Berlin, 31. März 2012 (ADN).  „Alle vier Minuten kracht es auf Berliner Straßen, einmal pro Woche stirbt ein Mensch.“ Aufgrund dieser und anderer Tatbestände hält es die Berliner Tageszeitung „Der Tagesspiegel“  für höchste Zeit, diesen Alltag als Skandal zu erkennen.  In ihrer heutigen Sonnabendausgabe wird die jährliche Opferzahl in Berlin auf 17.000 beziffert. Das entspreche der Einwohnerzahl des gesamten Berliner Ortsteils Friedrichshagen  (Bezirk treptow-Köpenick) mit seinen elf Kitas, vier Schulen und 13 Zahnärzten. Außerdem stieg die Zahl der Verkehrstoten von 44 im Vorjahr auf 54 im Jahr 2011, so die Zeitung.

Es wird eine rückblickende Bilanz der vergangenen zehn Jahre gezogen. „Von den 65 verkehrstoten des Jahres 2001 waren 18 im Auto gestorben. Unter den 54 Toten im vergangenen Jahr starben nur drei im Auto.  Die Fahrzeuge sind robuster geworden, aber die anderen Verkehrsteilnehmer nicht.“ Um sie zuschützen, wird nichts oder nur wenig getan.

„Der Tagesspiegel“ verweist auf die millionenschweren Investitionen bei anderen Verkehrsträgern. So seien nach einem Brand in einem U-Bahnhof von den Berliner Verkehrsbetrieben sämtliche Stationen mit einem zweiten Ausgang nachgerüstet worden. Ein Unfall bei der S-Bahn habe die Erneuerung der Räder an 500 Doppelwagen zur Folge gehabt. Niemand habe die dafür aufgewandten dreistelligen Millionenbeträge in Frage gestellt, obwohl bei beiden Vorfällen kein Mensch umkam.  Allerdings gebe es erhebliche Proteste, wenn strengere, zweifellos lebensrettende Tempolimits eingeführt werden sollen.

Im Interview mit dem Unfallforscher Siegfried Brockmann wird nach einer Lösung gefragt. Er stellt fest, dass die gefährliche Infrastruktur im Stadtverkehr entschärft werden muss. Zudem fordert er Polizisten auf Fahrrädern und die Tempo-30-Pflicht. ++ (sk/mgn/31.03.12 – 93)

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