Tübingen, 9. Januar 2014 (ADN). Forschung in Deutschland soll ausschließlich friedlichen Zwecken dienen. Zwölf bundesdeutsche Universitäten haben sich sogar in sogenannten Zivilklauseln dazu verpflichtet. Dennoch flossen 20 Millionen Euro allein aus dem Ausland in die bundesdeutsche Hochschullandschaft und außeruniversitäre Einrichtungen, damit dort militärische Forschungsaufträge erfüllt werden. Das Geld kommt von internationalen Rüstungskonzernen aus den USA, Australien und anderen Staaten. Wie Dr. Thomas Nielebock von der Universität Tübingen am Donnerstag in der Rundfunksendung „Campus und Karriere“ mitteilte, sind die in den Zivilklauseln enthaltenen Vorschriften kaum zu kontrollieren. Meist sei es Zufall, wenn etwas über Rüstungsforschung an deutschen Hochschulen an die Öffentlichkeit dringt. Oft erfahre man es auch aus ausländischen Dokumenten. Es fehle deutlich an Transparenz. Um sie herzustellen, müssen die deutschen Hochschulen nach Meinung von Nielebock mehr Eigenkontrolle ausüben. Er verstehe die Zivilklausel so, „dass sich die Universitäten als wissenschaftliche Kooperationen in eine Selbstverpflichtung begeben.“ Die bisher als allein dafür zuständig genannten Instanzen – die Bundesländer – würden dem sehr weitgehend und kaum fassbaren Begriff der Kontrolle nicht gerecht. Als geeignete Lösung betrachtet der Tübinger Wissenschaftler die Installation von Ethikkommissionen wie in der Medizin. ++ (mi/mgn/09.01.14 -009)
München, 6. Januar 2014 (ADN). An den amerikanischen Universitäten haben die Bürokratien ihre Übermacht seit Jahren aufgebaut. An Köpfen übertreffen deren Ränge die der Professoren längst. Darüber berichtet der Kunsthistoriker Wolfgang Kemp in einem Beitrag unter dem Titel „Akademischer Kapitalismus“ in der Montagausgabe der „Süddeutschen Zeitung“. Die Universitäten in den USA würden gerade von profithungrigen Managern zerstört. Es sei eine Warnung an alle willigen Nachahmer in Deutschland. Er verweist auf eine Dokumentation über die sukzessive Entmachtung der Professorenschaft in Sachen Verwaltung und Leitung der Universitäten. Demnach stieg seit 1975 die Zahl der Mitarbeiter im gehobenen Universitätsmanagement um 85, die der Kräfte darunter um 240 Prozent. Die Fakultäten wuchsen nur um 50 Prozent.
Der Autor beschreibt einen folgenreichen Interessenkonflikt an der New York University (NYU) aus eigenem Erleben. Dort betragen allein schon die Studienkosten pro Jahr 60.000 Dollar. „NYT-Präsident John Sexton hatte an sich schon seine Bauwut be der Gründung von NYU Abu Dhabi und NYU Shanghai ausleben dürfen – auf Kosten der Franchise-Nehmer, versteht sich – und hatte so die erste ‚Global Network University‘ ins Leben gerufen, mit den erwähnten ‚globalen Professoren‘ – aber das reichte ihm nicht: Für Manhattan legte er ein Bauprogramm im Umfang von 3,5 Milliarden Dollar auf, eine Summe, mit deren Hilfe man andernorts eine ganze Universität errichten und ausstatten kann.“ Die NYU sei schon jetzt der größte Immobilienbesitzer im unteren Teil Manhattans. Parallel nehme der Star-Kult um die Leitungskräfte zu. Die Universität habe 72 Millionen Dollar an Krediten ausgegeben, damit Dekane, Verwaltungsgrößen und Star-Professoren sich Häuser kaufen konnten, in einem Fall sogar eine ganze Farm.
Deutschlands Hochschulen sind nach den Worten von Kemp inzwischen ebenfalls gefährdet. Während große deutsche Hochschulen mehr als 1.000 Lehraufträge pro Semester mit ärmlichster Bezahlung vergeben, komme das Star-System langsam auch hierzulande in Schwung. „Privatuniversitäten wurden und werden gegründet, Management-Sprache greift um sich, die Verwaltungen wachsen und wachsen – an der LMU München haben sie nun gleichgezogen: knapp über 700 Professoren und Professorinnen und ebenso viel Verwaltungspersonal.“ ++ (bi/mgn/06.01.14 – 006)