Archive für Beiträge mit Schlagwort: Energiewende

Leipzig, 20. Mai 2015 (ADN). Ein 90jähriger deutscher Rentner lernt am schnellsten Chinesisch, wenn er sich in eine 60jährige Chinesin verliebt. Auf der Volkshochschule wird er es nie schaffen. Mit dieser äußerst unkonventionellen, aus der Hirnforschung stammenden Erkenntnis erklärte Prof. Timo Leukefeld am Mittwoch in Leipzig, warum die Sektoren Mobilität und Wärme bei der Diskussion um die Energiewende überhaupt keine Rolle spielen und total vernachlässigt werden.  Bei der Podiumsdiskussion des Akademischen Energievereins der Universität Leipzig ließ der Firmeninhaber und Schöpfer des ersten energieautarken Hauses weiter wissen, dass in der modernen Zeit zwei Ressourcen schwinden: Das sind Geist und Geld. Deswegen werde die Energiewende auch so einseitig auf die Stromerzeugung reduziert. Zudem sei die auch der Grund dafür, dass das mit Elektroenergie angetriebene Auto für den Normalbürger heutzutage völlig unattraktiv ist.

Leukefeld forderte zu kreativen Lösungen auf. Der Bau und Betrieb eines energieautarken Hauses sei eine günstigere Investition als die in ein handelsübliches Altersvorsorgeprodukt einer Bank. Ein solches Haus koste zwar schlüsselfertig etwa 400.000 Euro. Allerdings wögen sich die Mehrkosten von 90.000 Euro sehr schnell auf. Allein das Wissen des Hausbesitzers, seine eigene Energie zu produzieren, erzeuge eine ungeheure emotionale Stimmung.

Bei dem Forum wurde festgestellt, dass in Deutschland nur elf Prozent der Wärme aus regenerativen Energiequellen stammen. Bei der Mobilität liegt der Anteil noch niedriger – unter sechs Prozent. ++ (wi/mgn/20.05.15 – 114)

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München/Mainz, 17. Mai 2015 (ADN). Wie die Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Claudia Kämpfert, am Sonntagabend in der Nachrichtensendung des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) erklärte, gibt es nicht nur Bürgerproteste in Bayern, sondern auch in anderen Bundesländern gegen die Stromtrassen-Pläne des Bundes. Nur außerhalb von Bayern sei man mit den widerständigen Bürgern in Dialog getreten. Kurze Zeit zuvor wurde von demselben Fernsehkanal allerdings in einer Dokumentation gezeigt, dass beispielsweise an einer solch umstrittenen Stromtrasse durch den Thüringer Wald bei Langewiesen im Ilmkreis längst gearbeitet wird. Masten für die 1.000-Kilovolt-Leitung wurden aufgestellt und die Übertragungsseile gezogen.

Von der bayrischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner war am Wochenende energischer Widerstand gegen die bundesweiten Trassenprojekte zur Übertragung von im Norden Deutschlands erzeugtem Windstrom nach Süddeutschland angekündigt worden. Einer Stellungnahme des bayrischen Wirtschaftsministeriums zu einem Entwurf der Bundesnetzagentur war zu entnehmen, dass die sogenannte Suedlink-trasse nach Westen verschoben werden soll. Sie würde dann durch Baden-Württemberg und Hessen statt durch Bayern führen. ++ (en/mgn/17.05.15 – 112)

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Neu Delhi/Berlin/Heidenheim, 22. März 2015 (ADN). Verschmutztes Wasser ist Hauptursache von Krankheiten. Das geht aus dem in Neu Delhi vorgestellten Weltwasserbericht hervor, der anlässlich des heutigen Weltwassertages präsentiert wurde. Eine höhere Wasserqualität sei insbesondere angesichts der Tatsache erforderlich, dass die Weltbevölkerung bis zum Jahre 2050 auf schätzungsweise neun Milliarden Menschen steigen wird. Der Rapport zeigt Fallbeispiele, an denen nachgewiesen wird, dass Wasser für eine nachhaltige Entwicklung entscheidend ist. Die UNESCO fordert angesichts dieses Bericht, der seit 2014 jährlich vorgelegt wird, die Wasserpolitik besser zu koordinieren, da dies auf Armut, Ernährung und Energieversorgung hohen Einfluss hat.

