Archive für Beiträge mit Schlagwort: Libanon

Zürich, 9. Juli 2012 (ADN). Libanon hat sich zum Aufmarschgebiet gegen Syrien gemausert. Von dem seit Jahrzehnten politisch und militärisch sensiblen Staat aus sickern diverse Güter und Personen nach Syrien ein, die zur Destabilisierung beitragen. Beim Klarnamen genannt: Waffen, Militärpersonen und Geheimdienstler. Friedensware und -personal ist es zumindest nicht. Die am heutigen Montag erschienene aktelle Ausgabe der Schweizer Wochenzeitung „Zeit-Fragen“ formuliert es so: „Das multikonfessionelle Libanon wird nun wieder zur Unterstützung ausländischer Kriegsinteressen in Syrien missbraucht.“ Der Norden, beginnend ab Tripoli über das Aakaaergebirge bis hin zur syrischen Grenze, habe sich zu einem Ausnahmegebiet entwickelt, das nicht mehr von der regulären libanesischen Armee kontrolliert wird. „Über dieses Gebiet gelangen nach zuverlässigen Informationen die mittels Schiff und Luftfracht (Flugplatz Koleyat) angelandeten großen Anteile der Waffen für die in Syrien kämpfenden ‚Menschenrechts‘-Gruppen, die – nicht unerwartet – die meisten westlichen Medien beherrschen, schreibt die Zeitung. Ähnliche Erscheinungen seien an der türkischen und irakischen Grenze Libanons zu registrieren. 

Dem Pressebeitrag zufolge hat Frankreich, das als besondere Kennerin von Syrien/Libanon sowie der islamischen Welt gilt, eine Wende vollzogen. Die neuen Wege von Präsident Hollande und Außenminister Fabius bestünden darin, in Libanon gemeinsam mit dem Sohn des 2005 ermordeten ehemaligen Ministerpräsidenten Hariri den insbesondere im Norden des Landes dominanten sunnitischen Extremismus einzugrenzen.

„Zeit-Fragen“ schlussfolgert, dass französische Staatsbürger zunehmend die Verwicklung der NATO in Kriegsvorbereitungen aufgreifen. Zitiert wird: „Wenn dies so weitergeht, ist die Verteidigungsgemeinschaft am Ende und de Gaulle hatte recht. In Deutschland muss wohl erst ein Dichter die mehrheitliche Meinung der Bürger mit letzter Tinte zu Papier bringen.“ (ml/mgn/09.07.12 – 197)

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Moskau/Brüssel/Wien/Beirut, 26. Dezember 2011 (ADN). Vor genau 20 Jahren zerbrach die Sowjetunion. Der Oberste Sowjet beschloss die Auflösung der politischen Großmacht, deren Wirtschaftskraft immer etwas unter dem Weltdurchschnitt lag.  Über dem Moskauer Kreml wurde die Flagge mit Hammer und Sichel auf rotem Grund eingeholt. Gehisst wurde Russlands Trikolore aus den Zeiten des Zaren. Schon fünf Tage zuvor hatte der Präsident Kasachstans in Alma Ata festgestellt, die Sowjetunion existiert nicht mehr.

In diesen Tagen mehren sich die Zeichen, dass es einer weiteren Union an den Kragen geht: der Europäischen Union (EU). Sie ist – global gesehen – ein politischer Zwerg, aber ein bedeutendes ökonomisches Bollwerk. Dennoch kriselt sie immer tiefer, weil sie zu einem reinen Verbalkonstrukt von Ökonomen und Politikern verkommen ist. Heute erst wurde im Rundfunk festgestellt, dass führende Intellektuelle in Deutschland und anderen Ländern des alten Kontinents das Thema Europa einfach ignorieren. Es fehlt der moralische, ideelle und kulturelle Kitt für dieses von oben herab verordnete Staatenbündnis, das nur von einer Einheitswährung mühsam zusammengehalten wird.  Und auch dieser Klebstoff verliert seine Bindekraft.

Die Präsidentin des Österreichischen Nationalrates, Barbara Prammer, beschreibt diese Erosion der EU in der letzten Newsletter-Ausgabe des Parlaments in Wien dieses Jahres deutlich und ehrlich: “ Was mit Spekulationen begann, hat die Finanzwirtschaft und einzelne Staaten erfasst, bedroht mittlerweile den Euro – und ein Ende ist nicht absehbar. Wir ahnen, dass wir in einer Zeit von historischer Tragweite leben.“ Wenn Wut entstehe, dass Milliarden Steuergelder in ein kollabierendes Bankensystem gepumpt werden müssen, Geld, das andererseits zur Erfüllung wichtiger staatlicher Aufgaben fehlt, ergebe das einen gefährlichen Stimmungsmix. Er drohe die Demokratie anzugreifen.

Indes verkündet der ehemalige Direktor des Berliner Wissenschaftskollegs, Prof.  Wolfgang Lepenies, ebenfalls zum diesjährigen Weihnachtsfest das fast heimliche Erstehen einer Mittelmeer-Union. Diese nun beziehe ihre Primärkräfte an den Schwachpunkten der EU, eben an der kulturellen Front. Er propagiere diese Union, indem er darüber schreibt, um Politiker dafür zu interessieren. Außerdem beschaffe er gemeinsam mit dem libanesischen Schriftsteller Elias Khoury Geld, um eine „Task Force“ von arabischen Intellektuellen ins Leben zu rufen. Sie soll den arabischen Frühling begleiten.  Auf diese Weise könne man manchmal wichtige Dinge tun, die nicht so an die ganz große Glocke kommen, ++ (dk/mgn/26.12.11 – 43)