Archive für Beiträge mit Schlagwort: Evangelische Kirche

München, 18. Juli 2015 (ADN). fast 218.000 Katholiken sind aus der Insitution Kirche ausgetreten. Bei der Evangelischen sollen es noch weit mehr – über 400.000 sein. Eine präzise Ziffer liegt noch nicht vor. Das sind Rekordzahlen. Sie resultieren nur zum Teil wegen der jüngsten Skandale oder der neuen automatischen Abzugsregel der Kirchensteuer. „Sie haben es getan, weil sie enttäuscht sind oder weil sie nur noch wenig mit der Kirche verbinden“, schreibt die  „Süddeutsche Zeitung“ am Wochenende. Sie prognostiziert, dass sich die religiöse und konfessionelle Landschaft in der kommenden Generation sehr ändern wird. Es werde weiterhin christlich geprägte Gegenden geben, aber auch Regionen, in der die Christen eine Minderheit sind. „Kirchliche Erfahrungen und Sozialisationen werden abnehmen – schon heute wissen viele Leute nicht mehr, ob sie sieben oder zehn  Gebote ignorieren. Religion und Glaube werden bunt, individuell und vielfältig werden; kleine, entschiedene, auch radikale Gruppen könnten an Einfluss gewinnen. Der Islam wird verstärkt seinen Platz suchen. Vor allem aber werden deutlich mehr Menschen sagen: Ich glaube nichts – und mir fehlt nichts.“ Die Leute verschwinden in jene r Gleichgültigkeit, unter der quasi alle Institutionen außer den unkaputtbaren Fußballverbänden leiden. ++ (re/mgn/18.07.15 – 157)

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Berlin, 5. Februar 2015 (ADN). In Deutschlands Städten und Ballungszentren werden die Bauflächen knapp. Als bislang ungenutzte Platzreserve für den Wohnungsbau sind nun Friedhöfe im Visier. Per Umwidmung werden überflüssig geworden e Friedhöfe zu Bauland. Konkrete Überlegungen Pläne dafür gibt es in Rüsselsheim, Essen, Hannover und Ludwigsburg, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) am Donnerstag. „Es wäre unverantwortlich, nicht darüber nachzudenken“, wird Berlins neuer Regierender Bürgermeister, Michael Müller, wiedergegeben. 

Berlin ist reich an Friedhöfen. 220 Bestattungsstätten sind registriert. Die Mehrzahl – nämlich 117 – gehören der evangelischen Kirche. 84 sind in städtischem Besitz, 38 schon komplett geschlossen. Tendenz steigen. Berlins Sterberate sinkt. Noch im Jahr 1991 starben 43.654 Menschen. 2010 waren es nur noch 32.234 Menschen. Urnen-, Wald- oder Anonymbestattung nehmen zu. Schon jetzt werden 300 Hektar innerstädtischer Friedhofsflächen nicht mehr gebraucht. Trotz wachsender Bevölkerungszahlen wird dieser Übeschuss an Fläche Schätzungen zufolge auf 700 Hektar steigen. Der Friedhofsentwickungsplan von 2006 sieht die Umwidmung in Parks, Grünanlagen und Bauland von 75 Hektar vor. Auf knapp ein Drittel davon ist der Bau von Wohnungen und Gewerbebauten geplant. Für die Kirchen bedeutet das den Wegfall von Bewirtschaftungskosten. Allerdings kann ein Friedhof erst nach Ablauf einer Pietätsfrist von zehn Jahren aufgegeben werden. Gerade die Pietät könnte zu einer Schlüsselfrage werden. Allerdings ist sie – nach kapitalistischen Gesichtspunkten gemessen – doch eher belanglos. Immerhin werden auch Kirchen und andere Sakralbauten landauf und landab entwidmet, um sie einer nützlichen Verwendung zuzuführen. Das fällt einer Wirtschaftsmacht wie Deutschland nicht schwer. ++ (ba/mgn/05.02.15 – 35)

