Archive für Beiträge mit Schlagwort: Exil

Berlin, 21. Juni 2014 (ADN). Der Tod des deutschen Reporters Egon Scotland im Jugoslawienkrieg war Anlass für die Gründung der deutschen Sektion von „Reporters sans frontieres“- Reporter ohne Grenzen (ROG) –  vor 20 Jahren. Wie ROG in dieser Woche weiter berichtet, diente die Vereinigung seither nicht nur der Dokumentation von Meinungs- und Pressefreiheit, sondern auch der Unterstützung verfolgter Journalisten in ihren Heimatländern.  Es schütze sie vor Gewalt und staatlicher Repression sowie biete Flucht und Exil nach Deutschland. ROG-Sprecherin Astrid Frohloff sagte dazu: „Die Pressefreiheit wird immer neu bedroht von Staaten ebenso wie von Mafiagruppen, estremistischen Kräften oder radikalen Anhängern politischer Parteien.“

Die Gründungsversammlung des deutschen Teils von ROG fand am 18. Juni 1994 in einem Konferenzraum der Berliner „Tageszeitung“ (taz)  statt. Es nahmen 40 Journalisten teil. Den ersten Vorstand bildeten Andreas Artmann, Gemma Pörzgen und Michael Rediske. Die erste ROG-Aktion erfolgte anlässlich des Völkermordes in Ruanda. Die Anregung die neue Organisation zu bilden, ist auf das Jahr 1993 zurückzuführen.  In diesem Jahr erklärte die UNO-Vollversammlung den 3. Mai auf Vorschlag der UNESCO zum „Internationalen Tag der Pressefreiheit“. ++ (me/mgn/21.06.14 – 171)

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Darmstadt/Leipzig, 17. Oktober 2013 (ADN). „Büchner lebt“ – besser und treffender konnte am Donnerstag nicht getitelt werden. Die Süddeutsche Zeitung“ tat es und würdigte auf ihrer ersten Seite damit den Rebellen, Vordenker und Dichter Georg Büchner, der vor 200 Jahren unter dem Donner der Kanonen der Leipziger Völkerschlacht geboren wurde. Bis in die Gegenwart fasziniert sein geniales, in einem nur äußerst kurzen Erdendasein geschaffenenes Werk. „Tagsüber ging er zur Uni, nachts dichtete er wie im Rausch. Er war ein Revolutionär, wurde steckbrieflich gesucht, und schon mit 23 nahm sein Leben ein jähes Ende, schreibt die Münchner Tageszeitung auf rotem Grund und neben seinem Porträt. Erläutert wird dann auf einer ganzen Innenseite, warum sein Werk bis heute ein Ereignis war, ist und bleiben wird. Schon der 16jährige Gymnasiast sei Mitglied eines Schülerzirkels gewesen sein, in dem man sich mit „Bon jour citoyen“ (Guten Tag, Bürger) begrüßt haben soll. Sein Wirken ist so eindringlich, direkt und erschütternd, dass gleichaltige Schüler völlig anderer Zeitepochen noch 150 Jahre später in gesellschaftskritischem Jugendfieber die Seiten der Dramen „Dantons Tod“ und „Woyzeck“ durchwühlen. Begleitmusik in der Büchner’schen Realität waren die Seidenweberaustände von Lyon, das Hambacher Fest und der Sturm auf die Frankfurter Hauptwache 1833. Er gründete in Gießen die „Gesellschaft für Menschenrechte“ und gab die Flugschrift „Der Hessische Landbote“ heraus. Dessen Lektüre unter dem Motto „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“ erwies sich als so scharfes Schwert, dass die Herrschenden den jungen Schriftsteller und Naturwissenschaftler sofort auf die Fahndungsliste setzten.

„Georg Büchner – das ist die allgemeine Mobilmachung der deutschen Literatursprache,“ so die „Süddeutsche Zeitung“. Wie die Revolution habe das Sprachereignis Büchner alles erfasst. Wer heute die Schriften dieses Heißsporns liest, der letztlich im Züricher Exil an Typhus starb, erschrickt ob der eminenten Mangelerscheinungen gegenwärtig verfasster Schriften und gehaltener Reden. Das verbale, wie eine Seuche verbreitete Kompromisslertum von heute bezeugt die geistige Armut und den unerträglichen Wankelmut derzeitiger Generationen. Um sie ein wenig über ihr blasses Dasein hinwegzutrösten, urteilt Autor Lothar Müller über Büchner: „Als Sprachereignis ist er singulär“. Lehrstoff für die moderne Zivilgesellschaft, in der die Menschenrechte an fast allen Fronten brach liegen, liefert er massenhaft. ++ (li/mgn/17.10.13 – 284)

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