Leipzig, 11. März 2014 (ADN).  „Fukushima taugt kaum noch zum Medienspektakel, hat sozusagen abgewirtschaftet als sehenswerte Katastrophe. Der weltgrößte Atomunfall wird auf IOC-taugliche Maße kleingeredet, besorgniserregende Strahlungswerte sind auf den offziellen Dosimetern selten ablesbar. Die Kameras wenden sich neuen Krisenherden zu.“ Diese Zeilen von Lisette Gebhardt sind auf der Webseite „Textinitiative Fukushima“ zu finden, die von Studenten des Ostasiatischen Instituts der Universität Leipzig zusammengestellt und gepflegt wird.

Mit der Japanologin und Institutsleitertin, Prof. Steffi Richter, hatten sich die Studenten unmittelbar nach der Dreifach-Katastrophe entschlossen, deren Ursachen und Wirkungen zu untersuchen. So stampften sie im Sommersemester 2011 ein Seminar aus dem Boden, durchforsteten alle Bereiche der japanischen Gesellschaft, um drängenden Fragen nachzugehen. Sie wollten herausfinden, warum die Bevölkerung zu Befürwortern der Atomkraft wurde und Kernkraft-Kritik ein Randphänomen blieb.

In den vergangenen drei Jahren sind zwei Publikationen entstanden. Zudem übersetzten die Studenten wichtige Zeitzeugendokumente, führten Interviews mit Aktivisten und Künstlern. Nach den Worten von Richter, die seit vielen Jahren zur Konsumkultur in Japan forscht, hat sich die politische Kultur auf dem fernöstlichen Inselstaat verändert. Laut Umfragen sind inzwischen mehr als 50 Prozent der Japaner gegen Atomkraft. ++ (uw/mgn/11.03.14 – 070)

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Redaktion: Matthias Günkel