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Hannover/Leipzig, 24. September 2014 (ADN). Der Schutz des allgemeinen Persönlichkeitsrechts ist in jüngster Zeit in großer Schnelligkeit durch Geheimdienste, Internet-Konzerne und millionenfache freiwillige Selbstauslieferung niedergetrampelt worden. Mit diesen Worten kritisierte der Landesbischof von Hannover, Ralf Meister, in Leipzig am Mittwoch beim 3. Evangelischen Medienkongress das weltweite anglo-amerikanische Spionagesystem. Die Schutzwürdigkeit des Individuums müsse gerade gegenüber neuartigen Gefährdungen verteidigt werden. In diesem Zusammenhang gratulierte der kirchliche Würdenträger Edward Snowden zur Verleihung des Alternativen Nobelpreises. „Snowden hat der Weltgesellschaft mit dieser mutigen Aufklärungstat einen großen Dienst erwiesen. Über die Freiheit unserer digitalen Kommunikation diskutieren wir seit Snowden grundsätzlicher und kritischer. als vorher. Snowden beruft sich auf sein Gewissen und erinnert damit an eine gute protestantische Tradition“, stellte der Bischof fest.

Meister hatte auf dem Medienkongress ein Impulsreferat unter dem Titel „Luther und Snowden. Ein gewagter Vergleich und was wir daraus lernen“ gehalten. Im Grußwort zu der Veranstaltung wird darauf hingewiesen, dass Martin Luthers 500 Jahre alter Kommentar zum achten Gebot „Du sollst nicht lügen“ in der Medienwelt des 21. Jahrhunderts nichts von seiner Aktualität verloren hat. Es sei so leicht geworden, zu belauschen und zu verraten.

Meister erntete für seine Auffassung nicht nur Beifall. Der Verband der Bekennenden Gemeinden hält den Vergleich Luther-Snowden für irrwitzig. Auch die Lutherbotschafterin Margot Käßmann hatte sich bereits im Vorfeld des Kongresses sehr zurückhaltend geäußert. Sie ließ die im Mai dieses Jahres an sie gerichtete Aufforderung eines investigativen Journalisten, für Snowden – wie einst für Martin Luther nach seinem furchtlosen Auftritt in Worms – auf der Wartburg bei Eisenach sicheren Unterschlupf und glaubwürdiges Asyl zu sorgen, von einem kirchlichen Mitarbeiter mit ausweichenden Argumenten beantworten. In der fast sechs Wochen später eingegangenen Reaktion wird mitgeteilt, dass sich historische Analogien in vielen Fällen als problematisch erweisen. In dem Schriftstück aus Hannover heißt es weiter: „Der heute maßgebende Bezugsrahmen für die praktische Arbeit der Kirchen lässt sich mit dem 16. und dem 18. Jahrhundert nicht mehr vergleichen.“ Die Reichsacht, die im 16. Jahrhundert über Menschen verhängt werden konnte, sei mittlerweile abgeschafft. Staat und Kirche seien voneinander getrennt. Wenn dies auch als hinkende Trennung verstanden werde, bilde sie eine „zweifellos späte aber sehr willkommene Errungenschaft der Reformation“. Niemand würde verstehen, wenn die Vertreterin einer Kirche in die Rolle eines damaligen Landesherrn schlüpfen würde, um jemanden an einen Ort, der nicht der Kirche gehört, Unterschlupf gewähren zu wollen. Es komme zu einem absurden Szenario. ++ (me/mgn/24.09.14 – 267)