In Europa ist beispielsweise das Wasserkraft-Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft. Einer in dem März-Informationsdienst „Wasser und Abwasser“ vorgestellten Studie ist das Gelingen der europäischen Energiewende ohne Wasserkraft nicht machbar. Dies stellte sich nach der Befragung von 600 Energieexperten durch das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid heraus. Deutschland, Österreich und die Schweiz könnten mit Hilfe von Pumpspeichern zur Batterie Europas werde, sagte Heike Bergmann auf der Geschäftsführung des Unternehmens Voith Hydro Deutschland, das die Untersuchung in Auftraggegeben hatte.

In Deutschland hat Wasserkraft nur einen Anteil von 3,5 Prozent an der nationalen Energieversorgung. Es gibt zwar rund 50.000 Staudämme oder -wehre, von denen allerdings nur 7.000 mit Wasserkraftanlagen ausgerüstet sind. Wasserkraft wird vor allem wegen ihres geringen Kohlendioxid-Ausstoßes und ihrer Speicherfähigkeit für das Erreichen der Klimaziele angesehen. In Österreich, der Schweiz und in Norwegen spielt Wasserkraft eine zentrale Rolle im nationalen Energiediskurs. ++ (na/mgn/22.03.15 – 72)

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Leipzig, 14. Oktober 2014 (ADN). Derzeit entsteht eine Energieversorgungsleitung von deutschem Terrain nach Norwegen. Das skandinavische Land wird mit seinen Pumpspeicherwerken Deutschland und Zentraleuropa als „grüne Batterie“ dienen. Das erklärte Prof. Claudia Kempfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW) am Dienstagabend in der Universität Leipzig unter dem Motto „Quo vadis Energiewende ?“ zum Auftakt einer vom Akademischen Energieverein Leipzig (AEL) organisierten Ringvorlesung.  Die Norweger seien im Vergleich zu den skeptischen Deutschen regelrechte Energiewende-Fans und verfolgen diese elementaren Veränderungen in der Energiewirtschaft mit höchster Aufmerksamkeit.

Die Energieexpertin bedauert es, dass unter dem Sammelbegriff Energiewende sehr einseitig lediglich eine neue Stromversorgung diskutiert und  konzipiert wird. Völlig vernachlässigt werden nach ihrer Meinung die Bereiche Verkehr und Wärme. Diese derzeit fast stagnierenden Sektoren in die Debatte über die Energiewende gleichrangig einzubeziehen, sei ihr eine Herzensangelegenheit. Sie verdeutlichte das enorme Gewicht des Sektors Wärme an dem überzeugenden Beispiel der Gebäude-Effizienz. Investitionen in den Gebäudebestand in Höhe von neun Milliarden Euro bis zum Jahr 2020 brächten eine Einsparung von Energiekosten im Umfang von elf Milliarden Euro. „Leider spielt das keine Rolle in der Politik,“ beklagt Kempfert. Bayern und sein Ministerpräsident Seehofer mit seiner fahrigen und nebulösen Ablehnung bestimmter Energietrassen spielten dabei ein besonders negative Rolle.

Zu Kempferts Credo gehören die Verbesserung der Energieeffizienz und den Wiederaufbau des Emissionsrechtehandels. Er befinde sich derzeit auf dem Nullpunkt und sei in der gegenwärtigen Funktionsweise nicht praktikabel. Sogar die Amerikaner, die ihn sehr befürwortet hatten, würden auf andere Steuerungselemente umschwenken.  ++ (ew/mgn/14.10.14 – 286)

