Archive für Beiträge mit Schlagwort: Diabetes

Frankfurt am Main, 11. Mai 2013 (ADN). Auf 30 Prozent der Güter können wir verzichten, ohne nennenswert Lebensqualität einzubüßen. Das erklärte der ehemalige Handels-Manager Klaus Wiegandt gegenüber der „Lebensmittel Zeitung“. Der seinerzeitige Chef der Metro AG, der sich nach seinem Rückzug aus dem Berufsleben in der Stiftung „Forum für Verantwortung“ engagiert, äußerte sich in einem ausführlichen Interview zu Fragen der lokalen und globalen Nachhaltigkeit. Trotz dieser Erkenntnis ziele die derzeitige Werbung jedoch weiterhin zum Großteil darauf ab, Produkte zu verkaufen, die die Menschen gar nicht brauchen oder sogar gar nicht wollten. Das seien systemische Zwänge, der Wachstumsimperativ des Marktes, aber auch ein Aspekt der Verschwendung.

Eine wesentliche Schwäche ist das Fehlen wahrer Preise auf den Weltmärkten, so Wiegandt. Die Externalisierung und Verlagerung der ökologischen Kosten auf die Allgemeinheit führe zu enormen Verzerrungen der Wertschöpfungskette rund um den Globus. Eine solche Gesamtrechnung gehe nicht auf. Beispielsweise ergebe die kritische Analyse eines Big Mac von McDonalds als Sinnbild der Fast-Food-Kultur durch Diabetes, Fettleibigkeit und Umweltschäden so hohe Kosten, dass dafür eigentlich in Wahrheit 200 Dollar zu zahlen wären und nicht nur vier Dollar.

Um generell umzusteuern, das Wohlstandsmodell langsam umzudrehen und die Wirtschaft in eine nachhaltige Entwicklung umzustrukturieren, hält Wiegandt einen Zeitpuffer von 15 bis 20 Jahren für nötig. Auf diesem Wege müssten die Kohlendioxid-Emissionen von heute 34 auf 14 Milliarden Tonnen im Jahr 2050 reduziert werden. Allein ein sofortiger Stopp des Abholzens des Regenwaldes brächte eine Reduzierung von drei Milliarden Tonnen Kohlendioxid. ++ (nh/mgn/11.05.13 – 125)

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Leipzig/Mailand, 23. September 2012 (ADN). Die Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Pädiatrische Endokrinologie (ESPE) ist am heutigen Sonntag in Leipzig mit einem Besuch von 70 afrikanischen Kinderärzten in der Universitätsklinik Leipzig zu Ende gegangen. Sie waren Gäste der Konferenz und der Universität, weil es Afrika nach Angaben von Prof. Wieland Kiess, Direktor der Kinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Leipzig und ESPE-Präsident 2012, besonders an Programmen zur gesundlichen Grundversorgung und pädiatrischen Forschung mangelt. Als Hauptvoraussetzung fehle es nicht an der finanziellen Ausstattung, sondern an ausreichender Bildung.

Schwerpunktthemen der Tagung, an der mehr als 3.100 Kinderärzte, Biochemiker, Psychologen und andere Experten aus 69 Ländern teilnahmen, waren endokrinologische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter wie Schilddrüsenerkrankungen, Störungen der sexuellen Differenzierung sowie Adipositas und Diabetes. Dazu teilte Prof. Francesco Chiarelli aus dem italienischen Chieti, Direktor der pedriatischen Klinik der Universita degli studi-azienda ASL, mit, dass immer häufiger jüngere Kinder und sogar Neugeborene von Diabetes Typ I befallen sind. Es sei bemerkenswert, dass dieses Phänomen in Finnland und Sardinien besonders schwerwiegend ist. Dort betreffe es im Durchschnitt eins von 200 Kinder, das unter dieser Krankheit leidet. Die Ursache dafür, dass Diabetes in diesen europäischen Regionen so verbreitet ist,  sei noch nicht geklärt. Solche Patienten müssten lebenslänglich mit Spritzen behandelt werden, wenn sich keine andere Lösung in Zukunft finden lässt. Nach den Worten von Chiarelli, der im nächsten Jahr einen Weltkongress in Mailand auf diesem Medizin-Sektor kordiniert, haben Diabetes I und II viele andere Krankheiten zur Folge. Darin liege die große Bedeutung, an der Ursachenklärung intensiv zu arbeiten.