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Leipzig/Köln, 17. Januar 2014 (ADN). Viele kirchliche Repräsentanten waren ausgebrannt und ihrer Identität beraubt. Mit diesem Satz charakterisierte Christian Wolff, gerade pensionierter Pfarrer der Leipziger Thomaskirche, die Situation seiner Ankunft in der Stadt der Friedlichen Revolution Leipzig vor mehr als zwei Jahrzehnten. Diese Feststellung traf er am Freitag im Deutschlandfunk im Zusammenhang mit dem zuvor eingespielten Musik-Satz von Johann Sebastian Bach „Der Geist hilft meiner Schwachheit auf“. Bis auf wenige Ausnahmen, zu denen er den seinerzeitigen Pfarrer der Nikolai-Kirche Christian Führer zählt, sei in der evangelischen Kirche eine Sinnkrise ausgebrochen. Eine Folge dessen war, so Wolff, dass viele Pfarrer in die Politik gingen. Für ein wichtiges positives und einzigartiges Phänomen der vor 25 Jahren in der DDR vonstatten gegangenen Revolution hält der aus dem Rheinland stammende Theologe den Tatbestand, dass „keiner an die Wand gestellt“ und erschossen wurde. Das wiederum habe zur Folge gehabt, dass noch heute viele ehemalige Stasi-Leute im gesellschaftlichen Leben mitmischen. Gefragt nach dem, was im sogenannten deutschen Wiedervereinigungsprozess schief ging, erklärte Wolff: „Westdeutschland meinte, sich nicht verändern zu müssen – auch in der Kirche.“

Wolff nahm auch Stellung zur gegenwärtigen Problemlage in Leipzig im Besonderen und in Deutschland im Allgemeinen. Die Messestadt, in der es bereits vier Moscheen gebe, habe er für seinen leidenschaftlichen Einsatz zugunsten einer fünften massiven verbalen Wderstand geerntet. In Hass-Mails sei ihm mitgeteilt worden, dass die Leipziger keine westdeutschen Verhältnisse wünschen. Horst Seehofers jüngst verbreitete Formel „Wer betrügt, der fliegt !“ sei nichts Neues, jedoch erbärmlich. Mit der Behauptung, Ausländer schmarotzen, werde an niederste Instinkte appelliert. Das gehe schon ganz unten bei der Leiterin einer Kindertagesstätte los. Dazu äußerten sich Kirchenvertreter undeutlich und verquaast. „In der Kirche wird oft leisegetreten“, so der scharfe Kommentar des SPD-Mitglieds und streitbaren Gottesmannes, der das Motto „Aufbruch zur Demokratie“ nach wie vor ganz wichtg findet. ++ (dk/mgn/17.01.14 – 017)

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Berlin, 8. November 2013 (ADN). Die evangelische Kirche hat im vergangenen Jahr 160 Millionen Euro an die Kassen der deutschen Bundesländer gezahlt. Das erklärte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, gegenüber der Tageszeitung „Die Welt“ in deren Freitag-Ausgabe. Auf diese Weise werde den Finanzämtern der Verwaltungsaufwand rückerstattet, den diese zum Beitreiben der Kirchensteuer von den Bürgern haben. Die Summe sei mehr als kostendeckend. Andererseits müsste die protestantische Kirche mehr Geld ausgeben, wenn sie das Einziehen der Mitgliedsbeiträge in eigener Regie organisieren würde. Insofern erweise sich das eingespielte Kirchensteuersystem als gute Lösung. Im Gegensatz zur katholischen Kirche gebe es bei den Protestanten in den Finanzhaushalten die sogenannten Bischöflichen Stühle nicht, die in jüngster Vergangenheit wegen der unermesslichen Intransparenz größtes Misstrauen bei der Bevölkerung erregt haben. „Unsere Haushalte werden von Gremien beschlossen, sodass nicht eine Person allein übers Geld verfügen kann. Alle Haushalte sind öffentlich und einsehbar. Dazu haben wir angefangen, die kaumännische Buchführung einzuführen, damit künftig auch die bisher nicht bewerteten Vermögen vernünftig ausgewiesen werden können“, sagte Schneider in dem Interview.

Gefragt nach den an die beiden Kirchenorganisationen gezahlten Staatsleistungen in Höhe von jährlich 460 Millionen Euro meinte der Ratsvorsitzende, dass diese nicht ersatzlos gestrichen werden könnten. Dieser Ausgleich für die Säkularisierungsfolgen im 19. Jahrhundert sei längst nicht abbezahlt. „Es geht hier um Rechtsverpflichtungen“, betonte Schneider. Dennoch gebe es die Bereitschaft, diese abzulösen wie es im Grundgesetz vorgesehen ist.