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Berlin/Zürich/Wien, 26. August 2014 (ADN). In den Strukturen des deutschen Staates liegen Schwächen verborgen, über die in der Öffentlichkeit selten debattiert wird. Diese Feststellung trifft der Korrespondent der „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ), Matthias Benz, in der Dienstagausgabe in einem einseitigen Beitrag unter den Überschriften „Risse in Deutschlands schöner Fassade“ und „Es ist etwas faul im Staate Deutschland“. Die erste Schwäche betreffe den deutschen Föderalismus. Es gebe zwar – ähnlich wie in der Schweiz – neben dem Bund die Ebenen der Länder und der Gemeinden. Das spiegele die Vielfalt des Landes und bringe im Prinzip eine willkommene Dezentralisierung der Politik. „Aber der deutsche Föderalismus hat sich längst von der Idealvorstellung entfernt, dass die Gebietskörperschaften mit einem möglichst effizienten Angebot an öffentlichen Leistungen um die Gunst der Bürger und Unternehmen werben,“ bilanziert der Wirtschaftsjournalist nach fünfjähriger Tätigkeit in Berlin, das er nun in Richtung Wien verlässt. Das liege daran, das in Deutschland ein „kooperativer“ und kein „wettbewerblicher“ Föderalismus herrscht. „Man ist gefangen in einem großen Steuerverbund von Bund, Ländern und Gemeinden. Die Degenerationserscheinungen sind unübersehbar, “ erkennt Benz zutreffend. Die Selbstverantwortung werde durch den Länderfinanzausgleich untergraben. Das Bestreben nach gleichwertigen Lebensverhältnissen überall verhindere einen gedeihlichen Wettbewerb um eine bessere Staatstätigkeit.

Die zweite Schwäche der staatlichen Strukturen besteht nach Ansicht des Schweizer Korrespondenten in einem Mangel an demokratischer Mitbestimmung. „Das Land kennt zu wenig direkte Demokratie. Die Bundespolitiker müssen sich nur alle vier Jahre bei Wahlen den Bürgern stellen; im Übrigen spielen deren Präferenzen im politischen Berlin kaum eine Rolle. So konnten die Bürger etwa zu den grossen wirtschaftspolitischen Fragen – Euro-Rettung, Energiewende, Mindestlohn – nie direkt Stellung nehmen. Was die Deutschen zu diesen Themen wirklich denken, weiss man nicht. Die häufig bemühten Umfragen sind dazu nach aller Erfahrung unbrauchbar, wie viele Beispiele von Schweizer Abstimmungen zeigen.“ Daraus schlussfolgert Benz abschließend: Deutschland sollte mehr direkte Demokratie und einen wettbewerblichen Föderalismus wagen. ++ (wi/mgn/26.08.14 -237)

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Berlin, 6. Mai 2014 (ADN). Trotz enormer Förderung erneuerbarer Energien wurden 2013 in deutschen Braunkohlekraftwerken mehr als 162 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugt. Das ist der höchste Wert seit 1990, als noch viele alte DDR-Kraftwerke in der Lausitz und im Mitteldeutschen Revier bei Halle und Leipzig in Betrieb waren. Diese ernüchternden und aktuellen Angaben, die der allerorten proklamierten und lauthals verkündeten Energiewende zuwiderlaufen, stammen von der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen. Danach war Braunkohle im vergangenen Jahr der wichtigste Energieträger vor Erneuerbaren mit 147,1 Milliarden kWh und der Steinkohle mit 124 Milliarden kWh. Experten erwarten einen weiteren Anstieg der deutschen Kohlendioxid-Emissionen.

Damit ist der Nachweis erbracht, dass die Kohle-Dreckschleudern fröhliche Urständ feiern. Sie gehörten vor 25 Jahren zu den Hauptkritikpunkten der Akteure der Friedlichen Revolution, die zum Untergang der DDR führte. ++ (ew/mgn/06.05.14 – 125)

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11. November 2013 (ADN). Ein Patentrezept für die Energiewende liefert der Unternehmer Matthias Willenbacher. In seinem Buch „Ein unmoralisches Angebot an die Kanzlerin“ erläutert er, wie die Energieproduktion bis 2020 zu 100 Prozent auf die Basis erneuerbarer Energien gestellt werden und damit die großen Stromkonzerne in sieben Jahren versenkt werden können. Seine „Zauberformel“ lautet: Energie aus Wind und Sonne so dicht wie möglich am Verbrauchsort erzeugen und so Leitungs- und Speicherkosten sparen.

