Archive für Beiträge mit Schlagwort: Nordsee

Heringen/Vacha, 3. Juli 2014 (ADN). Der Standort des Kalibergbaus an der Werra rechnet sich nur, wenn die Versenkung von Salzlauge in tiefes Gestein über das Jahr 2015 hinaus erlaubt ist. Zudem wird das umstrittene Einleiten von Salzlauge in die Werra über das Jahr 2020 hinaus genehmigt, zeigt sich im Rundfunk der Vorstandsvorsitzende der Kasseler Kali + Salz AG, Norbert Steiner, am Donnerstag siegesgewiss. Er baue auf die Ausnahmeregelungen, die die EU-Wasserrahmen-Richtlinie zulasse. Außerdem setzt er auf die schwarz-grüne Landesregierung Hessens, die dem großen Arbeitgeber in der strukturschwachen Region der hessisch-thüringischen Rhön schon immer gewogen ist und kaum in die Parade fahren wird.

Volker Bouffiers Koalition in Wiesbaden wird zwar von den thüringischen und hessischen Kommunen an der Werra und Umweltverbänden unter Druck gesetzt, weil vor allem das Trinkwasser gefährdet ist. Außerdem protestieren norddeutsche und niedersächsische Umweltschützer, die eine Verseuchung des empfindlichen Öko-Systems und UNECSO-Weltkulturerbes Wattenmeer befürchten. Dorthin fließt letztlich die Salzlauge der Werra, nachdem sie über die Weser fünf Bundesländer – Thüringen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen – durchlaufen hat.  Dieser Kultur- und Naturschatz wäre noch stärker bedroht, wenn tatsächlich eine geplante Rohrleitung für 800 Millionen Euro in Betrieb geht. Sie würde direkt in der Nordsee enden und diese mit ihrer giftigen Fracht in wesentlich höherer Salz-Konzentration noch stärker bedrohen. Mit diesem Argument spielt der Kali-Konzern die Kritiker gegeneinander aus, weil er selbst keine Neigung zu einer solch gigantischen Investition hat. Das Verpressen der Salzlauge in den Untergrund einerseits und die Ableitung in die Werra andererseits macht er einigen seiner Widersacher schmackhaft und verkauft es als beste Kompromiss-Lösung.

So wird der Jahrzehnte währende, seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs andauernde Streit, der seinerzeit zwischen der DDR und der BRD auf zwischenstaatlicher Bühne ausgefochten wurde, unvermindert, jedoch mit feinerer Klinge fortgesetzt. Dabei führt der Weltkonzern Kali + Salz, der bis zum Jahr 1990 die Gesamtverantwortung  für die Salzfracht in der Werra auf den DDR-Kalibergbau abschob, einen überlegenen Goliath-Kampf gegen die mehr oder minder betroffenen Städte und Gemeinden, von denen sich nur wenige trauen, die Steinschleuder des David gen Kassel zu richten. ++ (uw/mgn/03.07.14 – 183)

http://www.adn1946.wordpress.com, e-mail: adn1946@gmail.com, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), adn-nachrichtenagentur, SMAD-Lizenz-Nr. 101 v. 10.10.46

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Erfurt/Bad Salzungen, 1.April 2014  (ADN). „Ich bin ungehalten darüber, dass privatwirtschaftliche Verträge auf krummen Wegen an das Licht der Öffentlichkeit gebracht werden.“ Mit diesen Worten zitiert die „Thüringer Allgemeine“ in ihrer Dienstag-Ausgabe den Vorstandssprecher der hessischen Kali + Salz AG (K+S), Norbert Steiner, bei einem Treffen zu Wochenbeginn mit Thüringens Ministerpräsidentin, Christine Lieberknecht, untertage in den Kaligruben an der Werra.  Anlass ist das kürzliche Auftauchen von Kopien und Fragmenten des Geheimvertrages, in dem die Treuhandanstalt de facto den gesamten DDR-Kalibergbau dem Hauptkokurrenten auf dem Weltmarkt aus Kassel verscherbelt hat.  Und nicht nur das, der Konzern erhielt noch rund eine Milliarde DM dazu, um die verbliebenen Reste der ostdeutschen Kaliindustrie „zu sanieren“. Das Unternehmen hatte Anfang der 90er Jahre nichts Besseres zu tun, als die Kaligruben in Thüringen umgehend zu schließen und rund 7.000 Bergleute zu entlassen. Kaum war die Tinte unter dem klandestinen Vertragswerk trocken, flossen die Sanierungsgelder in die Bergbauanlagen in Hessen und Niedersachsen. Das wurde sichtbar manifest, als Fördertürme und Werksanlagen im hessischen Philippsthal eingerüstet und umfassend erneuert wurden.  Die finanziellen Lasten beispielsweise durch die über Jahrzehnte anfallende Nachsorge in den stillgelegten Bergwerken wurden dem Thüringer Steuerzahler zugeschoben – und das seit mehr als zwanzig Jahre und unbefristet in die Zukunft.  Ein aktuelles Gutachten beziffert das Altlastenrisiko auf etwas weniger als zwei Milliarden Euro. Einzelheiten dieses absolut einseitigen, für K+S höchst lukrativen Geschäfts stehen in dem offensichtlich derart brisanten Geheimvertrag, sodass die Führungsspitze den Text um keinen Preis offenbaren will.  Die zarten Versuche und Wünsche, um mehr Klarheit in das diffuse Geschäft zu bringen, prallen die bittstellerischen Bemühungen der Thüringer Administration an der knallharten Abwehrhaltung des Konzerns ab.

