Archive für Beiträge mit Schlagwort: Glück

Hamburg, 24. Juli 2014 (ADN). Das International Institute for Strategic Studies zählt derzeit 41 bewaffnete Konflikte in der Welt. Darauf verweist die Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ in seiner aktuellen Donnerstag-Ausgabe in einem Sonderblock unter dem Titel „Kann man Kriege verhindern ?“  Momentan bestehe der Eindruck, dass jede Woche neue dazu kommen. Es werden Ukraine, Syrien, Irak, Jemen, Lybien, Nigeria sowie Israel und Palästina genannt. In einem Rückblick verweisen die Autoren auf die Ära der Ost-West-Konfrontation nach dem Zweiten Weltkrieg und die gegenseitige Abschreckung mit Atomwaffen. Ihre Verfechter sehen sie als erfolgreiche Politik, die Krieg verhindert hat. Einen Beweis dafür gebe es jedoch nicht. Vielleicht sei Glück im Spiel gewesen. Im Übrigen haben die Kernwaffen-Arsenale die Blockkonfrontation überdauert und ein plötzlicher Atomkrieg liegt immer noch im Bereich des Möglichen. Kernwaffen sind weiterhin nicht geächtet und auch Element militärischer Strategien. Weltweit sind 16.300 Atomwaffen stationiert, davon 4.000 jederzeit abschussbereit. Die atomare Bewaffnung bleibt nach Auffassung der Autoren Teil des Problems. Außerdem sei nun nach dem Kalten Krieg die Welt wieder so unübersichtlich wie vor 1914. 

Abschließend wird konstatiert: „Es sind Kriegszeiten. Gerade deshalb wird Friedensdiplomatie jetzt zur politischen Daueraufgabe.“ Sie müsse an sämtlichen Fronten präsent sein, allen Beteiligten etwas anbieten, Rückschläge aushalten und ihre Mittel flexibel einsetzen. Und das, obwohl die Möglichkeiten der Friedenspolitik begrenzt und gegenwärtig besonders schlecht sind.  ++ (fr/mgn/24.07.14 – 204)

http://www.adn1946.wordpress.com, e-mail: adn1946@gmail.com, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), adn-nachrichtenagentur, SMAD-Lizenz-Nr. 101 v. 10.10.46

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Berlin, 2. Januar 2014 (ADN). Der Architekt und Designer Van Bo Le-Mentzel entwirft Hartz-IV-Möbel. Zu den Rennern gehört ein Stuhl, der im Selbstbau nur 24 Euro kostet und in 24 Stunden fertig sein kann. Umgerechnet auf die am Jahresbeginn gültige Erhöhung des Arbeitslosengeldes II – umgangssprachlich Hartz IV genannt – von monatlich neun Euro kann sich ein Betroffener in drei Monaten in Selbsthilfe ein derartiges Sitzmöbel herstellen. Der Bauplan für den Stuhl wurde inzwischen im Internet laut „Süddeutscher Zeitung“ vom Donnerstag bereits 10.000 Mal heruntergeladen. Sein Schöpfer sagt in einem Interview mit der Tageszeitung: „Den Menschen hat das dem Bauhaus abgeschaute Modell offenbar gefallen. Das Holz lässt sich aus einem Standardbrett zuschneiden. Man braucht ein paar Teppichgurte und zwei Kissen.“ Inzwischen gebe es weitere Teile einer Inneneinrichtung für eine ganze Hartz-IV-Wohnung.
Als Motivation für die originelle Kreation nennt der gebürtige Laote die einfachen Verhältnisse und die Sozialleistungen, die seine Eltern nach der Flucht aus ihrem Heimatland bezogen haben. Hartz IV verbinde sich mit Armut, sozialer Ausgrenzung und Hoffnungslosigkeit. Er wolle zeigen, dass es jeder schaffen kann, „im Selbstbau“ sein Leben etwas zu verändern.

Die Idee für die neuentworfene Möbel-Garnitur basiert nach den Worten des 36jährigen auf der Karma-Ökonomie. Dabei gehe es bei der Arbeit, in der Wirtschaft und in der gesamten Ökonomie immer auch um das persönliche Glück. Das aber setze den Ausgleich von Geben und Nehmen voraus. Er lehne es ab, die Wirksamkeit des Tuns in Zahlen und Profit zu messen.

Die Möbelserie von Le-Mentzel hat ihren Ursprung in einer erfolgreich gelaufenen Entwicklung und Produktion eines Karma-Schuhs. Dem Projekt liege eine Umsetzungslösung zugrunde, mit deren Hilfe die Fußbekleidung ökologisch korrekt und fair in Asien produziert werden kann. Er will damit dazu anregen, aus Konsumenten Prosumenten werden zu lassen. Das sind Menschen, die das von ihnen Verbrauchte auch selbst produzieren und damit zu diesen Gütern eine andere innere Beziehung aufbauen. Es ist – so der Autor – ein kleiner Mosaikstein, um gegen die Wegwerfmentalität anzugehen.

