Archive für Beiträge mit Schlagwort: Münster

Köln, 13. September 2014 (ADN). Man muss kein Futurologe sein, um zu sagen: Eine Trendwende bei Spiegel, Stern und Focus ist nicht abzusehen. Zu dieser düsteren und niederschmetternden Prognose kommt das Radiomagazin „Markt und Medien“ am Sonnabend nach einer Analyse der größten deutschen Nachrichtenmagazine im Printbereich. Der Jammer über die digitale Krise und deren kaum Geld einbringenden Portale müsse für die eigene Unfähigkeit herhalten. Es mangele jedoch eigentlich am kreativen Mehrwert, um im Publikum wieder Stammkundschaft zu gewinnen. Dazu seien Verantwortliche mit Ecken und Kanten vonnöten, Persönlichkeiten mit Überzeugungen. Solche Typen seien jedoch nicht nur in der Medienbranche rar gesät. Das Führungspersonal der drei angeblichen Leit-Medien im Drucksektor verharre in einer Selbstfindungskrise, während kleine und agile Aufsteiger fast unbemerkt die Höhen des Zeitschriftenjournalismus erklimmen.

Beispielhaft wird die „Landlust“ aus dem Landwirtschaftsverlag in Münster genannt. Hier bastele eine kleine Crew von Redakteuren mit Hingabe und Umsicht an einer Zeitschrift, mit der sie sich identifiziert: langsam, bodenständig und nachhaltig. ++ (me/mgn/13.09.14 – 256)

http://www.adn1946.wordpress.com, e-mail: adn1946@gmail.com, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), adn-nachrichtenagentur, SMAD-Lizenz-Nr. 101 v. 10.10.46

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Berlin/Frankfurt am Main 15. Januar 2014 (ADN). Das Vertrauen der Bürger in die bundesdeutsche Gesundheitspolitik und insbesondere in die Transplantationsmedizin hat einen Tiefstpunkt erreicht. Das beweisen die soeben veröffentlichten Zahlen der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO). Danach hat es im vergangenen Jahr nur noch 876 Organspender gegeben. im Jahr 2012 waren es 1.046 und im Jahr 2006 noch 1.259. Das Eingeständnis der Bundesärztekammer ist am ehrlichsten und überzeugendsten. Ihr Präsident Frank Ulrich Montgomery erklärte am Mittwoch in einem Statement seiner Vereinigung in Berlin: „Der Transplantationsskandal hat das Vertrauen in die Transplantationsmedizin erschüttert und ist der Hauptgrund für die weiter rückgehende Zahl der Organspende in Deutschland.“ Dennoch dürfe nicht nachgelassen werden, dieses lebenswichtige Thema noch stärker in das Bewusstsein der Gesellschaft zu rücken. Es sei richtig und wichtig gewesen, dass in den Medien ausführlich über die Verfehlungen in der Transplantationsmedizin berichtet wurde. Es gehe jetzt darum, in der Öffentlichkeit das Schicksal der auf den Wartelisten stehenden Patienten in der Vordergrund zu rücken. Von den Krankenkassen erwarte er, ihren Informationsverpflichtungen besser nachzukommen. Dass dennoch auch Montgomery nicht ganz den Nagel für die eigentlichen Ursachen des Dilemmas getroffen hat, belegt der Tatbestand, dass ausgerechnet in den reichsten Bundesländern – Bayern und Baden-Württemberg – die Bereitschaft zur Organspende am geringsten ist.

Der Vertrauensschwund wird vor allem den von Medien aufgedeckten Manipulationen und Skandalen im Umgang mit Organspenden an Kliniken in Göttingen, Münster, München und Leipzig angelastet. Danach hatte eine Prüfungskommission unter Leitung der pensionierten Richterin des Berliner Kammergerichts, Anne-Gret Richter, umfangreiche Untersuchungen in den 46 deutschen Transplantationszentren und deren rund 140 organspezifischer Transplantationsprogramme vorgenommen. So wurden beispielsweise in den 24 Lebertransplantationszentren die Krankenakten von insgesamt 1.180 Empfängern postmortal gespendeter Lebern geprüft. Im November 2012 wurde zudem eine unanhängige Vertrauensstellte für Transplantationsmedizin eingerichtet, an die Auffälligkeiten und Verstöße -ö auch anonym – gemeldet werden können. Deren Leiterin, die ehemalige Richterin am Bundesgerichtshof (BGH), Prof. Ruth Rissing-van Saan hatte im September 2013 über den Eingang von 101 Eingaben und Anfragen berichtet. Darunter hätten sich zehn anonyme Anzeigen mit konkreten Anschuldigungen gegen einzelne Zentren und namentlich benannte Ärzte befunden.