Über weitere finanzielle, materielle und sonstige Verquickungen zwischen Staat und christlichen Kirchen wurde der EKD-Vorsitzende nicht um Auskunft gebeten. Zu den übergangenen Themen gehörten auch der Umfang, die Art und der Wert der Arbeit, den in den Gefängnissen Sitzende, Ersatzfreiheitsstrafen Verbüßende und zu gemeinnütziger Tätigkeit Verpflichtete für die Kirchen leisten. ++ (ko/mgn/08.11.13 – 306)

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Tübingen/Rom/Erfurt, 11. Oktober 2012 (ADN). Das mit dem Konzil ist doch gar nicht so wichtig, erklärt der Tübinger Theologe Prof. Hans Küng der „Süddeutschen Zeitung“(SZ).  In deren Donnerstag-Ausgabe ist ein Interview mit dem bekannten Widerpart des derzeitigen Papstes Benedikt XVI. veröffentlicht, in dem der Kirchen-Rebell Auskunft über sein ambivalentes Verhältnis zu Joseph Ratzinger gibt . Anlass ist das 50. Jubiläum des Zweiten Vatikanischen Konzils, das vor einem halben Jahrhundert die katholische Kirche auf einen grundlegend neuen Weg führen sollte. Protagonist war damals Papst Johannes XXIII., dessen enormes Reformvorhaben bei den Vertretern der anderen Weltreligionen nachhaltige Hoffung weckte. Sogar in den Kernländern der Lutherischen Reformation waren Heerscharen protestantischer Pfarrer von dem ungeheuren Vorhaben des Papstes regelrecht elektrisiert. In Thüringen beispielsweise gab es Gebiete mit sehr hohem katholischen Bevölkerungsteilen wie die Rhön und das Eichsfeld, in denen Ökumene ohnehin seit Jahren erfolgreich praktiziert wurde.  Der Plan scheiterte schnell. Als der Reform-Papst ein Jahr später starb, ergriffen die Altvorderen wieder die Zügel des Weltkatholizismus und zogen sich in die alten konfessionellen Schützengräben zurück. Den Beweis dafür,  dass die Ergebnisse des damaligen Konzils bis auf  weiteres auf Eis liegen, lieferte Benedikt XVI. höchst persönlich bei seinem Besuch im Erfurter Augustiner-Kloster vor einem Jahr. Er zerstörte die erneut aufflackernde Hoffung der evangelischen Kirchen und Christen auf mehr Gemeinsamkeit mit geradezu rustikalen Sätzen der Zurückweisung von mehr Kooperation – Gastgeschenke inbegriffen. 

Viel zukunftsweisender dürfte das „Projekt Weltethos“ sein, das Küng seit dem Jahr 1990 unter demselben Titel mit zielstebiger Vehemenz betreibt. Im Jahr 1993 wird in Chicago eine „Erklärung zum Weltethos“ vom Parlament der Weltreligionen formuliert. Später entsteht eine Stiftung, der wiederum im April dieses Jahr die Gründung des Weltethos-Instituts in Tübingen folgte. Auf allen Ebenen versammelt Küng einflussreiche Bündnispartner um sich. Einer von ihnen ist Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der den allen gemeinsamen Wertekanon des Küng’schen Projekts würdigt. Die Stiftung hat inzwischen Ableger in anderen Ländern Europas – in Österreich, der Schweiz und Tschechien – und in Übersee – in Brasilien, Kolumbien und Mexiko. Küng, dem für Ende dieses Monats in China bemerkenwerte Auftritte im Sinne seines global angelegten Vorhabens bevorstehen, erklärt die Kirche in der „Süddeutschen Zeitung“ für krank und nennt dafür unwiderlegbare Indizien. In Peking wird der prinzipientreue Theologe das „Global Ethic Institut“ eröffnen und auf dem Beijing-Forum sprechen. Sein Credo wird auch dort lauten: Solange sich die Weltreligionen nicht auf ethische Grundsätze einigen, kann es keinen Weltfrieden geben.  ++ (et/mgn/11.10.12 – 290

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