Der Plan von Willenbacher ist auch deshalb visionär und bemerkenswert, weil er liebgewordene Überzeugungen einfach über Bord wirft, schreibt das Monatsperiodikum „Energiedepesche“. Nicht mehr, sondern besere Windräder als heute, keine neuen Hochspannungstrassen und keine Offshore-Anlagen sind das Maß aller Dinge, mit dem der Erfolg der bislang im Nebulösen dahindämmernden Energiewende zu messen sei. Windkraft kann nach Auffassung von Willenbacher in sieben Jahren fünf- bis sechsmal so viel Strom liefern im Vergleich zur Gegenwart. Diese 320 statt 62 Terawattstunden (TWh) sind produzierbar, ohne die Zahl der Anlagen zu erhöhen. Stattdessen sollen die vorhandenen 23.000 Windanlagen modernisiert werden, sodass sich die Leistung jeder von ihnen von 31 auf 80 Gigawatt (GW) jährlich erhöht. Des Rätsels Lösung besteht nach Meinung des Unternehmers u. a. darin, die jährlichen Voll-Laststunden zu verdoppeln. Bisher werden sie als gottgegeben und unverbesserlich betrachtet. „Würde man ein riesiges Windrad mit einem sehr großen Rotor bauen, das sich schon beim kleinsten Windhauch dreht und dabei nur maximal ein Kilowatt Leistung liefert, dann liefe dieses Windrad außer bei völliger Windstille praktisch für das ganze Jahr auf Nennleistung – entsprechend läge die Voll-Laststundenzahl in etwa bei 8.000“, schreibt die „Energiedepesche“. Die Zahl der Voll-Laststunden lasse sich auch bei Solaranlagen erhöhen.

Mit der Energiewende kann die Abhängigkeit von den Großkonzernen beendet werden. An ihre Stelle treten Genossenschaften, Kommunen,Stadtwerke und engagierte Bürger. „Das bedeutet mehr Demokratie, macht die Gesellschaft unabhängiger und freier, schließt die Zeitschrift. ++ (nh/mgn/11.11.13 -309)

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Havanna/Berlin, 28. September 2013 (ADN). „Die Energierevolution in Kuba in den Jahren 2004/2005 stützte sich auf Ansätze, die auch für Deutschland von Interesse sein könnten.“ Das stellte der angesehene Energieexperte und Sachbuchautor Dieter Seifried in der jüngsten Ausgabe der Quartalszeitschrift „Energiedepesche“ fest. Ineffiziente Altgeräte seien durch effizientere Geräte ersetzt worden. Gleichzeitig habe man die Stromtarife so angepasst, dass Vielverbraucher deutlich mehr zu bezahlen haben. Zudem wurde der Kauf von Elektrizität sparenden Haushaltsgeräten durch Sozialkredite unterstützt.

Der Erfolg trat rasch ein. Gab es im Jahr 2005 an 224 Tagen Blackouts, die mehr als 100 Megawat (MW) Leistung umfassten und länger als eine Stunde dauerten, wurden bereits 2007 keine großflächigen Stromausfälle mehr registriert. Das blieb nicht die einzige Überraschung der Energierevolution, die seinerzeit noch von Fidel Castro als Energierevolution ausgerufen wurde. Kuba hatte bislang auf eine zentrale Stromversorgung mit großen Ölkraftwerken gesetzt. Nun investierten die Kubaner in dezentrale Kraftwerke in der Region. Damit wurde auch die Chance wahrgenommen, regenerativen Energiequellen zum Durchbruch zu verhelfen.