Eine eklatante Fehldiagnose leistete sich demgegenüber der Nationale Ethikrat. In einer Veröffentlichung aus dem Jahr 2007 betrachtet er als die eigentlichen Gründe für die Misere in der Transplantationsmedizin organisatorische Defizite einerseits und Fehlsteuerungen im Gesundheitssystem andererseits. „Die Einstellung der Bevölkerung gegenüber der Transplantationsmedizin und der Organspende ist daher nicht der entscheidende Grund dafür, dass es in Deutschland weniger postmortale Organspenden gibt als in europäischen Nachbarländern“, teilte das Gremium mit. ++ (ge/mgn/15.01.14 – 015)

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Münster/Hamburg, 25. Mai 2013 (ADN) Einer aktuellen Übersicht zufolge gibt es in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) nur 82 Mediatoren mit Zertifikat oder mit Anerkennung. Der von Arthur Trossen in Altenkirchen angeführten und mit Jürgen Bartsch in Überlingen abgeschlossenen Liste ist zu entnehmen, dass die Großstadt Hamburg mit zehn sowie die Metropolen Berlin und Köln mit jeweils sechs Mediatoren über die „höchste“ Dichte dieser außergerichtlich tätigen Kommunikatoren verfügen. Dünn gesät sind sie in München mit zwei und Leipzig mit einem. Die Stadt Stuttgart hat gar keinen. Die Blamage dieser Statistik für das jüngsten Ergebnissen zufolge rund 81 Millionen Einwohner zählende Volk, das seine Streitlust offenbar ungebremst lieber vor Gericht auslebt, erscheint im Vergleich zu den Niederlanden um so größer. Dort wurden vor zwei Jahren 4.710 Mediatoren gezählt, die jährlich 51.700 Mediationen umgesetzt haben – und das bei einer Bevölkerungszahl von nur knapp 17 Millionen Einwohnern. Wie das Niederländische Mediationsinstitut weiter mitteilt, entfallen 43 Prozent der ohne juristische Instanzen gelösten Streitfälle auf den Bereich Familie/Ehe, 25 Prozent auf den Sektor Arbeit und 16 Prozent auf die Wirtschaft.

Nach dem vor knapp einem Jahr von Deutschen Bundestag und Bundesrat in Kraft gesetzten Mediationsgesetz, in dem die Berufsbezeichnung „zertifizierter Mediator“ festgelegt ist, dürfen sich die Streitschlichter dieser Art allerdings nicht als solche bezeichnen. Grund ist, dass die dazu erforderliche Rechtsverordnung noch nicht existiert. Der schweren Geburt des Mediationsgesetzes gingen langwierige und tiefsitzende Meinungsverschiedenheiten in diversen Gremien voraus. Vor allem fürchteten die Juristen die Bedrohung ihrer monopolartigen Kompetenz-Position und gewiss auch Pfründe. So forderte im Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages der ehemalige Vorsitzende Präsident des Oberlandesgerichts Rostock, Wilfried H. Hausmanns, als Experte bei einer Anhörung vor genau zwei Jahren, dass Mediatoren nicht „frei wie Gesangslehrer“ ihre Tätigkeit ohne Zulassungsverfahren und Zertifizierung ausführen dürfen. Aus- und Weiterbildung der Eigenverantwortung zu überlassen, sei „ungeeignet“. Offenbar sind solche Vorbehalte auf die unerwünschte Konkurrenz von „Laien“ zurückzuführen, die um den Alleinvertretungsanspruch sogenannter Volljuristen und das hohe Preisniveau bangen lassen. Hausmanns selbst gehört nämlich dem Verein Mediation M-V e. V. an, der das Mediations-Geschäft in Meckenburg-Vorpommern dominiert.
Das Stunden-Honorar bei Mediationen beträgt schätzungsweise zwischen 80 und 500 Euro. Rechtsschutzversicherungen beziffern es auf 180 Euro und die Hamburger Mediationsstelle für Wirtschaftskonflikte gibt es zwischen 150 und 350 Euro an. Ein Tageshonorar kostet den Hamburger Angaben nach zwischen 1.200 und 2.800 Euro.

