Archive für Beiträge mit Schlagwort: Kasachstan

Peking/Zürich, 7. April 2015 (ADN). Das Projekt „Neue Seidenstraße“ genießt in Peking höchste Priorität. Der im November 2014 angekündigte Seidenstraßen-Fonds mit Schwerpunkt Infrastruktur hat eine Kapitalausstattung von 40 Milliarden Dollar. Wie die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) am Dienstag berichtet, soll er bald die Arbeit aufnehmen. Geldquellen sind die Währungsreserven der chinesischen Notenbank. Das in den Fonds fließende Geld soll höhere Renditen abwerfen als kärglich verzinste amerikanische Anleihen.

Inzwischen haben mindestens 35 Staaten ihre Gründungsmitgliedschaft der Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB) avisiert. Um zu erwartende Begleitprobleme zu glätten und kulturellen Austausch in den frequentierten Staaten zu fördern, hat China parallel Seidenstraßen-Institute gegründet. Sie sollen die Angst vor chinesischer Dominanz nehmen. „So werden etwa Grenzübertritte inszeniert, bei denen die Darsteller in altertümliche Kostüme gekleidet sind und an die historische Seidenstraße erinnern. Grau ist jedoch alle Theorie: Die Probe aufs Exempel erfolgt, wenn statt Laiendarstellern und Pferden schwerbeladene Lastwagen sowie Züge über die Grenzen donnern,“ so die NZZ

Die schweizerische Tageszeitung erläutert dazu per zusätzlichem Kastenbeitrag den ersten praktischen Versuchsballon. Dabei handelt es sich um den Yuxinou-Zug, der seit einiger Zeit über 11.000 Kilometer zwischen Deutschland und China verkehrt und dazu 16 Tage benötigt. – doppelt schneller als auf dem Seeweg. Die Route verläuft zwischen dem Ruhrgebiet, Polen, Weißrussland und Kasachstan. „Zu Beginn gab es zwischen Duisburg und Chongqing einen Rundlauf pro Woche. Allerdings hat sich in den vergangenen Jahren die Nachfrage nach dem Angebot erhöht. Inzwischen verlassen vier Züge pro Woche den Duisburger Hafen, um Produkte aus Europa nach Osten zu bringen.“ Den Betreibern der Route komme zugute, dass die Strecke nicht länger einer Einbahnstraße gleicht. Früher seien die Züge von China nach Europa gut beladen gewesen, während der Transport von West nach Ost eher lahmte. Inzwischen habe sich das geändert, weil zunehmend deutsche Unternehmer auf den Zug setzen. Im August vergangenen Jahres seien erstmals in Europa gefertigte Autos deutscher Premium-Hersteller auf dem Schienenweg nach China gekommen. ++ (wi/mgn/07.04.15 – 78)

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Astana, 4. Oktober 2014 (ADN). In nicht einmal 100 Tagen tritt am 1. Januar 2015 die Eurasische Wirtschaftsunion in Kraft. Tausend Seiten stark ist der Gründungsvertrag, der dann Russland, Kasachstan und Weißrussland miteinander verbindet. Zur Union gehören dann 170 Millionen Menschen mit einer gemeinsamen Wirtschaftsleistung von rund zwei Billionen US-Dollar im Jahr. Schon 2010 hatten die drei Länder eine Zollunion gebildet. Handelsschranken fielen, die Binnemärkte nach außen wurden abgeschottet.

Kasachstan ist Russlands engster Verbündeter. Der in Europa weitgehend unbekannte Staat, der sich über 3.000 Kilometer östlich des Ural erstreckt, ist das neuntgrößte Land der Erde. Es setzt sich aus mehr als 100 Ethnien zusammen. Dabei sind die Kasachen mit zwei Dritteln der Bevölkerung in der Mehrheit und die Russen mit 21,5 Prozent Bevölkerungsanteil die größte Minderheit. Das Russland Wladimir Putins, der am 7. Oktober in der Einsamkeit Sibiriens seinen 62. Geburtstag begeht, findet die Unterstützung und Sympathie von 60 Prozent der Bürger Kasachstans. Bis zum Jahr 2025 soll ein gemeinsamer Markt für Erdöl und Erdgas etabliert sein. Das sieht der Unionsvertrag vor, aus dem letztlich eine gemeinsame Staatsbürgerschaft gestrichen worden ist. Die Kasachen legen Wert auf ihre Unabhängigkeit und Selbstständigkeit. Russland akzeptiert das.

Der kasachische Politologe Dassym Satpajew hält ethnische Konflikte für unwahrscheinlich. „Selbst die Eurasische Wirtschaftsunion hat daran nichts geändert. Das ist ein großes Plus. Aber falls man die politische Karte zu spielen beginnt, dann könnte das gleiche wie in der Ukraine passieren. Wenn der Staat von innen geschwächt wird, schalten sich äußere Mitspieler ein. Und an der Zerteilung Kasachstans könnten dann außer Russland noch ganz andere Länder beteiligt sein,“ erklärte der Politikwissenschaftler dem Deutschlandfunk.  ++ (zo/mgn/07.10.14 – 276)

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Hongkong/Düsseldorf, 8. April 2013 (ADN). Die Nachfrage nach kreativen Köpfen, die Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden können, ist außerhalb der Universitäten enorm. Mit dieser Aussage zitiert die Düsseldorfer Wirtschaftszeitung „Handelsblatt“ am Montag Perry Mehling von der Columbia-Universität New York. Der Ökonomie-Professor machte auf einer vom Finanzinvestor und Milliardär George Soros gesponserten internationalen Tagung in Hongkong denen Mut, die gegen den Strom schwimmen und neue Wege gehen. Die Auswahl der 60 Doktoranden und Jungwissenschaftler aus 580 Bewerbern hatte das „Handelsblatt“ als Mitorganisator vorgenommen. Hauptpartner war das auch von Soros geförderte Institute for New Economic Thinking (inet).

