Potsdam/Berlin, 18. Mai 2015 (ADN). „War ein Polizist der Maskenmann ?“ fragt die Berliner Tageszeitung „Der Tagesspiegel“ am Montag und erhebt den schweren Vorwurf gegen die Justiz, eventuell einen Unschuldigen zu verurteilen. „In einem der größten Kriminalfälle der Hauptstadtregion, zwei Überfälle auf eine Berliner Unternehmerfamilie 2011 und die Entführung eines Unternehmers 2012, droht einem möglicherweise Unschuldigen eine Verurteilung zu lebenslanger Haft.“ Zu diesem Ergebnis kommt die Tageszeitung nach eigenen Recherchen.
Die Anklagepunkte lauten versuchter Mord, versuchte Tötung, gefährliche Körperverletzung und schwere räuberische Erpressung. Neben dem vor dem Landgericht Frankfurt/Oder stehenden 47jährigen Dachdecker gibt es nach den Tagesspiegel-Recherchen einen weiteren Verdächtigen: ein Brandenburger Polizeibeamter. Doch dieser Spur gingen die Ermittler nur mit angezogener Handbremse nach und legten den Verdacht vorschnell zu den Akten.
Der Prozess war überschattet von Kritik, die Beamte der Mordkommission äußerten. „Sie hatten bemängelt, dass sie Zweifeln an der Darstellung des Berliner Unternehmers Stefan T. , der im Oktober 2012 aus seinem Haus am Storkower See entführt worden war, nicht nachgehen durften. Aus ihrer Sicht ist auf Weisung von Vorgesetzten nur einseitig ermittelt und das Verfahren vorschnell auf den Dachdecker ausgerichtet worden, schreibt der „Tagesspiegel“. Dessen Recherchen zeigen nun, dass die Ermittler bei dem ehemaligen Polizeibeamten eine schlüssige Indizienkette häten finden können.
„Der Tagesspiegel“ berichtete bereits an den Vortagen intensiv über den Fall und legte am vergangenen Sonnabend auf drei vollen Zeitungsseiten umfangreiches Hintergrundmaterial vor. Die Staatsanwaltschaft will sich nach eigenen Angaben Anfang dieser Woche mit den Recherche-Ergebnissen der Journalisten beschäftigen. ++ (ju/mgn/18.05.15 – 113)
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