Archive für Beiträge mit Schlagwort: Julia Stein

Karlsruhe/Berlin, 30./31. Juli 2015 (ADN). „Wir brauchen eine gesellschaftliche Debatte darüber, ob wir zwei Jahre nach Snowden die Massenüberwachung ausbauen wollen – oder den Überwachungsstaat zurückfahren. Das erklärte der Betreiber des Blogs Netzpolitik.org, Markus Beckedahl, am Freitag in einem Interview mit dem Nachrichtenportal heise.online.  Die Lehre der Bundesregierung aus Snowden sei der Ausbau der Geheimdienste. Dies stelle einen Skandal dar.  Die ihm am Vortag vom Generalbundesanwalt zugesandte Mitteilung über Ermittlungen wegen Landesverrats betrachte er als Einschüchterungsversuch gegen seine journalistische Arbeit. im vergangenen Jahr hatte das Bundeskanzleramt Strafanzeigen angekündigt – auch gegen die „Süddeutsche Zeitung“ und das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Jetzt komme der Angriff auf Netzpolitik.org als das kleinste Medium. Der Aufschrei bei den beiden anderen Presseorganen wäre sicher größer gewesen. 

Entgegen dieser Sicht erweist sich der öffentliche Widerstand und die sich erhebende Empörungswelle gegen das Vorhaben  des Generalbundesanwalts Harald Range doch als enorm. Ein regelrechter Proteststurm schlägt dem höchsten bundesdeutschen Ankläger entgegen. Sogar Bundesjustizminister Heiko Maas rät ihm zum Maßhalten in einer aktuellen Stellungnahme. Journalistische Berufsorganisationen rufen zum Gegenhalten auf. Der Deutsche Journalistenverband (djv) kritisiert die Ermittlungen als Angriff auf die Pressefreiheit. Die Vorsitzende der Vereinigung investigativer Journalisten „Netzwerk Recherche“, Julia Stein, bezeichnete Netzpolitik.org als „neues Sturmgeschütz der Demokratie 2015“. Sie schreibt weiter: „Lange Zeit wurden Blogger nicht richtig ernst genommen und auch von ihren Journalisten-Kollegen belächelt. Nun spätestens sieht wirklich jeder – ausgerechnet durch den Vorwurf des Landesverrats -, dass die Kollegen auf journalistischer Augenhöhe berichten, unabhängig, zuweilen auch unliebsam. Markus Grill von „correktiv“ ermuntert die Medienvertreter zu Selbstanzeigen, um dem allgemeinen öffentlichen Protest Nachdruck zu verleihen. Für kommenden Sonnabend ist eine Demonstration im Zentrum von Berlin gegen die letztlich vom Bundesamt für Verfassungsschutz ausgelösten bundesanwaltschaftlichen Ermittlungen angekündigt worden .++ (me/mgn/31.07.15 – 159)

http://www.adn1946.wordpress.com, e-mail: adn1946@gmail.com, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), adn-nachrichtenagentur, SMAD-Lizenz-Nr. 101 v. 10.10.46

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Hamburg, 4./5. Juli  2015 (ADN). Erleuchtende Erkennnisse, umfangreiches Insiderwissen und viele andere Informationsspezialitäten lieferte die am Wochenende in Hamburg beendete Jahrestagung der investigativen Journalistenorganisation „Netzwerk Recherche“ (nr) den Teilnehmern aus dem In-und Ausland. Mit Recht und gewissem Enthusiasmus bezeichnete der Spitzenrechercheur Georg Mascolo die immer beliebtere Veranstaltung als „Evangelischen Kirchentag des Journalismus“.Unmittelbar zuvor hatte er sich in einem der zahlreichen Diskussionsforen mit dem Chef des Bundesnachrichtendienstes (BND), Gerhard Schindler,  ein intensives Verbalgefecht geliefert. Der erfahrene Journalist, der zum gemeinsamen Rechercheteam des Westdeutschen Rundfunks (WDR), des Nordeutschen Rundfunks (NDR) und der Süddeutschen Zeitung (SZ) gehört, warnte vor zu großer Nähe und Vertrauen zu grßen Machtapparaten. „Um etwas über das Innenleben von BND oder der Deutschen Bank erfahren zu wollen, wendet man sich nicht doch nicht an deren Pressestellen“, so der ehemalige Chefredakteur des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“.

Zur neuen nr-Vorsitzenden wurde Julia Stein, stellvertretende Leiterin der Investigativabteilung des Norddeutschen Rundfunks (NDR) gewählt. Sie löst Oliver Schröm vom Magazin „Stern“ ab.  ++ (me/mgn/05.07.15 – 144)

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