Eine Erklärung für das enorme Echo beim wirtschaftswissenschaftlichen Nachwuchs für eine Teilnahme an dem zum vierten Mal nach Cambridge, Bretton Woods und Berlin veranstalteten Teffen gab Enno Schröder, der das Vorprogramm der Hauptkonferenz maßgeblich mit arrangiert hatte: „Nach wie vor gehen aufstrebende Ökonomen davon aus, dass sie innovative Aufsätze kaum in den führenden Fachzeitschriften unterbringen können, und ohne solche Veröffentlichungen bekommt man keinen Lehrstuhl“. Das Beharrungsvermögen der diskreditierten Modelle und Methoden scheine jedenfalls enorm zu sein. Einen überzeugenden Grund für den fehlenden Wagemut, innovative Wissenschaftsmethoden in die Volkswirtschaftslehre vermehrt einzuführen, nannte der amerikanische Wirtschaftshistoriker Philip Mirowski. Er kündigte deshalb den jungen Forschern einen steinigen Weg an. „Der Wissenschaftsbetrieb wird gerade vollständig kommerzialisiert. Das sollte euch klar sein, wenn ihr in ihn eintreten wollt.“

Zu den Konferenz-Teilnehmern, die in Hongkong originelle und neue Forschungsansätze präsentierten, gehörte der russischstämmige Brite Stanslaw Schmelew. Er stellte seine Studien vor, mit denen die Warenströme einer Volkswirtschaft einer Ökobilanz unterworfen werden. Das geschieht dadurch, indem in den Input-Output-Tabellen der Wasser- oder Rohstoffverbrauch berücksichtigt wird. Mit diesem Denkprinzip folgt der 35jährige Absolvent der Universität St. Petersburg seinem berühmten Landsmann Wassili Leontief, der für seine wirtschaftswissenschaftliche Arbeit seinerzeit mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Nach der Auffassung von Umweltökonom Schmelew, der heute beispielsweise in Oxford, Russland, Frankreich und Kasachstan lehrt, muss der Fortschritt mehrdimensional gemessen werden – nicht nur in Euro oder Dollar. Es genüge dabei nicht, dem Bruttoinlandsprodukt nur weitere Indikatoren anzufügen. Zudem versucht er, messbar zu machen, wie verschiedene Interessengruppen von politischen Entscheidungen beeinträchtigt werden. ++ (aw/mgn/08.04.13 – 094)

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Moskau/Brüssel/Wien/Beirut, 26. Dezember 2011 (ADN). Vor genau 20 Jahren zerbrach die Sowjetunion. Der Oberste Sowjet beschloss die Auflösung der politischen Großmacht, deren Wirtschaftskraft immer etwas unter dem Weltdurchschnitt lag.  Über dem Moskauer Kreml wurde die Flagge mit Hammer und Sichel auf rotem Grund eingeholt. Gehisst wurde Russlands Trikolore aus den Zeiten des Zaren. Schon fünf Tage zuvor hatte der Präsident Kasachstans in Alma Ata festgestellt, die Sowjetunion existiert nicht mehr.

In diesen Tagen mehren sich die Zeichen, dass es einer weiteren Union an den Kragen geht: der Europäischen Union (EU). Sie ist – global gesehen – ein politischer Zwerg, aber ein bedeutendes ökonomisches Bollwerk. Dennoch kriselt sie immer tiefer, weil sie zu einem reinen Verbalkonstrukt von Ökonomen und Politikern verkommen ist. Heute erst wurde im Rundfunk festgestellt, dass führende Intellektuelle in Deutschland und anderen Ländern des alten Kontinents das Thema Europa einfach ignorieren. Es fehlt der moralische, ideelle und kulturelle Kitt für dieses von oben herab verordnete Staatenbündnis, das nur von einer Einheitswährung mühsam zusammengehalten wird.  Und auch dieser Klebstoff verliert seine Bindekraft.

Die Präsidentin des Österreichischen Nationalrates, Barbara Prammer, beschreibt diese Erosion der EU in der letzten Newsletter-Ausgabe des Parlaments in Wien dieses Jahres deutlich und ehrlich: “ Was mit Spekulationen begann, hat die Finanzwirtschaft und einzelne Staaten erfasst, bedroht mittlerweile den Euro – und ein Ende ist nicht absehbar. Wir ahnen, dass wir in einer Zeit von historischer Tragweite leben.“ Wenn Wut entstehe, dass Milliarden Steuergelder in ein kollabierendes Bankensystem gepumpt werden müssen, Geld, das andererseits zur Erfüllung wichtiger staatlicher Aufgaben fehlt, ergebe das einen gefährlichen Stimmungsmix. Er drohe die Demokratie anzugreifen.

Indes verkündet der ehemalige Direktor des Berliner Wissenschaftskollegs, Prof.  Wolfgang Lepenies, ebenfalls zum diesjährigen Weihnachtsfest das fast heimliche Erstehen einer Mittelmeer-Union. Diese nun beziehe ihre Primärkräfte an den Schwachpunkten der EU, eben an der kulturellen Front. Er propagiere diese Union, indem er darüber schreibt, um Politiker dafür zu interessieren. Außerdem beschaffe er gemeinsam mit dem libanesischen Schriftsteller Elias Khoury Geld, um eine „Task Force“ von arabischen Intellektuellen ins Leben zu rufen. Sie soll den arabischen Frühling begleiten.  Auf diese Weise könne man manchmal wichtige Dinge tun, die nicht so an die ganz große Glocke kommen, ++ (dk/mgn/26.12.11 – 43)