Archive für Beiträge mit Schlagwort: Interessenkonflikt

Berlin, 19. Juli 2014 (ADN). Statt systematisch Korruption vorzubeugen und Transparenz zu schaffen, ruhen sich anscheinend viele Verlags- und Medienhäuser auf dem Glauben aus, ihre Journalisten seien nicht bestechlich. Das erklärte in dieser Woche in Berlin der stellvertretende Vorsitzende von Transparency Deutschland, Jürgen Marten, bei der Präsentation einer Kurzstudie zu Journalismus und Korruption. Wirtschaftliche Abhängigkeiten – zum Beispiel von Anzeigenkunden – und mögliche Interessenkonflikte müssten öffentlich gemacht werden. Zudem werde mehr Transparenz über die Einnahmen und Verwendung der Mittel im öffentlich-rechtlichen Rundfunk vonnöten. Die Anstalten hätten darüber öffentliche Berichte vorzulegen.

In der ersten Stufe der Untersuchung durch das Institut für Journalistik an der Technischen Universität (TU) Dortmund wurden die Chefredakteure der dreißig auflagenstärksten Tageszeitungen angeschrieben. Davon beantworteten lediglich zwei die an sie gestellten Fragen. In einem weiteren Schritt wurde eine Auswahl öffentlich zugänglicher Regelwerke von Verlagen sowie privater und öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten näher beleuchtet. Auch die Richtlinien des Presserates, des Deutschen Journalistenverbandes und der Organisation Netzwerk Recherche wurden verglichen. Diese Analysen ergaben, dass wenige konkrete Vorgaben existieren und die geprüften Dokumente meist nur appellierenden Charakter haben. Zum Beispiel wird nicht definiert, ab welchem Wert Geschenke, Einladungen und Rabatte abzulehnen sind.  Es mangelt an verbindlichen Konsequenzen bei Nichteinhaltung interner Kodizes oder der Richtlinien journalistischer Organisationen. Am Ende der Studie wird ein Vorschlag für ein umfassendes Regelwerk unterbreitet. An die Dringlichkeit von mehr Transparenz und Korruptionsprävention erinnerte der Geschäftsführer von Netzwerk Recherche, Günter Bartsch. Erst kürzlich habe das relativ schlechte Abschneiden der Medien auf dem Korruptionsbarometer von Transparency International den enormen Handlungsbedarf demonstriert. ++ (me/mgn/19.07.14 – 199)

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München, 6. Januar 2014 (ADN). An den amerikanischen Universitäten haben die Bürokratien ihre Übermacht seit Jahren aufgebaut. An Köpfen übertreffen deren Ränge die der Professoren längst. Darüber berichtet der Kunsthistoriker Wolfgang Kemp in einem Beitrag unter dem Titel „Akademischer Kapitalismus“ in der Montagausgabe der „Süddeutschen Zeitung“. Die Universitäten in den USA würden gerade von profithungrigen Managern zerstört. Es sei eine Warnung an alle willigen Nachahmer in Deutschland. Er verweist auf eine Dokumentation über die sukzessive Entmachtung der Professorenschaft in Sachen Verwaltung und Leitung der Universitäten. Demnach stieg seit 1975 die Zahl der Mitarbeiter im gehobenen Universitätsmanagement um 85, die der Kräfte darunter um 240 Prozent. Die Fakultäten wuchsen nur um 50 Prozent.

Der Autor beschreibt einen folgenreichen Interessenkonflikt an der New York University (NYU) aus eigenem Erleben. Dort betragen allein schon die Studienkosten pro Jahr 60.000 Dollar. „NYT-Präsident John Sexton hatte an sich schon seine Bauwut be der Gründung von NYU Abu Dhabi und NYU Shanghai ausleben dürfen – auf Kosten der Franchise-Nehmer, versteht sich – und hatte so die erste ‚Global Network University‘ ins Leben gerufen, mit den erwähnten ‚globalen Professoren‘ – aber das reichte ihm nicht: Für Manhattan legte er ein Bauprogramm im Umfang von 3,5 Milliarden Dollar auf, eine Summe, mit deren Hilfe man andernorts eine ganze Universität errichten und ausstatten kann.“ Die NYU sei schon jetzt der größte Immobilienbesitzer im unteren Teil Manhattans. Parallel nehme der Star-Kult um die Leitungskräfte zu. Die Universität habe 72 Millionen Dollar an Krediten ausgegeben, damit Dekane, Verwaltungsgrößen und Star-Professoren sich Häuser kaufen konnten, in einem Fall sogar eine ganze Farm.

Deutschlands Hochschulen sind nach den Worten von Kemp inzwischen ebenfalls gefährdet. Während große deutsche Hochschulen mehr als 1.000 Lehraufträge pro Semester mit ärmlichster Bezahlung vergeben, komme das Star-System langsam auch hierzulande in Schwung. „Privatuniversitäten wurden und werden gegründet, Management-Sprache greift um sich, die Verwaltungen wachsen und wachsen – an der LMU München haben sie nun gleichgezogen: knapp über 700 Professoren und Professorinnen und ebenso viel Verwaltungspersonal.“ ++ (bi/mgn/06.01.14 – 006)

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