Mediation ist ein Jahrtausende alte Art der Streitbeilegung, die schon von den Stammesgesellschaften in Afrika und Amerika praktiziert wurde. In den modernen USA wurden die ersten Mediationszentren von chinesischen Einwanderern gegründet. Europas Sternstunde der Mediation schlug 1648 in Münster und Osnabrück am Ende des Dreißigjährigen Krieges. Hauptakteur und Geburtshelfer der Mediation war damals der venezianische Diplomat und Ritter Alvise Contarini. In über tausend Treffen – meist Einzelgespräche – vermittelte er fünf Jahre lang zwischen den diversen Kriegsparteien, um schließlich den Westfälischen Frieden zu schließen. Sein erfolgreiches Gesprächskonzept war, jedes Gemeinwesen, das souverän war oder sich für souverän hielt, gleichberechtigt zu behandeln. ++ (ju/mgn/25.05.13 – 139)

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Frankfurt(Main)/Berlin, 12. April 2012 (ADN). Die kapitalismuskritische Occupy-Bewegung feiert am nächsten Sonntag ihr sechsmonatiges Jubiläum in der Bankenmetropole Frankfurt am Main mit einer langen Tafel. Dann wird sich der Platz vor dem Sitz der Europäischen Zentralbank (EZB) noch einmal mit Protestlern füllen. Das erwartet das Nachrichten-Portal  hr-online in einem Beitrag vom heutigen Donnerstag. Dennoch gerate die Bewegung in erhebliche Schwierigkeiten. Von den noch rund 60 Leuten, die in etwa 50 Zelten vor Europas größten öffentlichen Kreditinstitut hausen, sinkt der Anteil der System-Kritiker. Auf der anderen Seite kommen immer mehr Obdachlose, Drogen-Junkies und osteuropäische Bettler dazu, berichtet das Medium. Zudem wachse der Widerstand seitens der Behörden und der Bürger von Frankfurt. Zitiert wird der Ordnungsdezernent der Stadt, demzufolge der Unmut der Bevölkerung zunehme und die Zahl der Beschwerden ansteige. Theaterbesucher seien belästigt worden und Passanten fühlten sich von Bettlern bedroht. Noch im Oktober vergangenen Jahres hatte das Ordnungsamt Frankfurt die Disziplin der Zeltbewohner und Demonstranten gelobt. Die Kundgebung sei außerordentlich angenehm und friedlich verlaufen. Beschwerden von Anwohnern und Bankmitarbeitern gibt es nicht, hieß es damals.

Die nunmehr wenigen verbliebenen Aktivisten der Occupy-Bewegung weisen darauf hin, dass sie inzwischen der Stadt die Sozialarbeit abnehmen. Das Lager sei Anlaufstelle für entwurzelte und obdachlose Menschen.

In wenigen Tagen – am 18. April – läuft die Genehmigung für das Camp aus. Eine Fristverlängerung ist fraglich. Auf diese Weise sollen offenbar Ausschreitungen verhindert werden, die im März zu erheblichen Turbulenzen bei einer Anti-Kapitalismus-Demonstration geführt hatten.  Gewalteskalation werde auch zum Himmelfahrtstag im Mai bei mehrtägigen Veranstaltungen befürchtet, mit denen das Bankenviertwel blockiert und Bankangestellten der Zugang zu ihrem Arbeitsplatz versperrt werden soll.

Die Occupy-Bewegung entstand im September 2011 in New York und trat ihren Siegeszug in der ganzen Welt an. Mittlerweile erlischt das Strohfeuer zusehends. Viele Zeltlager lösen sich auf.  In Deutschland gibt es nur noch vier – neben Frankfurt die in Hamburg, Düsseldorf und Münster. Kürzlich verschwand das Berliner Camp plötzlich und spurlos von der Bildfläche.

Mit dem Straucheln und nicht mehr fernen Niedergang der Occupy-Bewegung gehen die Prognosen zahlreicher Soziologen und Gesellschaftsforscher in Erfüllung. Nach deren Voraussage sollte diese Protestwelle keinesfalls die Ausmaße und Permanenz annehmen wie die gegen die Atomkraft und den Irak-Krieg. Es wurde sogar der Verdacht geäußert, dass sogenannte interessierte Kreise den Widerstand bewusst inszeniert und gesteuert haben. ++ (dk/mgn/12.04.12 – 105)