Archive für Beiträge mit Schlagwort: Sardinien

Bielefeld, 7. Juni 2015 (ADN). Der Philosoph, Soziologe und Mitbegründer der Italienischen Kommunistischen Partei (IKP), Antonio Gramsci, soll zur neuen Leitfigur der Partei DIE LINKE werden. Das erklärte deren Vorsitzender und Fraktionsvorsitzender im Deutschen Bundestag, Gregor Gysi, am Sonntag in Bielefeld auf dem Parteitag seiner Organisation. In der sehr nachdenklichen, eindrucksvollen und emotionsgeladenen Rede, in der er seinen Rückzug vom Fraktionsamt zum 13. Oktober dieses Jahres ankündigte, nannte der populäre Linkspolitiker den Namen des in Deutschland wenig bekannten Italieners unmittelbar nach den allgemein bekannten Führungspersönlichkeiten Karl Marx, Friedrichs Engels, Wilhelm Liebknecht, August Bebel, Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg.  

In einem Interview mit dem Bonner Fernsehsender „Phoenix“ nannte die Ko-Vorsitzende, Katja Kipping, ebenfalls Antonio Gramsci namentlich als neuen Orientierungsstern am politischen Himmel der Linkspartei. Der auf Sardinien 1891 geborene albanischstämmige Gramsci war enger Gefährte des späteren Parteivorsitzenden Palmiro Togliatti. Er war zeitlebens gesundheitlich angeschlagen und verbrachte in der faschistischen Ära Italiens viele Jahre in Haft. Dort entstanden seine „Gefängnishefte“, die zum geistigen Rüstzeug der italienischen Sozialisten und Kommunisten gehören. Gramscis theoretische Hinterlassenschaft bietet ein äußerst facettenreiches Gemälde über eine sozial gerechte Zukunftsgesellschaft und unterschied sich sehr stark von der Sozialismus-Dogmatik kommunistischer Parteien. Auf seinen Auffassungen fußten in den 70-er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts während des Kalten Krieges die großen Meinungsverschiedenheiten zwischen den sozialistischen Ländern  und den Eurokommunisten vor allem in Italien, Spanien und Frankreich. ++ (pp/mgn/07.06.15 – 117)

http://www.adn1946.wordpress.com, e-mail: adn1946@gmail.com, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), adn-nachrichtenagentur, SMAD-Lizenz-Nr. 101 v. 10.10.46

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Venedig, 20. März 2014 (ADN). Veni, vidi, vici ! (er kam, er sah, er siegte !) – Der klassische auf den antiken römischen Kaiser Julius Cäsar gemünzte Satz gilt heute für den Autonomie-Virus. Er geht in Europa um, hat durch die Ereignisse auf der Krim einen neuen Infektionsschub ausgelöst und  ein weiteres Ausbreitungsgebiet in Europa erobert: Venetien und die einst stolze Republik Venedig wollen sich aus dem Krisenstaub der italienischen Wüstenei erheben und eigenständig werden. Ihr Julius Cäsar heißt Alessio Morosin. Der Anwalt ist Wortführer der Unabhängigkeitsbewegung und hat ein gewaltiges und überzeugendes Argumentations-Arsenal auf Lager. Der wirtschaftliche Erfolg der seinerseits von den Dogen geführten Stadtrepublik ist weltweit bekannt, ihr Rezept bewährt. Marco Polo, der die Einflüsse der Handelsmacht an den Lagunen bis nach China ausdehnte, war und ist nicht nur eine symbolträchtige Leitfigur, sondern ausgesprochen sympathisch und friedfertig. Unter seinem Banner bläst Morosin kräftig per Internet ins Horn. Die Wirkung seiner im Mai 2012 unter dem Motto „Selbstbestimmung“ gegründeten Bewegung ist beeindruckend. Die Frage „Willst Du, dass die Region Venetien eine unabhängige und souveräne Republik wird ?“ ist inzwischen von  rund 700.000 Bürgern bejaht worden. Ende dieser Woche wird das virtuelle Referendum abgeschlossen und sein Ergebnis bekanntgegeben. Morosins „Autodeterminazione“, deren aktuelle Fortentwicklung unter plebiscito.eu nachzuverfolgen ist, will die Regionalregierung dazu zwingen, den Kurs Unabhängigkeit einzuschlagen. Das Volk müsse mitwirken können. In Veneto werde zudem eine eigene Sprache gepflegt, es gebe eine eigene Tradition und Identität. Bis zur Okkupation durch Napoleon 1797 habe es einen eigenen Staat gegeben.

