Archive für Beiträge mit Schlagwort: Christian Wulf

Essen/Duisburg/Berlin, 13. Februar 2012 (ADN). Adolf Sauerland wird als der erste Oberbügermeister in den Geschichtsbüchern stehen, den sein eigenes Stadt-Volk abgewählt hat.  Nicht einmal knapp, sondern ausgesprochen konsequent: Sauerland konnte nicht mehr seine vornehmste Pflicht erfüllen, das Gesicht seiner Stadt zu sein.  Das haben die Menschen seit langem gespürt, schreibt am heutigen Montag die Essener Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ)  zu dem gestrigen direkt-demokratischen Paukenschlag der Bürger von Duisburg weiter.  Sauerlands politisches Ende sei gerecht, sein Rückzug ins Private ohne Alternative. Dies heile eine tiefe Wunde. Endlich hat dieses unwürdige Jonglieren mit dem Schuld- und Verantwortungsbegriff ein Ende, so das Blatt. Das Abwahlverfahren sei nicht nur wegen seines positiven Ergebnisses positiv. Indem die Duisburger gegen Sauerland kämpften, fochten sie für ihre Stadt. „Welch ein schönes Beispiel für beispielhaftiges Engagement. Darauf lässt sich bauen. Schade, dass die Bürger nicht die Chance haben, den Bundespräsidenten aus dem Amt zu wählen“.

Aber was nicht ist,  kann ja noch werden,  ergänzt die in Leipzig ansässige Arbeitsgemeinschaft Staatlicher Selbstverwaltungen.  Außergewöhnliche Skandale erfordern deren außergewöhnliche Lösung.  Das Beispiel Duisburg sollte den Bundestag zur Beschlussfassung über das weitere Fortkommen von Christian Wulff ermuntern. ++ (dk/mgn/13.02.12 – 44)

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Mainz/Berlin/Hamburg, 15. Dezember 2011 (ADN). Die Hauptnachrichten des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) Mitwochabend um 19 Uhr ignorieren die zur Gewissheit neigende Korruptions-Fama Christian Wulff völlig. Stattdessen überträgt der Sender zwei Stunden später den Festakt Deutscher Zukunftspreis 2011 mit Hauptakteur Wulff original. Vielleicht wollte das ZDF nicht vorgreifen, ihm eine exklusive Gelegenheit zur Erklärung geben. Jedoch lässt der sonst gern als Moralapostel in Erscheinung Tretende den günstigen Moment und den Tag ungenutzt verrinnen, obwohl PR-Stratege Michael Spreng ihm am Vormittag im Rundfunk dringend zu unverzüglichem Kommentar geraten hatte.

Ganz im Gegensatz zum älteren öffentlich-rechtlichen Fernsehsender. Dort wird sogar das Programm kurzfristig über den Haufen geworfen. In der Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands (ARD) wendet sich Anne Will, statt – wie geplant – überversorgten und überflüssigen deutschen Beamten zu widmen, der gerade brandaktuellen zwielichtigen Personal-Troika Wulff-Lindner-Braun zu. Zwar nicht mit großer Hingabe und Leidenschaft, nur im leichten Plauderton. Dabei kurvt sie mit den Diskussionsteilnehmern meist in Oberflächengewässern.

Zeitweiligen Tiefgang erreicht nur die Schriftstellerin Thea Dorn. Sie nimmt als einzige das Wort Korruption in den Mund, um Wulffs Flug mit Hunolds Airline und dessen Urlaub beim Unternehmer Geerkens in Florida kurz und präzise beim richtigen Namen zu nennen. Im Übrigen ist schon die Methode, wie der Niedersachse zum Bundespräsidenten gewählt wurde, umstritten, kritikwürdig und krumm, so die klare Aussage der Buchautorin. Dabei hat sie offenbar noch nicht einmal in Betracht gezogen, dass zum Zeitpunkt der Bundespräsidentenwahl weit mehr als 100 Wahlmänner und -frauen aus Nordrhein-Westfalen gar nicht ihre Stimme hätten abgeben dürfen. Gleichfalls unerwähnt bleibt, dass die derzeitige Mitgliederbefragung in der vor dem Abgrund stehenden Freien Demokratischen Partei (FDP) in einem organisatorisch-bürokratischen Chaos abläuft und mit einer klassischen Wahlfälschung gleichzusetzen ist.

Solche tiefer schürfenden Fragen stellte Anne Will nicht. Das ist ihr und anderen Talk-Moderatoren wesensfremd. Andernfalls säßen sie wahrscheinlich nicht auf ihren prominenten Plätzen im Fernsehjournalismus. ++ (md/mgn/15.12.11 – 33)