Berlin, 10. Januar 2012 (ADN). Die bundesdeutsche Industrie hat Michail Gorbatschow im Jahre 1988 irrwitzig hohe Geldbeträge geboten, um ohne Einschränkung auf dem riesigen Markt der Sowjetunion operieren zu können. Das erklärte der russische Historiker Prof. Dr. Boris Kharkin am heutigen Dienstagabend in Berlin gegenüber der Nachrichtenagentur ADN. Diese und andere bislang weitgehend unbekannte und nicht öffentlich gemachte Tatbestände im Zusammenhang mit der deutschen Wiedervereinigung werde er demnnächst mit zahlreichen historischen Details publizieren. Dazu erscheine noch in diesem Jahr eine ganze Ausgabe der Zeitschrift „Neue und Neueste Geschichte“.

Kharkin, der an diversen russischen wissenschaftlichen Instituten und Universitäten forscht und lehrt, berichtete im Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst über das Labyrinth, durch das die zwischen Hitler und Stalin geschlossenen deutsch-sowjetischen Geheimverträge irrten, bevor sie erst nach 50 Jahren ans Licht kamen. Zu den Hauptakteuren, die die Existenz dieses Hitler-Stalin-Paktes in dieser langen Zeit leugneten, gehören Leonid Breschnew, Andrei Gromyko und Michail Gorbatschow. Da die deutschen Originale während des Bombenkrieges in Berlin vernichtet wurden, blieben nur Kopien aus dem Geheimarchiv des Büros von Reichaußenminister Joachim von Ribbentrop erhalten, wurden im Thüringer Wald ausgelagert und dort zu Kriegsende von einer angloamerikanischen Aufklärungseinheit erbeutet.

Die gegengezeichneten sowjetischen Originale tauchten erst in den 90er Jahren nach einem kaum überschaubaren Zick-Zack-Weg durch sowjetische Archive auf. Zum Kern der fieberhaft gesuchten Geheimprotokolle des Paktes gehört das Kuvert Nummer 34, das als „verschlossenes Papier“durch zahllose sowjetische Archive kursierte und am 10. Juli 1987 erstmals heimlich geöffnet wurde. Es besteht aus acht Vertragsdokumenten unterschiedlichster Übereinkünfte. Eine Abmachung bestand darin, dass die deutsche Kriegsmarine in Häfen der sowjetischen Nordmeerflotte in und um Murmansk ankern durfte, um den Angriff auf Norwegen vorzubereiten. In einem weiteren mit Nummer 38 gekennzeichneten Kuvert waren zwei Landkarten enthalten, auf denen der Verlauf der gemäß der Vereinbarung veränderten Grenzziehung zwischen Polen, Deutschland, der Sowjetunion und den baltischen Staaten zu erkennen ist. ++ (ml/mgn/10.01.12 – 10)

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