Göttingen, 14. Mai 2012 (ADN). Politik und Demokratie scheint Kindern noch Spaß zu machen. Zu diesem Schluß ist das Göttinger Institut für Demokratieförderung in seinem Projekt „Kinderdemokratie“ gekommen, zu dem die Forscher am Montag einen Zwischenbericht veröffentlicht haben. „Während sich junge Bürger der institutionellen Politik noch offen und neugierig nähern, tritt spätestens im Jugendalter eine Skepsis  ein, die vielfach in starke Frustration mit der Politik und insbesondere ihren Vertretern mündet“, erklärte Johanna Klatt. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin an dem Göttinger Institut verweist darauf, dass es womöglich dann bereits zu spät ist, die grundlegenden Probleme und Defizite demokratischer Prozesse zu erklären. Vor allem solche der Aushandlung und der Beteiligung seien häufig zeitraubend und langweilig, anstrengend und enttäuschend. Nicht zuletzt aus diesem Grund bereite das Projektteam die teilnehmenden Klassen eingehend auf ein Planspiel namens „Felddorf“ vor und später nach. Durch gemeinsam mit Pädagogen und Lehrkräften entwickelte Spiele und Gesprächsrunden werde somit ein Zusammenhang zwischen den dargestellten Konflikten im „Felddorf“ einerseits und den Institutionen der Demokratie andererseits geknüpft.

Als eine Konsequenz der bisherigen Erkenntnise aus dem Projekt betrachtet Klatt es, dass die politische Streitkultur rekultiviert werden muss. Zu einer demokratischen Streitkultur gehöre das Vorhandensein unterschiedlicher Ansichten, Interessen und sogar Ideologien. Nur so könne der Souverän in freien Wahlen eine freie Entscheidung treffen.

Nach Auffassung der Wissenschaftlerin lassen sich sowohl Politikdidaktik als auch tagesaktuelle politikwissenschaftliche Forschung mit der Bildungsarbeit junger Menschen verbinden. Verbal politisch gestritten werde heutzutage allerhöchstens noch in Talkshowrunden und hier meist durch schauspielerische Darbietung zum Amüsement der zuschauenden Bevölkerung. Gerade in finanzpolitisch oder ökologisch verunsichernden Krisenzeiten orientiere man sich an sachlich und kompetent auftretenden Politikertypen, sehne sich nach einem Wissenschaftler oder Technokraten am Kopf des Staates.

Seit nunmehr zwei Jahren erforscht und vermittelt das Göttinger Institut für Demokratieforschung Demokratie im Grundschulalter. Die jungen Teilnehmer entdecken demokratisches und ziviles politisches „Streiten“ in verschiedenen Varianten – beispielsweise in Demonstrationen und Bürgerinitiativen. Die Legitimität und Akzeptanz andersgearteter Meinungen und Interessen sollen trainiert und Politik bereits in jungen Jahren nahe gebracht werden. ++ (zc/mgn/14.05.12 – 141)

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