Bremen, 8. Januar 2012 (ADN). Griechenland hat von der Bundesrepublik Deutschland einen Geldbetrag in Höhe von 104,72 Millirden Dollar zu erwarten. Das entspricht rund 79 Milliarden Euro. Die bis zu Jahr 2010 aufgelaufene Summe setzt sich aus bisher nicht ausgeglichenen Reparationszahlungen und den daraus resultierenden Zinsen zusammen. Das teilte der Bremer Historiker Karl-Heinz Roth in dem Printmedium „Lunapark“ mit. In der Zeitschrift zur Kritik der globalen Ökonomie wird die gesamte Kette deutscher Verbindlichkeiten gegenüber dem Balkanland sehr detailliert analysiert und begründet. Anfangspunkt der Entstehungsgeschichte der umfangreichen Zahlungsverpflichtungen ist das Jahr 1946, in dem innerhalb des Pariser Reparationsabkommens die von der Deutschen Wehrmacht während der Besatzungszeit von 1941 bis 1944 in Griechenland angerichteten Schäden exakt ermittelt wurden. Sie werden in den Kriegstagebüchern und Lageberichten der Wirtschaftsoffiziere in der Wehrmacht als Kahlfraß bezeichnet und verkörperten in der Kriegspraxis die totale Ausplünderung des Landes. Dafür wurden den Griechen im Pariser Abkommen, von 1946 Reparationsforderungen gegenüber den Deutschen auf völkerrechtlicher Vertragsgrundlage zugesprochen, die bis heute offen und nicht erfüllt sind.

Roth stellt fest, dass die Bundesrepublik Deutschland ihre Schuldnerschaft über Jahrzehnte hinweg systematisch verschweigt oder mit fadenscheinigen Begründungen abweist. Das bei bundesdeutschen Behörden beliebteste Scheinargument ist die Behauptung, die Ansprüche seien längst abgegolten und „Schnee von gestern“. Dabei werden als Vorwand Zahlungen genannt, die 1960 und 2003 erfolgten. Sie belaufen sich auf Beträge von 115 Millionen DM als sogenannte Globalzahlung und 20 Millionen Euro alös Entschädigung an ehemalige griechische Zwangsarbeiter.

Der Wissenschaftler geht ausführlich darauf ein, wie raffiniert, verschlagen und unverfroren die bundesdeutsche Politik die Profiteure des Zweiten Weltkriegs – die deutschen Wirtschaftsunternehmen – vor solchen Zahlungen schützt. Im Notfall muss die Bevölkerung per Steuer dafür büßen.Die offenen Reparationszahlungen sind im Übrigen auch der Grund dafür, warum Griechenland plötzlich in die Euro-Zone aufgenommen wurde, obwohl sie dafür nicht reif war. Die Miss-Stände der griechischen Wirtschaft waren den zuständigen Eurokraten von Anfang an bekannt. Griechenland sollte jedoch mit dem Euro eine Beruhigungspille verabreicht werden, damit es vom Einfordern der Reparationen ablässt.

Hätten die Griechen das Geld aus der Bundeskasse heute zur Verfügung, wären sie schlagartig aus der derzeit miserablen Lage befreit und finanziell wesentlich besser positioniert. ++ (fk/mgn/08.01.12 – 8)