Archive für Beiträge mit Schlagwort: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft

Leipzig/Potsdam, 24. März 2015 (ADN). Nach drei ergebnislosen Tarifrunden in Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam zeigen sich die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes in der Bundesrepublik erzürnt und empört über die Arbeitgeber. Mit einer Aktionswoche und einer Serie von Warnstreiks, die am Dienstag in Leipzig mit einer Kundgebung von Gewerkschaftsmitglieder aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen begann, soll der Druck auf die Arbeitsgeber wesentlich erhöht werden. Willi Russ vom Deutschen Beamtenbund (dbb) forderte ein „Wegkommen von einer Bezahlung nach Gutsherrenart“. Zudem stehe die Altersvorsorge auf dem Spiel. Hinter dem Verhandlungstrio der Gegenseite stünden die Staatskanzleien der Länder, die sogar die Vereinbarungen über die Zusatzversorgung kündigen wollen. Er kritisierte die durch die  Arbeitgeberseite bislang mut- und ergebnislos gebliebenen Gespräche scharf.

Nach den Worten des Verhandlungsführers der Gewerkschaft Erziehung und Ausbildung (GEW), Andreas Gehrke, ist ein vorgelegtes 60-Seiten-Paket kein Angebot, sondern ein Diktat. Er vermisse einen ernsthaften Dialog. Seine besonderen Verbalangriffe waren gegen den Arbeitgeber-Verhandlungsführer und Finanzminister von Sachsen-Anhalt, Jens Bullerjahn, gerichtet. Dessen Gegenargumente wie niedrige Inflationsrate und Schuldenbremse seien unsinnig.

Die Hauptforderung der Demonstranten, trug ein Lehrer vom Cotta-Gymnasium Brand-Erbisdorf auf einem selbstgemalten Transparent spazieren: „Ländertarif-Runde 2015 – 5,5 Prozent.“ Oder mindesten 175 Euro mehr pro Monat. Die Lehrer verlangten zudem nach 25 Jahren Wiedervereinigung eine in Deutschland einheitliche Vergütung. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) drohte auf einem Riesen-Schriftband ihre Mutation „Vom Sparschwein zum Stachelschwein“ an. Angestellte der Justiz versuchten ihre Brötchengeber mit dem schlichten und phantasielosen Satz „Wer Recht gut gepflegt will, pflegt seine Rechtspfleger gut“ zu beeindrucken und aus der Reserve zu locken.

  Die Warnstreiks, über deren Lärmpegel sich in der nahen Universität Prüfungarbeiten schreibende Studenten ausdrücklich beschwerten, werden in den nächsten Tagen andernorts fortgesetzt. Am Mittwoch sollen Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Bremen und das Saarland auf dem Programm stehen. In Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin-Brandenburg  und Schleswig-Holstein wird am Donnerstag protestiert. Am kommenden Wochenende folgt die vierte Tarif-Verhandlungsrunde, auf der nach Ankündigung der Gewerkschaft ihrerseits keinerlei Kapitulationserklärung unterschrieben wird. ++ (so/mgn/24.03.15 – 73)

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Dresden, 8. September 2012 (ADN). 7,5 Millionen Erwachsene in der Bundesrepublik Deutschland im Alter zwischen 18 und 64 Jahren können nicht richtig schreiben und lesen. Das ist die erschreckende Bilanz in der „Bildungsrepublik Deutschland“ am Weltalphabetisierungstag, der am heutigen Sonnabend begangen wird.

Mit welchen Methoden ein solcher bildungspolitischer Niedergang provoziert wird, zeigt das Beispiel Sachsen, das in der Schulpädagogik derzeit noch bundesweit an der Spitze der Ranking-Tabellen steht. Am gestrigen Freitag unterstrichen 15.000 Lehrer bei heftigen Demonstrationen in Dresden, wie tief der Schul-Karren von den sächsischen Landespolitikern in den Dreck gefahren wurde. Lehrermangel und Unterrichtsausfall dominieren die Szene. Im vergangenen Jahr sind rund 700.000 Unterrichtsstunden außerplanmäßig ausgefallen. Nach Angaben des sächsischen Lehrerverbandes hätten 230 Lehrer eingestellt werden müssen, um dem Trend „Mehr Schüler, weniger Lehrkräfte“ entgenzuwirken. Zudem liegt inwischen das Durchschnittsalter der Pädagogen über 50 Lebensjahren. Bis zum Jahr 2020 gehen etwa 8.000 Lehrer in  Rente oder Pension. Um den Personalverlust auszugleichen, müssten jährlich pro Jahr 800 bis 1.000 Lehrer neu eingestellt werden. Die Misere wird weiter angeheizt, indem zusätzlicher Arbeitsdruck ausgeübt wird. Statt den älteren pädogogischen Jahrgängen, die in Ostdeutschland ohnehin im Schnitt zehn Jahre länger als ihre Kollegen im Westen im Beruf stehen, Erleichterungen beispielsweise mit Altersteilzeit zu gewähren, wird das Gegenteil getan. Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Sabine Gerold, sieht den pädagogischen Generationenvertrag, Alte in den Lehrerkollegien zu entlasten und Junge dazu zu holen,  ignoriert.  All das falle dem Rotstift von Finanzminister Georg Unland zum Opfer.  Er lässt nicht einmal konstruktive Diskussionen darüber zu. Viermal hat er bereits Gespräche abgelehnt.  Dem Diktat angeblicher Geldnot wird die Grundbildung des Nachwuchses untergeordnet. 

Angesichts des zukunftsblinden Sparwahns hat inzwischen der langjährige bildungungspolitische Sprecher der in Sachsen an der Macht befindlichen CDU seinen Posten aus Protest niedergelegt.  Diese Zitronenpresse besonders zynischer Art, mit weniger Geld Kindern und Jugendlichen Wissen und Bildung vorzuenthalten,  nimmt systematische Züge an und führt in eine Sackgasse. Die Folgen sind – nicht nur für Sachsen – kaum absehbar. ++ ( bi/mgn/08.09.12 –  256)

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