Das in den Hinterzimmern der Mächte ausgehandelte Vertragswerk scheint noch sehr viel und ungeahnte Sprengkraft zu besitzen, denn die aktuellen Probleme mit dem Chemikaliencocktail der Abwässer aus der Kaliproduktion sind nach wie vor völlig ungeklärt. Da diese Laugen letztlich in der Werra landen und über die Weser bis in die Nordsee fließen, sind nicht nur drei weitere Bundesländer – Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Bremen – betroffen. Die großzügigen Grenzwerte dieser systematischen Verseuchung von Werra und Weser sind seit dem Kriegsjahr 1942 nicht verändert worden und sorgen dafür, dass die beiden Flüsse bis heute weitgehend biologisch tot sind.  Über diesen gigantischen Misstand mitten in Kerneuropa wird seit Jahrzehnten der Mantel des Schweigens gebreitet – von der offiziellen Politik, den federführenden Medien und – selbstverständlich – vom Verursacher K+S. ++ (wi/mgn/01.04.14 – 091)

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Berlin, 23. März 2014 (ADN). Jährlich landen zehn Milionen Tonnen Müll in den Meeren. Zu den Verursachern gehören „see- und landbasierte Quellen“, teilt die Organisation Naturschutzbund (NABU) mit.  Der größere Anteil stamme vom Land. Drei Viertel des Mülls besteht aus Plastik. Durch dessen Langlebigkeit – 300 bis 450 Jahre – erwächst den maritimen Ökosystemen eine kumulative Bedrohung. 50 bis 70 Prozent der Müllbestandteile sinken auf den Meeresboden. Die anderen Mengen  sind an Stränden zu finden, verteilen sich in der Tiefsee und in den Polarregionen. Das macht den Müll sichtbar bis ins Weltall. Hochrechnungen zufolge sind in diesen Meeresregionen sechsmal größere Mengen Müll geortet worden verglichen mit dem Umfang an Planktonoranismen.

Betroffen sind nach Angaben des NABU 663 Tierarten. Am Müll sterben jährlich 100.000 Meeressäuger und eine Million Vögel. Beispielsweise hatten einer Studie zufolge in der Nordsee 93 Prozent der Eissturmvögel verschluckten Meeresmüll in ihren Mägen. Von einer wirksamen Umkehr und Abwendung derartiger Vergiftungen der Meere ist – außer inflationär verbreiteten politischen Erklärungen und Appellen – nichts zu spüren. ++ (uw/mgn/23.03.14 – 082)

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Kiel, 3. Februar 2014 (ADN).  Die Energiewende und der damit verbundene Offshore-Drang spülen bislang kaum beachtete Altlasten aus dem Zweiten Weltkrieg zutage.  In den Tiefen der deutschen Nord- und Ostsee schlummern bis zum heutigen Tag noch rund 1, 6 Millionen Tonnen konventionelle Kriegsmunition. Davon lagern etwa 300.000 Tonnen in der Ostsee. Zudem ist die Ostsee mit rund 5.000 Tonnen und die Nordsee mit 90 Tonnen chemischer Kampfstoffe belastet. Wie mit diesen gefährlichen Altlasten umzugehen ist, wird am Dienstag im Wissenschaftszentrum Kiel von Experten auf der ersten derartigen Konferenz dieses Jahres erörtert. Von besonderer Bedeutung ist das explosive Kriegserbe für den Bau der im Meeresboden zu verankernden Windräder und der Energieübertragungstrassen zu den Ufern.

Wie der Vorsitzende des Expertenkreises „Munition im Meer“, Jens Sternheim, in seinem jüngsten Bericht mitteilte, wurden  bis in die 70er Jahre bis zu 1, 8 Millionen Tonnen Kriegsmunition allein in der deutschen Nord- und Ostsee versenkt. Davon wurde nur sehr wenig geortet, geräumt und vernichtet. Um überhaupt die meist unbekannten Lagerstätten des Sprengstoffs aller Art unter Wasser zu erkunden, wurde kürzlich eine Meldestelle beim Maritimen Sicherheitszentrum Cuxhaven eingerichtet. Zudem wird ein Neubau für das Gemeinsame Lagezentrum See errichtet. Er kostet 21, 3 Millionen Euro und soll Ende dieses Jahres fertiggestellt sein. ++ (mi/mgn/03.02.14 – 034)

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