Archive für Beiträge mit Schlagwort: Göttingen

Göttingen, 23. September 2014 (ADN). Geschichte als Vergleich wird immer wieder in politische Diskussionen eingespeist. Sie greift tatsächlich in die politische Meinungsbildung ein. Das stellte der Vorsitzende des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands, Martin Schulze Wessel, am Dienstag in Göttingen zur Eröffnung des 50. Historikertages fest. Ein Schlüsselvortrag und eine spannende Diskussion sei deswegen insbesondere von der Begegnung mit dem australischen Historiker Christopher Clark auf dem viertägigen Kongress zu erwarten. Die Ursache liege darin, dass Clark in seiner Studie „Die Schlafwandler“ zu einer anderen Einschätzung und Deutung als der bisher dominierenden über den Ersten Weltkrieg gekommen ist. Eine Rolle für den Verkaufserfolg des Buches spiele sicher auch die Tatsache, dass viele Leser in der Abhandlung des Australiers etwas sehen, was der Autor möglicherweise gar nicht impliziert hat – nämlich eine Entschuldung Deutschlands für die Verantwortung am Ersten Weltkrieg.

Partnerland der diesjährigen Jahrestagung der deutschen Geschichtswissenschaftler ist Großbritannien. In einem Grußwort weist der britische Botschafter in Deutschland, Simon MacDonald, darauf hin, dass König Georg II. die Universität Göttingen im Jahr 1737 gegründet hat. Der Beitrag des britischen Königshauses zur Existenz der Georg August Universität Göttingen, auf deren Gelände der Kongress stattfindet, finde beispielsweise im Bereich Völkerkunde in der Cook/Forster-Sammlung seine Fortsetzung und dokumentiere ein wichtiges Ergebnis dieser bis heute währenden deutsch-britischen Zusammenarbeit. Aus aktuellem Anlass des vor wenigen Tagen abgehaltenen Referendums über die Unabhängigkeit und Abspaltung Schottlands vom Vereinigten Königreich werden weitere lebhafte und erfrischende Debatten das Tagungsprogramm bereichern. Göttingen war bereits einmal Standort dieser Veranstaltungsserie der deutschen Geschichtsexperten. Es handelte sich um den 18. Historikertag im Jahr 1932, einem Zeitpunkt ausgangs der Weimarer Republik. ++ (hi/mgn/23.09.14 – 266)

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Göttingen, 2. August 2012 (ADN).Das wirtschaftliche Fachwissen deutscher Politiker hat erheblich abgenommen. Diese Erkenntnis stand am Ende einer Untersuchung der Privaten Fachhochschule Göttingen, bei der 2.400 Mandatsträger bis zum Jahr 2006 unter der Leitung von Prof. Frank Albe auf den Prüfstand gestellt worden sind. Er erklärte am heutigen Donnerstag gegenüber dem Deutschlandfunk, dass dieses Manko bis in die Gegenwart nicht behoben ist. Der Wissensschwund auf dem Sektor mikro- und makroökonomischer Zusammenhänge sei in den vergangen Jahren noch größer geworden. Die Geschwindigkeit der wachsenden Ahnungslosigkeit habe sich lediglich etwas verlangsamt. 

  Die bestehenden Defizite sind nach den Worten von Albe nicht hinnehmbar, weil die Politiker ihre Tätigkeit inzwischen als Beruf ausüben und den Bürgern darüber qualifiziert Rechenschaft ablegen müssten. Derzeit befänden sie sich jedoch in dem Status, nicht entsprechend ausgebildet zu sein und ihrer Funktion nicht gerecht zu werden.  Eine Ursache dieser Inkompetenz sei, dass die Parteien und deren Jugendorganisationen nichts für die konstruktive Qualifikation ihrer an den Schalthebeln der politischen Macht sitzenden Mitglieder tun. Dass sie eigentlich nur Plakate kleben und sich zu mehr oder weniger gühenden Gefolgsleuten von Adenauer (CDU), Ebert (SPD), Naumann (FDP) oder auch Böll (Grüne) erklären, ist ein Armutszeugnis, macht der Göttinger Wirtschaftswissenschaftler deutlich. ++ (bd/mgn/02.03.12 – 221)

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Göttingen, 14. Mai 2012 (ADN). Politik und Demokratie scheint Kindern noch Spaß zu machen. Zu diesem Schluß ist das Göttinger Institut für Demokratieförderung in seinem Projekt „Kinderdemokratie“ gekommen, zu dem die Forscher am Montag einen Zwischenbericht veröffentlicht haben. „Während sich junge Bürger der institutionellen Politik noch offen und neugierig nähern, tritt spätestens im Jugendalter eine Skepsis  ein, die vielfach in starke Frustration mit der Politik und insbesondere ihren Vertretern mündet“, erklärte Johanna Klatt. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin an dem Göttinger Institut verweist darauf, dass es womöglich dann bereits zu spät ist, die grundlegenden Probleme und Defizite demokratischer Prozesse zu erklären. Vor allem solche der Aushandlung und der Beteiligung seien häufig zeitraubend und langweilig, anstrengend und enttäuschend. Nicht zuletzt aus diesem Grund bereite das Projektteam die teilnehmenden Klassen eingehend auf ein Planspiel namens „Felddorf“ vor und später nach. Durch gemeinsam mit Pädagogen und Lehrkräften entwickelte Spiele und Gesprächsrunden werde somit ein Zusammenhang zwischen den dargestellten Konflikten im „Felddorf“ einerseits und den Institutionen der Demokratie andererseits geknüpft.

Als eine Konsequenz der bisherigen Erkenntnise aus dem Projekt betrachtet Klatt es, dass die politische Streitkultur rekultiviert werden muss. Zu einer demokratischen Streitkultur gehöre das Vorhandensein unterschiedlicher Ansichten, Interessen und sogar Ideologien. Nur so könne der Souverän in freien Wahlen eine freie Entscheidung treffen.

Nach Auffassung der Wissenschaftlerin lassen sich sowohl Politikdidaktik als auch tagesaktuelle politikwissenschaftliche Forschung mit der Bildungsarbeit junger Menschen verbinden. Verbal politisch gestritten werde heutzutage allerhöchstens noch in Talkshowrunden und hier meist durch schauspielerische Darbietung zum Amüsement der zuschauenden Bevölkerung. Gerade in finanzpolitisch oder ökologisch verunsichernden Krisenzeiten orientiere man sich an sachlich und kompetent auftretenden Politikertypen, sehne sich nach einem Wissenschaftler oder Technokraten am Kopf des Staates.

Seit nunmehr zwei Jahren erforscht und vermittelt das Göttinger Institut für Demokratieforschung Demokratie im Grundschulalter. Die jungen Teilnehmer entdecken demokratisches und ziviles politisches „Streiten“ in verschiedenen Varianten – beispielsweise in Demonstrationen und Bürgerinitiativen. Die Legitimität und Akzeptanz andersgearteter Meinungen und Interessen sollen trainiert und Politik bereits in jungen Jahren nahe gebracht werden. ++ (zc/mgn/14.05.12 – 141)