Auch die ökonomischen Gründe sind nicht wegzuwischen. Export ist nach wie vor ein Schlager der starken Region. Von 70 Milliarden Euro, die jährlich an Steuern in die Zentrale nach Rom fließen, kommen nur 50 Milliarden wieder zurück. Morosin steht politisch – je nach Blickwinkel – in Konkurrenz oder in Übereinstimmung mit dem Tun des Überraschungs-Kometen der jüngsten Wahl Beppe Grillo und seiner Fünf-Sterne-Bewegung sowie der Lega Nord, die den Zenit ihres Wirkens wohl schon überschritten hat  Nach Grillos Meinung gibt es weitere Souveränitätskandidaten: Sardinien, Sizilien, Friaul, Triest und Lombardei. ++ (vk/mgn/20.03.14 – 079)

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Leipzig/Mailand, 23. September 2012 (ADN). Die Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Pädiatrische Endokrinologie (ESPE) ist am heutigen Sonntag in Leipzig mit einem Besuch von 70 afrikanischen Kinderärzten in der Universitätsklinik Leipzig zu Ende gegangen. Sie waren Gäste der Konferenz und der Universität, weil es Afrika nach Angaben von Prof. Wieland Kiess, Direktor der Kinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Leipzig und ESPE-Präsident 2012, besonders an Programmen zur gesundlichen Grundversorgung und pädiatrischen Forschung mangelt. Als Hauptvoraussetzung fehle es nicht an der finanziellen Ausstattung, sondern an ausreichender Bildung.

Schwerpunktthemen der Tagung, an der mehr als 3.100 Kinderärzte, Biochemiker, Psychologen und andere Experten aus 69 Ländern teilnahmen, waren endokrinologische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter wie Schilddrüsenerkrankungen, Störungen der sexuellen Differenzierung sowie Adipositas und Diabetes. Dazu teilte Prof. Francesco Chiarelli aus dem italienischen Chieti, Direktor der pedriatischen Klinik der Universita degli studi-azienda ASL, mit, dass immer häufiger jüngere Kinder und sogar Neugeborene von Diabetes Typ I befallen sind. Es sei bemerkenswert, dass dieses Phänomen in Finnland und Sardinien besonders schwerwiegend ist. Dort betreffe es im Durchschnitt eins von 200 Kinder, das unter dieser Krankheit leidet. Die Ursache dafür, dass Diabetes in diesen europäischen Regionen so verbreitet ist,  sei noch nicht geklärt. Solche Patienten müssten lebenslänglich mit Spritzen behandelt werden, wenn sich keine andere Lösung in Zukunft finden lässt. Nach den Worten von Chiarelli, der im nächsten Jahr einen Weltkongress in Mailand auf diesem Medizin-Sektor kordiniert, haben Diabetes I und II viele andere Krankheiten zur Folge. Darin liege die große Bedeutung, an der Ursachenklärung intensiv zu arbeiten.

Prof. Annette Grüters-Kieslich, Dekanin der Charite-Universitätsmedizin Berlin,  wies darauf hin, dass es in den USA und Europa zu schwerwiegenden Ungerechtigkeiten bei der medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen kommt. Hauptgründe seien der schlechte soziale Status und die zu geringe Bildung. Sie nannte beispielhaft Schilddrüsenprobleme. Nur eines von 3.000 davon betroffenen Kindern wird geheilt und vor einer dauerhaften geistigen Behinderung bewahrt. ++ (ge/mgn/23.09.12 – 271) +