Berlin, 26. September 2013 (ADN). Die bundesdeutschen Parteien haben sich auf den Vorsitzenden der Alternative für Deutschland (AfD), Bernd Lucke, eingeschossen. Vielsagend schütteln die Parteispitzen – mal heftig, mal bedächtig – die Köpfe, wenn der Hamburger Volkswirtschaftsprofessor über den Charakter der Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) räsoniert. Der offizielle Name ist repräsentative Demokratie. Das ist die graue Theorie. Die Praxis beweist fast alltäglich den Niedergang dessen, was aus der altgriechischen Sprache übersetzt als Volksherrschaft bezeichnet wird. Fast jeder merkt, dass diesbezüglich etwas „faul im Staate Dänemark“ ist. Das Staatserlebnis BRD wird als im steilen Absturz befindlich empfunden. Manche nennen es sogar Parteiendiktatur. Mit der Mutation in diese Richtung wären Inhalt und Sinn der Artikel 20 und 21 des Grundgesetzes (GG) nicht nur hinfällig, sondern konträr umgekehrt worden. Das Volk als Souverän wäre demnach nur noch der außenstehende Beobachter dessen, was die Parteien sich anmaßen. Wenn das demokratische Gesellschaftsgebilde derart vergewaltigt wird – und daran bestehen kaum noch Zweifel -, handelt es sich um echte Zuschauer-Demokratie. Den Beweis liefern die meisten Medien-Kanäle fast täglich. Die Bürger – oftmals schon vorsortiert – sitzen auf den Studio-Rängen und dürfen zusehen, wie die Parteiführer um die Macht schachern, die eigentlich dem Volk gehört.

Nun ist Lucke mit seiner Anhängerschaft als unliebsame Konkurrenz hinzugetreten und soll weggebissen werden. Angriffspunkte werden krampfhaft gesucht und gefunden. Lucke hat nämlich die Todsünde begangen und unmittelbar nach dem Beinahe-Einzug seiner Partei in den Bundestag von „entarteter Demokratie“ geredet. Spontan, behauptet er. Sofort liefern seine Gegner Zitate und Belege dafür, dass der AfD-Vorsitzende diese Wortgruppe schon mehrfach verwendet hat. Der Vorwurf der Systematik und des Vorsatzes steht im Raum. Und nicht nur das: auch die geistige Nähe zum Rechtsradikalismus und Neonazismus. Das ist das probate Mittel, um unangenehme und unerwünschte Gesprächspartner umgehend auf das politische Abstellgleis zu schieben. Direkte Zusammenhänge zu „entarteter Kunst“ – ein im Nationalsozialimus handelsüblicher Begriff – werden hergestellt. Der immer schneller mit anderen Argumenten sich wehrende Lucke bietet als Synonyme „degenerierte und deformierte Demokratie“ an. Auch das hilft ihm nicht, der Sackgasse zu entrinnen. Schließlich stellt er Vergleiche zu entarteten Krebszellen im menschlichen Organismus her. Prompt sitzt er in der Rassismus-Falle. Das moralische Urteil der altvorderen Parteien steht längst fest: die AfD ist eine rechtsextreme Gruppierung. Dass sie sich als Partei angemeldet hat, ist wohl ihr Glück. Denn eine „Bewegung“ hätte noch weiter in den nationalsozialistischen Morast geführt.

Es stehen wahrscheinlich Zeiten bevor, in denen jeder sich erst einen Persilschein – also ein Zertifikat – für seine Wortwahl besorgen muss, bevor er den Mund aufmacht. Als ideologische Zensoren könnten Sprachkundige tätig werden, die das Vokabular unter die Lupe nehmen und auf die Goldwaage legen. Dann wird der germanische Gehalt bestimmt. Liegt er unter 50 Prozent in der Mixtur mit lateinischen, slawischen und sonstigen Spracheinflüssen, ist das jeweils untersuchte Wort bedenkenlos verwendbar. Für Anglizismen und Denglisch ist ein solches Zertifikat nicht erforderlich. Sie sprechen als leere Worthülsen so stark für sich, dass ihre Inhals- und Sinnlosigkeit nicht extra beurkundet werden muss.

Linguistische Wortstämme zu zerlegen und ihre Desoxyribonukleinsäure (DNS) zu entschlüsseln, wäre ein lukratives Arbeitsbeschaffungsprogramm für die vielgescholtenen und nicht produktiv tätigen Geistes- und Sozialwissenschaftler. Da diese Berufsgruppen ohnehin dazu neigen, rasch in die Erwerbslosigkeit zu fallen, drängt sich dergleichen regelrecht auf. Vielleicht ist das ein wichtiger, noch geheim gehaltener Punkt in den bevorstehenden Sondierungsgesprächen zwischen den Bundesparteien, um in einem Regierungsprgramm als bedeutsame arbeitsmarktpolitische Säule Eingang zu finden und damit die Arbeitslosenrate noch weiter sichtbar zu senken. ++ (dk/mgn/26.09.13 – 263)

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