Nach den Worten von Seifried, der von 1983 bis 1999 Koordinator und Projektleiter des Freiburger Öko-Instituts war, verkörperte die radikale Abkehr von der Glühlampe den ersten Schritt der Energierevolution. Studenten und Sozialarbeiter setzten das ins Werk. Sie zogen von Haus zu Haus und tauschten kostenlos alle Glühbirnen gegen Stromsparlampen. Nach den Glühlampen kamen die Ventilatoren an die Reihe. Nach Angaben des staatlichen Energieversorgers UNE wurden 1,04 Millionen Altgeräte ausgetauscht und verschrottet. Das größte Einsparpotential boten die Kühlschränke. 2,55 Millionen Kühlgeräte wurden durch effiziente Modelle aus China ersetzt. Mehr als 90 Prozent der kubanischen Haushalte machten mit.

In Deutschland ist eine solche Umtauschaktion von Kühlschränken, die nach Auffassung von Seifried ein Quantensprung wäre, bislang am Wirtschaftsministerium gescheitert. Dabei habe ein Feldversuch in Freiburg bereits im Jahr 2008 gezeigt, dass ein Kühlschranktausch aus volkswirtschaftlicher Sicht lohnenswert ist. „Hier scheinen uns die Kubaner um einiges voraus zu sein“, erklärt er und ergänzt: „Auch bei der Tarifgestaltung lohnt sich ein kleiner Ausflug nach Kuba“. ++ (wi/mgn/28.09.13 – 265)

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Leipzig/Cottbus, 16. September 2013 (ADN). Die Renaissance der Kohle ist weltweit in vollem Gange. Das erklärte der renommierte Klimaforscher Prof. Ottmar Edenhofer am Montag in Leipzig vor fachkundigem Publikum aus ganz Deutschland im Umweltforschungszentrum der Helmholtz-Gesellschaft (UFZ). Trotz Gasrevolution in den Vereingten Staaten von Amerika (USA) werde das Land derzeit zum Nettoexporteur für Kohle und beliefere China, Indien und sogar Europa mit diesem konventionellen Energieträger. Edenhofer stellte angesichts dieser scheinbar unerwarteten Entwicklung in der Menschheitsgeschichte fest, dass keine Knappheit an fossilen Energieträgern herrsche, sondern eine Knappheit der Senken von Kohlendioxid, beispielsweise an Wäldern. Er zog daraus die drastische Konsequenz: „Wir werden die Besitzer von Kohle, Öl und Gas enteignen müssen“. Um eine internationale Kooperation zwischen den Nationalstaaten zu erreichen, müssten Anreize für diejenigen geschaffen werden, die am Klimawandel gar kein Interesse haben. Einen solchen Anreiz böte die Einführung einer Kohlendioxid-Steuer, die letztlich eine Senkung der Steuern auf Arbeit und Kapital ermöglichen würde. Insofern müssten zugunsten eines tatsächlichen Klimawandels die Finanzminister in die Verhandlungen eines internationalen Klimaabkommen einbezogen werden, mit dessen Abschluss er in den nächsten fünf bis zehn Jahren nicht rechnet.
Für Europa und Deutschland prognostizierte Edenhofer ebenfalls, dass die Kohle wieder rentabel wird, auch wenn derzeit noch Gaskraftwerke im System sind.

Der Vortrag des Chefökonomen am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) stand unter dem Titel „Klimawandel, Energiewende, Wachstum und Nachhaltigkeit – Wissenschaftler als Karthographen für die Politik – Über Modelle, Spielregeln, Grauzonen und Fallstricke wissenschaftlicher Politikberatung.“ Ausgangspunkt seiner Ausführungen waren relevante General-Aussagen von Gesellschaftskritikern und Wirtschaftswissenschaftlern wie Karl Marx, John M. Keynes, Joseph Schumpeter, Max Weber und Garrett Hardin. Letzterer hatte aus seinen Untersuchungen zur Zukunft der Menschheit die düstere Voraussage getroffen: „Die Titanic wird den Eisberg rammen, aber die Rettungsboote werden nicht für alle ausreichen.“
Klimawissenschaftler Edenhofer forderte, möglichst viele für die Situation zu sensibilisieren. „Wir brauchen globale sowie viele subnationale und lokale Initiativen. Die Leute müssen mitgenommen werden, auch um Gefahren zu verdeutlichen.“
Unter Edenhofers Leitung entstand der IPCC-Sonderbericht zu Erneuerbaren Energien und der Vermeidung des Klimawandels (SRREN) sowie das Konzept für den transatlantischen Kohlenstoffmarkt. Zudem entwarf er den „Global Deal“ für den Klimaschutz.

