Archive für Beiträge mit Schlagwort: Ich-AG

Saarbrücken, 22. Februar 2014 (ADN). Der Schöpfer des am schlechtesten beleumdeten Korpus bundesdeutscher Sozialgesetzgebung – kurz Hartz IV genannt – , Peter Hartz, kreiert eine neuartige Methode zur Bewältigung der Langzeitarbeitslosigkeit. In einem Interview mit der Monats-Zeitschrift „Psychologie heute“, das in der März-Ausgabe veröffentlicht wurde, präsentiert der ehemalige VW-Manager sein jüngstes Konzept. Es wird seit 2010 im Saarland in zwei Testgruppen mit 15 bzw. 20 Teilnehmern erprobt. Die Hälfte der Probanden konnten nach Aussage von Hartz inzwischen erfolgreich vermittelt werden. Das Hartz-V-Rezept steht unter der Devise „Langzeitarbeitslose als Miniproneure“ und gehört zum Programm der „SHS-Foundation“. Das Kürzel steht für „Saarländer helfen Saarländern“, Peter Hartz, der damit in seiner Heimat an der Saar die Saat für neue Arbeitsplätze ausbringen will, erläutert in dem Gespräch mit dem Magazin die Begriffe und das Anliegen: „Ein Miniproneur ist jemand, der sein Leben selbst in die Hand nimmt, sich selbst zum Projekt macht. Und dabei wollen wir ihn unterstützen. Die entscheidende Frage ist nicht: Welche Fehler hat jemand, was sind seine Vermittlungshemmnisse ? Sondern: Was hat jemand im Laufe seines Lebens an Wissen, Können und Erfahrungen gesammelt und was lässt sich daraus machen ?“ Um das herauszufinden setze man bei diesem Vorhaben auf eine „ausgeklügelte Talentediagnostik“. „Wenn Sie das mit allen Langzeitarbeitslosen machen, bekommen Sie tolle Ergebnisse“, ist der vielgehasste ehemalige Wirtschaftsboss überzeugt. Mit Hilfe der Trendforschung hätten sich 131 Dienstleistungen der Zukunft herauskristallisiert, die in sieben „Jobfamilien“ einsortiert sind. „Blog- und Twitter-Ghostwriter“ sei eine dieser Tätigkeiten. „Mit unserem Beschäftigungsradar finden wir geeignete Jobs im 30-Kilometer-Radius“, berichtet Hartz. Er erinnert in diesem Zusammenhang an ein bereits vor zehn Jahren praktiziertes Modell. „Die Ich-AGs hatten viel mehr Erfolg, als ihnen heute bescheinigt wird. 390.000 haben es gewagt.“ 

An dem Gespräch nahm Prof. Hilarion Petzold teil, der an dem Projekt beteiligt ist und mit Hartz gemeinsam ein Buch verfasst hat. Nach den Worten des wissenschaftlichen Leiters an der Europäischen Akademie für biopsychosoziale Gesundheit Hückswagen und Leiters des Studiengangs psychosoziale Supervision an der Donau-Universität Krems ist Arbeitslosigkeit keine Krankheit. Sie könne jedoch auf der somatischen, seelischen und sozialen Ebene zu extremen Belastungen und dann auch zu Krankheit führen. Da seien umfassende „biopsychosozialökologische Beratungs- und Coachingansätze gefragt“, so Petzold. „Wenn aber durch die Langzeitarbeitslosigkeit und andere Belastungen – wie Wohnungsverlust, Familienstress, Schuldenlast, soziale Stigmatisierung – aufgetreten sind, dann sollte man nicht zögern, die Hilfe kurzzeitig wirksamer aktueller Therapieverfahren in Anspruch zu nehmen.“ ++ (so/mgn/22.02.14 – 053)

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Berlin, 16. August 2012 (ADN).. „Hartz IV ist offener Strafvollzug !“. So formulieren es die Sozialkritiker Götz Werner und Adrienne Goehler in ihrer denkwürdigen Schrift „1.000 Euro für jeden – Freiheit Gleichheit Grundeinkommen“. vor einem halben Jahr  Heute vor genau zehn Jahren unterzeichnete die rot-grüne Bundesregierung unter der Leitung von Gerhard Schröder den Haftbefehl. Er wurde in einem feierlichen Zeremoniell in Berlins Französischem Dom unter Ausschluss der Öffentlichkeit in geschlossener Gesellschaft von fünfhundert geladenen Gästen erlassen. Der Teilnehmerkreis bestand aus Managern, Firmenberatern, Kommunalpolitikern und Wissenschaftlern. Sogar Gewerkschafter schmiedeten an dem konzertierten Komplott gegen die Menschenwürde mit.