Prof. Annette Grüters-Kieslich, Dekanin der Charite-Universitätsmedizin Berlin,  wies darauf hin, dass es in den USA und Europa zu schwerwiegenden Ungerechtigkeiten bei der medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen kommt. Hauptgründe seien der schlechte soziale Status und die zu geringe Bildung. Sie nannte beispielhaft Schilddrüsenprobleme. Nur eines von 3.000 davon betroffenen Kindern wird geheilt und vor einer dauerhaften geistigen Behinderung bewahrt. ++ (ge/mgn/23.09.12 – 271) +

Hamburg/München/Leipzig/New York, 19. September 2012 (ADN). Der Zuckeranteil ist fast ausnahmslos in Produkten von Frühstücks-Flocken für Kinder zu hoch. In jeder zweiten Packung steckten mindestens 30 Prozent Zucker, zitiert am heutigen Mittwoch das Internet-Portal sueddeutsche.de die Verbraucherorganisation Foodwatch. Sie habe festgestellt, dass vier von fünf Produkten noch einen Zuckeranteil von mehr als 20 Prozent enthalten. Bei nicht einmal sechs Prozent liege der Zuckeranteil unter zehn Prozent. In die Analyse waren 143 Produkte einbezogen, die als besonders für Kinder geeignet beworben wurden.

Dem Bericht zufolge erklärte Foodwatch-Mitarbeiter Oliver Huizinga: „Frühstücks-Flocken für Kinder sind in der Regel schlicht Süßigkeiten mit Müsli-Anstrich.“ Die Industrie präsentiere letztlich ein billiges Gemisch aus Mehlpampe und Zucker. Für die Nahrungsmittelfirmen verkörpern die Flocken mit der billigen Zutat ein einträgliches Geschäft. Für die Gesundheit der Kinder sei das jedoch fatal. 

Auf die globale Gefahr derartiger Methoden hatte zu Beginn dieses Monats das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ in einem Schwerpunktbeitrag unter dem Titel „Die süße Droge“ hingewiesen. „Der Zuckerkonsum hat sich weltweit innerhalb von 50 Jahren verdreifacht, auf derzeit 165 Millionen Tonnen pro Jahr. In den Entwicklungs- und Schwellenländern kurbelt der zunehmende Wohlstand den Verzehr von Zucker besonders an. Parallel dazu verbreiten sich dort westliche Zivilisationskrankheiten wie Fettleibigkeit, Diabetes und Herz-Kreislauf-Störungen.“

Das Printmedium schildert das perfide Vorgehen der Agrar- und Lebensmittelkonzerne bis in internationale Gremien hinein. Als Kronzeugin sagte die New Yorker Ernährungswissenschaftlerin Marion Nestle während einer Konferenz der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einem Gespräch, dass diese Organisation bereits im Jahr 2003 eine international gültige Empfehlung abgeben wollte, nicht mehr als zehn Prozent der täglichen Kalorienzufuhr durch Zucker zu decken. Zuckerverbände und Süßgetränkehersteller seien dagegen Sturm gelaufen. „Ihre Lobby ist so mächtig, dass sie die Politik komplett blockieren können“, erklärte die 75jährige. Am Ende stand nur ein vager Ratschlag der WHO, den Konsum von Zucker zu reduzieren.

In der Bundesrepublik Deutschland versuchen die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker und der Verein der Zuckerindustrie ihre kommerziellen Ziele mit ungerechtfertigten und abwegigen Behauptungen zu tarnen. So vertraten deren Repräsentanten gegenüber dem Hamburger Nachrichtenmagazin die Auffassung, dass der Zusammenhang zwischen Zucker und ernährungsmitbedingten Krankheiten überschätzt wird.  Sie geben jedoch zu, dass der Gebrauch von Zucker in Fertigwaren, Gebäck und Getränken enorm zugenommen hat. Nur 17 Prozent des Zuckers würden heute noch direkt zum Kochen und Backen zu Hause verwendet.

Dem seit vielen Jahren andauernden Versuchen, dem Trend hin zu ungesunden Ernährungsweisen entgegenzuwirken, ist nun jüngst eine neue Initiative hinzugefügt worden. Das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum Adipositas-Erkrankungen (IFB) der Universität Leipzig baut sein Hilfsangebot für junge Menschen mit wiederkehrenden Ess-Anfällen aus.  Prof. Dr. Anja Hilbert gesteht zu, dass gerade bei Jugendlichen die bisherigen Offerten „nicht dem tatsächlichen Bedarf entsprechen“. Derartige Störungen, die mit starken psychischen Belastungen und dem Risiko zu Übergewicht und Adipositas verbunden sind,  seien bisher vernachlässigt worden. Deswegen gebe es nun bundesweit erstmalig in Leipzig ein kostenloses Beratungs-Projekt für junge Leute, das vier Monate dauert und innerhalb einer wissenschaftlichen Studie abgearbeitet wird. Dazu werde das IFB mit Schulen, Ärzten und Jugendeinrichtungen kooperieren. Das Angebot richte sich an Mädchen und Jungen ab dem 12. Lebensjahr sowie an Jugendliche und junge Erwachsene bis zum 20. Lebensjahr.  Nach den Worten der auf Verhaltensmedizin spezialisierten Wissenschaftlerin werden die Teilnehmer individuell beraten und trainiert, um ihr Ess-Verhalten in den Griff zu bekommen und den persönlichen Teufelskreis der Ess-Anfälle zu durchbrechen. ++ (ge/mgn/19.09.12 – 267)

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