Am selben Tag hatten sich im Lausitzer Kohlerevier Greenpeace-Aktivisten an Eisenbahngleise gekettet und die Rohstoff-Versorgung unterbrochen. Damit protestierten sie gegen die Ausdehnung des Abbaus von Braunkohle durch den schwedischen Energiekonzern Vattenfall in Ostdeutschland. ++ (kl/mgn/16.09.13 – 254)

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Berlin/Leipzig, 18. Oktober 2012 (ADN). Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz beziffert in einer Hochrechnung die Zahl der jährlichen Stromsperren auf 786.255 betroffene Haushalte im dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland (BRD). Rund 600.000 lautet die Schätzung der Partnerorganisation in Nordrhein-Westfalen (NRW). Sie ist bei ihren Berechnungen von der tatsächlichen Ziffer von 120.000 Stromsperren in NRW ausgegangen. Diese Angaben macht die Zeitschrift „Energiedepesche“ in ihrer jüngsten Ausgabe. Darin wird darauf hingewiesen, dass mindestens ein Drittel der Sperrungen illegal ist. Gesetzlich vorgeschriebene Fristen wurden von den Energieversorgern einfach umgangen oder falsche Rechnungen erstellt. Im Übrigen wies die Publikation auf das menschenverachtende Vorgehen gegen die Kunden hin. Insofern kommen die Versorgungsunternehmen mit den allgemeingültigen Menschenrechtsregeln in Konflikt. Es werden überzeugende Beispiele genannt, mit denen das Desinteresse der Energiefirmen an dem Schicksal der betroffenen Kunden belegt wird. So wurden einer Mutter von zwei kleinen Kindern mitten im Winter Strom und Gas abgedreht, weil sie mit zwei Ratenzahlungen im Rückstand war. Die Frau war gezwungen, zu ihrer Mutter zu ziehen. Ansonsten wäre sie mit den Kindern in eine lebensbedrohliche Lage geraten.

Dass solche Fälle dann tatsächlich eintreten, zeigt der tödliche Ausgang eines Wohnungsbrandes in Leipzig. Dem alleinstehenden Mieter war der Strom abgesperrt worden. Um in seiner Not etwas Licht zu schaffen, hatte er eine Kerze angezündet. Er schlief darüber ein und das Feuer der unbeaufsichtigten Kerze erfasste die ganze Wohnung. Der Mann verbrannte. Die für die Stromsperrung verantwortlichen Stadtwerke Leipzig empfanden keinerlei Verantwortungsbewusstsein. Polizei und Staatsanwaltschaft zogen keine juristischen Konsequenzen. Die Tragödie wurde als Unglücksfall eingestuft.

Abzusehen ist, dass die Situation sich noch weiter verschärft, indem im Zusammenhang mit der sogenannten Energiewende erhebliche Preiserhöhungen zu erwarten sind. So weist der Vorsitzende des Vereins der Energieverbraucher, Aribert Peters, auf erhöhte Netzentgelte hin. Sie sollen insbesondere den Privathaushalten angelastet werden. Andererseits werden Wirtschaftsunternehmen zunehmend davon befreit. Nach den Worten von Peters ist das eine sehr große Ungerechtigkeit. Zudem sei das höhere Netzentgelt bereits in den derzeitigen Preisen enthalten. Auf diese Weise wird die ohnehin wachsende Stromarmut zusätzlich angeheizt. ++ (so/mgn/18.10.12 – 297)

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