Die eigentlich Betroffenen wohnten der niederschmetternden Feierstunde nicht bei. Sie standen draußen zuhauf vor Absperrgittern und protestierten, während sie von ihrem Scharfrichter und Henker Peter Hartz noch mit Hohn und Spott überzogen wurden. Seine Worte „Heute ist ein schöner Tag für die Arbeitslosen in Deutschland“ lassen Assoziationen zu den Parolen aufkommen, mit denen Jesus Christus vor und während seiner Hinrichtung bedacht wurde. Die römischen Besatzungssoldaten hatten seinerzeit dem vermeintlichen Erlöser zugerufen, wenn er Gottes Sohn sei, so könne er sich doch selbst helfen, vom Kreuz herabsteigen und seines Weges gehen.

Ähnlich hämisch äußerte sich auch Pontius Pilatus – alias VW-Manager Peter Hartz – beim Verkünden seines Vernichtungsurteils: „Wir haben in der Kommission einstimmig alle Eckpunkte beschlossen und kommen hiermit zu einem Konzept, wie wir die Arbeitslosigkeit um zwei Millionen reduzieren können“, erklärte dieser „Richter Gnadenlos“. In der Folge wurden Arbeitslose massenweise durch eine bürokratische Folterhöhle schließlich hin zum Galgen geführt. Nicht um einen kurzen schmerzlosen Tod zu erleiden, sondern um qualvoll jahrelang und bar jeder Menschenwürde dahin zu vegetieren. Schild und Schwert des von oben verordneten Enthauptungsschlages verkörperten Ich-AGs, Mini-Jobs und Leiharbeitsplätze.

Das 344seitige Todesurteil unter dem Titel „Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ entwickelte sich zu einem ausgeklügelten diabolischen System von Zwangsarbeit und Müßiggang, das stetig neue giftige Knospen und Blüten trieb und weiter treibt. Für das Elend erfanden die kranken Bürokratie-Hirne in der Bundesanstalt für Arbeit, später Arbeitsagenturen, verwaltungstechnisch scheinbar neutrale Namen wie Arbeitsgelegenheit mit und ohne Entgelt sowie Ein-Euro-Job. Hauptzweck des von der Regierung organisierten Prekariats war, die Arbeitslosenstatistik mit allen Mitteln zu bereinigen und zu frisieren. Mit jedem Wimpernschlag der Arbeitsmarktbürokraten wurde die Zahl der Arbeitslosen auf dem Papier gesenkt und für die Außenwelt mundgerecht zurechtgebogen. Bis in die Gegenwart meldet die Nürnberger Zentrale dieses gigantischen Verschleierungs- und Vernebelungsapparates Monat für Monat immer schönere und harmonische Arbeitsmarktdaten.

Inzwischen ist längst die vierte Stufe dieser Arbeitsmarktreform unter dem Titel „Hartz IV“ gezündet worden und entfaltet ihre unheilvolle Wirkung. Danach machen die pauschalierten Regelsätze, die zudem seit Jahren dem Grundgesetz widersprechen, nach einem Jahr Arbeitslosigkeit keinen Unterschied mehr zwischen Akademiker, Facharbeiter und einem wirklichen Faulpelz, der noch nie gearbeitet hat. Auf diesem Niedrigst-Niveau werden die Menschen wie Schachfiguren als Kostenfaktoren auf dem Sozialtableau hin- und hergeschoben. Es gibt kaum eine fein ziseliertere Form der Menschenverachtung. ++ (sp/mgn/16.08.12 – 235)

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