Archive für Beiträge mit Schlagwort: Fracking

Berlin, 21. April 2014 (ADN). Seit mehr als fünf Jahrzehnten wird zu Ostern auf deutschen Straßen und Plätzen für den Frieden demonstriert. Die Tradition stammt aus Großbritannien. Dort fand im Jahr 1958 der erste Ostermarsch statt. Er führte von London in das 80 Kilometer entfernte Aldermaston zum dortigen Atomforschungszentrum.  Damals war die Erinnerung an die enorme Zerstörungskraft der Atombombe in Hiroshima und Nagasaki noch frisch.  Inzwischen wurde zeitweilig und erfolgreich suggeriert, Nuklearenergie lasse sich zähmen und in friedfertige Bahnen zum Nutzen der Menscheit lenken.  Allerdings ist dieser Traum  durch Tschernobyl 1986 und Fukushima 2013 auch weitgehend zerplatzt.  Die ursprüngliche Sinnstiftung der Ostermärsche hat sich unübersehbar  verzweigt.  Die Bedrohungspotenziale für die Menscheit sind vielfältiger geworden. Inzwischen gehören alltägliche, nicht mit klassischem Krieg in unmittelbarem Zusammenhang stehende Miss-Stände dazu wie Gift in Lebensmitteln, Müll in den Weltmeeren oder Grundwassergefährdung durch Fracking. Die alte Losung „Ban the Bomb“ ist in den Hintergrund getreten, obwohl in der Bundesrepublik Deutschland bis heute ein Teil der US-amerikanischen Sprengköpfe lagert.

Zum Schluss der diesjährigen Ostermarsch-Saison waren es um die 80 Aktionen in deutschen Städten und Regionen. In einigen Orten wie in Leipzig vermischten sie sich mit den wieder aufgeflammten Montagsdemonstrationen, die vor einem Vierteljahrhundert zum Ende des mit offenem Visier ausgefochtenen kalten Krieges geführt haben. Nun wird auf anderen weniger transparenten Konfliktfeldern gerungen.  Das Protestbild ist außerordentlich indifferent geworden.  So kommt Wulff Lürssen in der Leipziger Internetzeitung (l-iz.de) auch angesichts der Demonstration am Ostermontag in Leipzig zu dem Schluss,  dass zunächst ein persönlicher Sieg jedes Einzelnen über die eigene Bequemlichkeit nötig wäre, bevor sich Grundlegendes ändert. „Es ist eben immer noch einfacher am Rechner zu sitzen oder auf einer Demonstration mitzulaufen als konkrete Taten folgen zu lassen,“ schlussfolgert er. ++ (fr/mgn/21.04.14 – 110)

http://www.adn1946.wordpress.com, e-mail: adn1946@gmail.com, Redaktion: Matthias Günkel (mgn).

 

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Berlin/London, 3. Oktober 2013 (ADN). Die großen Umweltbewegungen werden bedeutungslos. Diese Überzeugung äußerte die kanadische Journalistin Naomi Klein in einem Interview mit der britischen Tageszeitung „Guardian“, das in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung „der Freitag“ in deutscher Sprache veröffentlicht wurde. „Vielleicht bekommen sie noch viel Geld von Konzernen, von reichen Spendern oder Stiftungen, aber ihr ganzes Modell ist in der Krise“, erklärte die als messerscharfe Kritikerin bekannte Autorin von drei Büchern über die globalen Bedrohungen.

Nach den Worten von Klein ist eine Reformwelle oder eine Graswurzelrebellion in Gang gekommen. Das gelte sowohl für die USA und Kanada als auch für Europa. Ganz deutlich werde das in der Debatte über das Fracking. Die Basis frage sich, um was für einen Umweltschutz es sich handelt, der sich nicht um das Wasser und nicht um ländliche Räume schert, die industrialisiert werden sollen.

Klein macht auf ein Phänomen aufmerksam, das sich inzwischen auf den Klimakonferenzen gezeigt hat: wenn die afrikanischen Delegierten Worte wie Genozid zur Sprache bringen, verbitten sich das die Europäer und Nordamerikaner ganz entrüstet. Dabei sei Genozid nach UN-Definition die vorsätzliche Vernichtung und Vertreibung von Völkern. Dies stehe nämlich auf dem Programm, wenn die gewaltigen fossilen, unter idigenem Land ruhenden Brennstoff-Lagerstätten erschlossen werden sollen. Inzwischen habe Kanada erkannt, dass die Rechte der Urbevölkerung Ernst zu nehmen sind.

