Archive für Beiträge mit Schlagwort: Risiko

New York/München/Berlin, 19. November 2014 (ADN).  Frauen als Unternehmensgründerinnen standen am Mittwoch in New York im Mittelpunkt einer mit Unterstützung des USA-Außenministeriums veranstalteten internationalen Konferenz der Vereinten Nationen (UNO). Daran nehmen diplomatische Vertreter aus 153 Ländern teil. Der Kongress ist Teil der diesjährigen „Global Entrepreneurship Week“, die in vielen Ländern der Welt begangen wird und der wirtschaftlichen Selbständigkeit dienen soll.

In der deutschen Hauptstadt Berlin findet dazu eine Gründerwoche vom 17. bis 23. November statt. Aus diesem Anlass hat das Marketingunternehmen Amway aus Puchheim eine in Kooperation mit der Technischen Universität München erarbeitete Studie präsentiert, an der rund 44.000 junge Leute aus 38 Ländern teilgenommen haben. Daraus geht hervor, dass die Bereitschaft der Jugend in Deutschland, sich selbstständig zu machen und eine eigene Firma zu gründen, äußerst schwach entwickelt ist. Nur 32 Prozent der befragten 14- bis 34jährigen können sich das vorstellen. Nur zwei Prozent davon taten es dann tatsächlich. Die Relationen in Europa lagen dagegen bei 49 Prozent bzw. fünf Prozent und weltweit bei 51 Prozent bzw. sechs Prozent. Nach Aussage von Prof. Isabell Welpe, Inhaberin des Lehrstuhls für Strategie und Organisation an der TU München, herrscht in Deutschland eine auf Sicherheit fixierte Wirtschaftskultur. Das Risiko werde nicht geschätzt und toleriert wie in anderen Nationen. Die Zahl der Unternehmensgründungen sei demzufolge seit Jahren rückläufig. Das sei vor 100 Jahren ganz anders gewesen. „Unsere Studie zeigt, dass nur zwölf Prozent der Befragten jemals in einer Entrepreneurship-Ausbildung waren – also in Schule, staatlichen Programmen oder Universitäten. Das ist doch eine sehr geringe Zahl“, so Welpe. Zudem gebe es nur 20 staatliche Fördermaßnahmen zur Unternehmensgründung. Nach den Worten von Julia Lutter-Müller, Amway-Pressesprecherin und Studienleiterin, sind für einen Gründungserfolg überzeugende Unternehmensideen gefragt – auch von Nicht-Akademikern.  

Große Skepsis äußerte ebenfalls der Dozent und Businessplan-Gutachter Wolfgang Kierdorf. Die meisten Gründer in Deutschland befänden sich in einer unbewussten Inkompetenz. Außerdem werde nur das gefördert, was von Anfang an keine Chance hat. Auch für Langzeitarbeitslose werde ein sehr stringenter und schmalbrüstiger Förderrahmen gesetzt. Sogenannte Notgründungen, die nach Scheitern aller anderen Arbeitsvermittlungsvarianten in Betracht gezogen werden könnten, kommen kaum zustande. In der Praxis werden solche Einstiegsgeld-Darlehen, bei denen Hartz-IV-Grundsicherung für eine bestimmte Zeit weiter gezahlt wird, nur selten gewährt. Es werde von Vorneherein Missbrauch befürchtet. ++ (wi/mgn/19.11.14 – 322)

http://www.adn1946.wordpress.com, e-mail: adn1946@gmail.com, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), adn-nachrichtenagentur, SMAD-Lizenz-Nr. 101 v. 10.10.46

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Berlin, 7. November 2013 (ADN). Der am Donnerstag veröffentlichte Bericht des internationalen „Netzwerks Steuergerechtkeit“ (TJN – Tax Justice Network) stuft Deutschland als eines der weltweit größten Schattenfinanzzentren ein. Danach steht die Bundesrepublik auf Platz acht von 82 Ländern und rangiert in dem alle zwei Jahre publizierten Rapport unter den „schädlichsten Schattenfinanzzentren der Welt“. Im Antigeldwäsche-Index des International Centre for Asset Recovery belegt Deutschland im Jahr 2013 mit dem Wert 5,8 nur Platz 78 von 149 Staaten. Die Skala reicht vom Wert 0 (niedrigstes Risiko) bis zum Wert 10 (hohes Risiko).

„Durch seine zentrale Lage zwischen Ost- und Westeuropa ist Deutschland ein idealer Handelsplatz“, heißt es in dem Bericht. Für die organisierte Kriminalität verkörpere es einen günstigen Ort für Geldwäsche, „da es kaum öffentliche Sensibilität für die Präsenz mafiöser Strukturen gibt“. Kriminelle Vereinigungen seien somit weitgehend unbemerkt sehr aktiv. Zitiert wird die Vorsitzende der europäischen Anti-Mafia-Kommision, Sonja Alfano. Nach ihren Worten fungiert Deutschland als „zweite Heimat“ für die kalabresische ‚Ndrangheta, die „wiederum mit mexikanischen und kolumbianischen Drogenkartellen zusammenarbeitet und anscheinend auch deren Gelder wäscht.“

In einem Kapitel werden Aktivitäten deutscher Banken im Ausland in Verbindung mit Geldwäsche, organisierter Kriminalität und Korruption behandelt. Dort ist zu lesen: „Wie sich zeigt, bestehen im Bereich Geldwäschebekäpfung in Deutschland große Defizite.“ Schätzungen zufolge werden jährlich in Deutschland Geldsummen zwischen 29 und 57 Milliarden Euro gewaschen, die aus Erlösen von Straftaten stammen.

Die Autoren des Dokuments formulieren außerordentlich düstere Aussichten. „Wenn die neue Bundesregierung keine mutigen und zukunftsweisenden Entscheidungen trifft, wird Deutschland als Schattenfinanzzentrum in Zukunft noch mehr illegale und illegitime Finanzströme anziehen.“ Ungewiss ist, ob dem die neuen Berliner Regenten in Sachen Kapitalflucht, Geldwäsche und Steuervermeidung auf nationaler und internationaler Ebene gerecht werden können. Äußerst skeptisch zeigt sich ein Kommentator der „Süddeutschen Zeitung“. Wahrscheinlicher sei es, dass sich das Finanzministerium auf das Anwerfen der Dementiermaschine beschränkt. „Ausgerechnet das Land der ökonomischen Besserwisser erweist sich bei der Bekämpfung der organisierten Finanzkriminaltät als Bananenrepublik, die Gangsterbanden aus aller Welt das Geschäft erleichtert,“ bedauert Claus Hulverscheidt unter der Überschrift „Deutschland, ein Waschsalon“.

Der Rapport basiert auf wissenschaftlichen Untersuchungen, Medienberichten, eigenen Recherchen und Anfragen an Behörden im In- und Ausland sowie Gesprächen mit Geldwäscheexperten und zivilgesellschaftlichen Organisationen. ++ (kr/mgn/07.11.13 – 305)

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