Archive für Beiträge mit Schlagwort: Mitteleuropa

Leipzig, 15. November 2013 (ADN). Eins zu 50 ist ein krasses Ungleichgewicht, vergleichbar mit dem Kräfteverhältnis zwischen David und Goliath. Dass ein solch gewaltiges Missverhältnis besteht, bedauerte Georg Giradet, Koordinator einer zweitägigen internationalen Demokratiekonferenz für die Jugend, bei der Abschlussdiskussion am Freitag im Leipziger Gewandhaus außerordentlich. Es geht um Aufwand und Nutzen dieser alle zwei Jahre und nun zum dritten Mal ausgerichteten Veranstaltung. Konkret in Zahlen ausgedrückt hat ihre Organisation rund 200.000 Euro gekostet. Um ihre Ergebnisse zu verwirklichen, werden aus dem Stadtsäckel allerdings nur 4.000 Euro locker gemacht, gibt Sozialbürgermeister Thomas Fabian zu. Dieser verhältnismäßig niedrige Betrag steht nun zur Verfügung, um die von den jungen Leuten aus der Region sowie vor allem aus Ost- und Mitteleuropa erarbeiteten Ideen und Projekte zu realisieren.

Die große finanzielle Diskrepanz wurde erst in der Schlussphase der Konferenz und auf eindringliche Nachfrage aus dem Publikum offenbart. Wenn das Nachdenken und Initiieren demokratierelevanter Vorhaben der Geburt einer Maus durch einen Elephanten vergleichbar ist, muss einiges im Argen liegen. Der Verdacht, an einer Show-Veranstaltung teilgenommen zu haben, breitete sich blitzartig aus. Eine tiefe zivilgesellschaftliche Kluft zwischen Wort und Tat öffnete sich urplötzlich. In den letzten Konferenzminuten riefen daher die Veranstaltungsmoderatoren die anwesenden potenziellen Sponsoren, Förderer und Mentoren zu Unterstützungsbekenntnissen auf. Wenige taten das mit mehr oder weniger verbindlichen Zusagen.

Zu den Ausnahmen, die sich sofort an Ort und Stelle zur finanziellen Förderung bekannten, gehörte der Vorsitzende der Doris-Wuppermann-Stiftung, Klaus George. Er versprach, Förderanträge wohlwollend, rasch und unbürokratisch zu prüfen. „Bedenkenträgern“ wurde von den Moderatoren eine Abwägungsphase von zwei Wochen eingeräumt. In dieser Zeit können auch noch Projekte nachgereicht werden – zusätzlich zu den etwas mehr als ein Dutzend während der Konferenz vorgelegten. Man darf darauf gespannt sein, ob der anspruchsvolle Demokratie-Plan noch ein gutes Ende nimmt.

Die diesjährige Konferenz war in Kooperation mit dem Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung, der Bundeszentrale für politische Bildung und der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung vorbereitet worden. Schirmherr ist Bundestagspräsident, Norbert Lammert. ++ (dk/mgn/15.11.13 – 313)

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Potsdam, 12. Oktober 2013 (ADN). Die Bewahrung eines stabilen Erdklimas kostet jeden Menschen etwa 100 Euro pro Jahr. Voraussetzung dafür ist, dass weltweit ab dem Jahr 2020 ernsthaft und entschlossen gehandelt wird. Das erklärt der Klimaforscher Prof. Hans Joachim Schellnhuber in einem Interview mit dem Monatsmagzin „mobil“ in dessen Oktober-Ausgabe. Die bisher bei Klimaschutzverhandlungen diskutierte Summe von 100 Milliarden Dollar pro Jahr reiche dafür nicht aus. Um auf das nötige Finanzvolumen zu kommen, sei es vorstellbar, dass jedes Land je nach Wirtschaftskraft in einen solchen Fonds einzahlt. So würden die USA diesen Anteil ebenso einbringen wie Deutschland und Bangladesh. Das Geld diene dazu, nachhaltige Projekte überall in der Welt zu fianzieren. „Wenn ein Land die Windenergie im eigenen Land mit 20 Milliarden Euro subventioniert, kann es die Summe von seinem Beitrag für den Fonds abziehen“, so der Leiter des Potsdam Institutes für Klimafolgenforschung. Dieses Modell sei nicht nur für Europa und die USA geeignet, sondern auch für Indien und China. Es biete noch einen weiteren Vorteil. Die historische Verantwortung wäre in der höheren Abgabe der reichen Länder schon eingepreist.

Schellnhuber wies auf die besondere Position und Verantwortung Chinas hin. „Die Führung in China kennt die Probleme genau, steht aber vor einem Dilemma. Sie will möglichst schnell viele Menschen aus der Armut holen und weiß, dass sie den schmutzigen Pfad nicht zu Ende gehen kann. Zurzeit machen die Chinesen alles gleichzeitig. Sie haben in sechs Provinzen den Emissionshandel eingeführt, sind die größten Investoren in Windenergie weltweit. Gleichzeitig bauen sie neue Atom- und Kohlekraftwerke. Sie vollziehen noch die alte industrielle Revolution und sind schon Teil der großen Transformation.“ Auf der politischen Ebene sei Europa derzeit der einzige Block, der die Fahne des Klimaschutzes entschieden schwingt. Allerdings hätten auch Neuseeland, Mexiko und Südafrika verstanden, dass die Probleme anzupacken sind.

Für den Verkehrsbereich prognostiziert der 63jährige, der auch an der Universität Potsdam Theoretische Physik lehrt, ein deutliches Nachlassen des Flugverkehrs in Mitteleuropa. Die Bahn werde das Flugzeug zunehmend durch Hochgeschwindigkeitszüge ersetzen. Für die innerstädtische Mobilität erwartet der Wissenschaftler, der im Februar dieses Jahres vor dem UNO-Sicherheitsrat zum Klimawandel referierte, immer mehr Elektroantriebe. ++ (kl/mgn/12.10.13 – 279)

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