Klein, die im nächsten Jahr ein Buch zum Klimawandel vorlegen will, sieht eine tiefe Verleugnungsneigung bei den großen Interessenverbänden der Umweltbewegung. Dies hätte bereits erheblichen Schaden angerichtet. „Nicht nur sind die Emissionen weiter angestiegen, es wird auch ohne Ende gemauschelt“, kanzelt sie die offiziellen Vertreter des ökologischen Gewissens ab. ++ (kl/mgn/03.10.13 – 270)

http://www.adn1946.wordpress.com, e-mail: adn1946@gmail.com

Dallas, 19. April 2013 (ADN). Die jüngste Explosion in einer Düngemittelfabrik im USA-Bundesstaat Texas mit bislang 15 Toten und 160 Verletzten macht deutlich wie nahe die kriegerische und friedliche Nutzung von Chemikalien beeinander liegen. Dünger enthält häufig Stickstoff, den die Pflanzen für ihr Wachstum brauchen. Für Landwirte und Bauern ist der Einsatz von Stickstoff alltäglich. Die Stickstoffverbindung Ammoniumnitrat wird aber auch als Sprengstoff eingesetzt, um Gebäude abzureißen oder im Bergbau den Rohstoff aus dem tektonischen Massiv zu lösen. Auch das verläuft in der Regel noch friedfertig. Von dort ist es allerdings nicht mehr weit, die Chemikalie zum Bau von Bomben zu verwenden. Terroristen wissen dies und tun es auch. Insofern ist es nicht so einfach, Chemieunglücke und absichtsvoll ausgeführte Anschläge im Nachhinein zu analysieren, zuzuordnen und voneinander zu trennen.
In den USA hat es sich eingebürgert, solche außergewöhnlichen Ereignisse und Katastrophen schnell bösartigen und ideologisch ferngesteuerten Menschen anzulasten. Da eindeutige Aufklärung oft nicht erfolgt, legt sich eine immer nebulösere Dunstglocke des Verdachts über das ganze Land, nicht wohl gesonnnene Personen, Gruppen oder gar Staaten wollten von außen die USA einschnüren, einschüchtern und verunsichern. Wie das Beispiel der mit einer Atombombendetonation verglichenen, in die Luft geflogenen texanischen Chemiefakrik zeigt, hilft ein Blick ins eigene Innere. Die technischen Arbeits- und Betriebsschutzstandards in der Firma waren so unterirdisch schlecht, dass das schreckliche Ereignis irgendwann ohnehin eingetreten wäre. Das war sogar bekannt, denn bereits vor sieben Jahren hatte die Umweltbehörde EPA das Fehlen eines Sicherheitsplanes kritisiert.

Dass die USA ihren Einwohnern auch auf anderen Sektoren den „Boden unter den Füßen“ wegziehen, beweist die in der Energiewirtschaft immer beliebter werdende Fracking-Methode, um Erdöl aus der Erde zu fördern. Wissenschaftler haben festgestellt, dass seit der in immer mehr Regionen Nordamerikas angewandten Gewinnungstechnologie die Erdbebentätigkeit beängstigend zunimmt. Beim Fracking wird chemikalienhaltiges Wasser in weit unter der Erdoberfläche liegende Schichten gepresst. Dabei wird aus ölhaltigen Gesteinsformationen der flüssige Rohstoff gespült. Künstlich erzeugte Beben sind der Nebeneffekt. Diese Art das Land mit eigenen Händen selbst zu ruinieren, ist beim besten Willen nicht mehr bösen und fremden Mächten anzulasten. Das angeblich schönste Paradies von Freiheit und Recht auf Erden mit derart diabolischen Methoden rein physisch zu bedrohen, zu demontieren und demnächst zu vernichten, ist also ein schöpferisches Eigengewächs der USA. Angesichts solch selbstgemachten Terrors ist es nötig, in sich zu gehen. Ein ganzes Volk mitsamt Regierung sollte sich auf die Couch eines Psychiaters legen und seinen sozialen Gesundheitszustand gründlich überprüfen lassen. Möge die erforderliche Selbsterkenntnis bald eintreten. ++ (so/mgn/19.04.13 – 104)

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