Der Architekt, der auch ein Haus auf Rädern entwickelt hat, nennt weitere Gründe seiner Mission: „Wohnen ist für mich ein Grundrecht, das immer mehr Menschen genommen wird, weil die Immobilien- und Mietpreise in den Ballungszentren ins schier Unermessliche steigen. Darum steht das Haus auch auf einem Anhänger, weil damit zumindest das Geld für Grund und Boden gespart wird. Es nimmt den Platz nur den ohnehin zu vielen Autos in der Stadt weg. Am liebsten würde ich die Mieten ganz abschaffen.“ ++ (so/mgn/02.01.14 – 002)

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Paris/Leipzig, 18. November 2013 (ADN). Der Angriff auf die französische Tageszeitung „Liberation“ am Montag mit einem per Schrotgewehr niedergestereckten und schwerverletzten Mitarbeiter ist ein äußerst bedenkliches Symptom für das Auseinanderdriften der Gesellschaft. Da nützt der nachträglich um die Medienhäuser von Paris gezogene Polizei-Kordon nichts. Im Gegenteil: Das Foto von den Vertretern der dritten Macht im Staate, die die vierte Macht umstellt und zu schützen vorgibt, lässt für hintergründige Interpretationen viel Raum. Auch die sofort von Prominenten lauthals artikulierten Verbalien wie die von der „Attacke auf die Grundwerte der Demokratie“ des Bürgermeisters der französischen Hauptstadt Betrand Delanoe sind eigentlich nur hilflose Notsignale, die den drohenden Sturm kaum aufhalten können. Wenige Tage zuvor hatte der Täter bereits den Fernseh-Sender BFM-TV ins Visier genommen und war eingedrungen. Auch bei diesem Überfall waren Waffen im Einsatz. Wenn Medienhäuser zu Bunkern werden müssen oder sollen, dann läuft in der Gesellschaft etwas nicht rund, zitiert die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) den Liberation-Verlagsleiter Nikolas Demorand. Was dieses Etwas ist, vermag er nicht zu sagen. Vielleicht will er es auch nicht sagen, denn die so gern beworbene und verkündete Freiheit der Presse ist längst zum Sklaven des Kommerzes und zum Schatten ihrer selbst geworden.

Was sich in Frankreich bekanntermaßen auf offener Straße Bahn bricht, vollzieht sich auf deutschem Territorium traditionsgemäß mehrfach ummantelt, getarnt und verkorkst. Doch auch die dortigen Medien sitzen in dieser Falle. Sie geben es nur nicht zu. Nicht von ungefähr fragt Frank Plasberg am Abend desselben Tages in aller Fernsehöffentlichkeit der ARD den Chefredakteur einer Boulevard-Zeitschrift, inwieweit er bei der Berichterstattung auf die Anzeigenkunden Rücksicht nehmen muss. Der weicht aus, druckst herum. So wird die Wahrheit schon mit wenig ausdrucksstarker Gestik verdreht und vergewaltigt. Das wahre und klare Wort als Waffe ist längst verrostet. Meist wird es gar nicht mehr gesucht und geschliffen, sondern nur noch den jeweiligen Interessen gemäß zurechtgestutzt. Das gilt nicht nur bei großen mächtigen Verlagshäusern. Da ist das Dilemma gerade erst angekommen. Bei den mittelgroßen und kleinen sind diese Praktiken längst Gang und Gäbe. Die „Leipziger Volkszeitung“ ist zur Festung ausgebaut worden, in deren Redaktionsräume im Stadtzentrum man bestenfalls in Begleitung von Sicherheitspersonal gelangt. In Erfurt ist die „Thüringer Allgemeine“ vorsichtshalber weit draußen vor den Toren der Stadt in einem Gewerbegebiet angesiedelt worden, samt Redaktion. Die ist als Medien-Standort kaum auffindbar. Noch ängstlicher präsentiert sich die Provinz. Die „Suhler Zeitung“, der vor zwanzig Jahren ein couragierter freier Journalist einen kritischen Beitrag über die ortsansässige Spakasse anbot, lehnte ab. Die Sparkasse ist nämlich der größte Anzeigenkunde des Blattes. Besser: sie war – denn die Zeitung gibt’s nicht mehr, die Sparkasse schon. So bleibt der letzte Rest von Wahrheit auf der Strecke und das Glück als unverfängliches Hauptthema der Leitmedien. Ihm hat das deutsche Fernsehen deshalb gerade eine ganze Woche der Berichterstattung gewidmet. Das ist gar nicht so einfach – nach Jahren und Jahrzehnten „Brot und Spiele“ – unentwegt und pausenlos. Das Römische Reich hatte sich daran verschluckt und ging unter. ++ (mi/mgn/18.11.13 – 316)

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