugeht, besteht schon seit Längerem. Der Eu-Abgeordnete Soren Bo Sondergaard hatte die Aufklärung als Mitglied des Brüsseler Haushaltskontrollausschusses vorangetrieben. Er stützt seine Anschuldigungen auf Untersuchungsergebnisse der Anti-Mafia-Organisation Libera. Er warf der EU vor, nur lückenhaft zu kontrollieren. Die EU-Kommission dagegen bezeichnet Sondergaards Bericht als konfus. ++ (kr/mgn/13.01.14 – 013)

http://www.adn1946.wordpress.com, e-mail: adn1946@gmail.com

Werbung

Rom, 13. November 2011 (ADN). Der Zuschauer Walter Kutschmann aus Westoverledingen in Ostfriesland stellte am heutigen Sonntag in der viertelstündigen Abschlussdiskussion der ARD/Phoenix-Fernsehsendung die letzte und entscheidende Frage am Telefon: Welcher Zusammenhang besteht zwischen der derzeit allgegenwärtig geführten Diskussion um den Euro und dessen Rettungsschirm einerseits und der von George Bush und anderen USA-Präsidenten verkündeten neuen Weltordnung ? Aufgrund des Zeitmangels konnte oder wollten die prominenten deutschen Journalisten von ARD, Spiegel, Süddeutscher Zeitung und Tageszeitung auf die Frage  nicht mehr antworten.

Die Sendung wurde aufgrund des soeben zurückgetretenen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi life und direkt aus Rom übertragen. Sie stand unter dem Titel „Basta Berlusconi – Hat Italien abgewirtschaftet ?“   Darin wurde eine kluge Aussage von Bernhard Wabnitz aus dem ARD-Studio Rom von Vorneherein ad absurdum geführt. Er hatte  die Notwendigkeit unterstrichen, dass die in Europa bestehenden unterschiedlichen Blickwinkel und Sichtweisen in die einzelnen Regionen des Kontinents gebracht und dort vermittelt werden müssen.  Dass dies genau mit dieser Diskussionsrunde gründlich misslungen ist, beweist der samt und sonders aus deutschen Teilnehmern bestehende Gesprächskreis. An der medialen Debatte war kein einziger italienischer Pressevertreter  beteiligt, obwohl es davon in Rom – zudem in der derzeitigen angespannten politischen Situation – nur so wimmeln müsste. So wurden über die Lage Italiens, seiner Wirtschaft und seine Finanzen rein deutsche Meinungen und Aspekte verbreitet. Die Eindimensionaliät und Einseitigkeit war nicht zu übersehen und zu überhören. Weitgehende Einigkeit prägte die anwesende deutsche Medienwelt. Die Ansichten unterschieden sich nur in Nuancen.

Befeuert wurde die Gesprächsrunde erst am Ende der Übertragung durch die kritischen Anfragen der Fernsehzuschauer wie die aus Ostfriesland. Selbst dann blieben die Entgegnungen der Journalisten ausweichend und unentschieden. Fiona Ehlert vom Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ gab das dann auch unumwunden zu: „wir haben zu wenig über die Italiener gesprochen.“ Und mit den Italienern gar nicht, bleibt zu ergänzen. Der Eindruck germanischer Medienarroganz und Unglaubwürdigkeit ist dennoch nicht zu verwischen.++ (me/mgn/13.11.11 – 19)