Berlin/Gotha, 23. Oktober 2013 (ADN). Im Gedächtnis des deutschen Volkes wird offenbar die Mahnung an die Verluste und Schäden am Kulturerbe bewusst gelöscht, die Kriege anrichten. Das erklärte Irina Antonowa, Präsidentin des Puschkin-Museums Moskau, am Mittwoch im Rundfunk. Hitler-Deutschland habe im Zweiten Weltkrieg in der Sowjetunion 427 Museen, mehr als 4.000 Bibliotheken und Kulturdenkmäler wie das Zarenschloss Petershof zerbombt. Deutschland gebe bis heute keine Auskunft, wo sich von den Deutschen während des Krieges geraubte Kunstschätze befinden. In Dresden sei ihr zudem aufgefallen, dass offenbar alle Hinweise auf die Rückgabe von Kunstwerken und die Arbeit russischer Restauratoren entfernt wurden. „Auch deshalb bin ich der Meinung, dass die Haager Konvention zum Schutz des Kulturerbes geändert werden muss. Sie genügt schon lange nicht mehr den Ansprüchen der modernen Welt,“ sagte sie im Deutschlandfunk (DF). Die Konvention solle nur um einen Satz ergänzt werden. Er laute: „Ein Land haftet mit seinen eigenen Kunstschätzen für den Schaden, den es dem Kulturerbe einer anderen Nation.“
Antonowa ist seit mehr als 60 Jahren international hoch anerkannte Kunstexperin und respektierte Chefin des Puschkin-Museums. Die 92jährige war dabei, als 1945 Kunstwerke aus der Dresdner Gemäldegalerie in Moskau eintrafen. Sie hatte am vergangenen Wochenende an der feierlichen Wiedereröffnung des aufwendig sanierten Schlosses Friedensstein und seiner neugeordneten Kunstsammlungen im thüringischen Gotha teilgenommen. ++ (ku/mgn/23.10.13 – 290)