Archive für Beiträge mit Schlagwort: Theologie

Leipzig, 27. März 2015 (ADN). Die vor einer Woche erschienene Null-Ausgabe der „Leipziger Zeitung“ (LZ) geht inzwischen weg wie warme Semmeln. Die neue Wochenzeitung, die beim Auftakt an einem halben Dutzend Plätzen zu haben war, findet sichtbaren Zuspruch und wachsendes Interesse. Wie Moritz Arand, einer der drei Zeitungsgründer, am Freitag mitteilte, ist die Neuerscheinung in immer mehr Kiosken, Presse-Läden und anderen Geschäften im Angebot. Es seien zunächst 10.000 Exemplare gedruckt worden. Auch fliegende Händler sollen künftig die Zeitung anbieten. Sogar überregional entstehe bereits Nachfrage nach der 32-Seiten-Lektüre. Das sehr heterogen und facettenreich zusammengestellte Redaktionsteam sei ebenfalls ansehnlich aufgestockt worden. Derzeit habe die Mannschaftsstärke rund 30 Mitarbeiter erreicht. Zu dem ambitionierten und erfahrenen Team gehören Journalisten, Historikern,  Politikwissenschaftlern, Desigern, Theologen, Fotografen, Karikaturisten und Künstler.

Das Verhältnis zum Leser und zu den Bürgern der Stadt Leipzig bezeichnet Arand als besonders wichtig. Inzwischen sei Mitte dieser Woche bereits eine erste von regelmäßig geplanten Leserkonferenzen über die Bühne gegangen, auf der spannende Diskussionen stattfanden und von der Impulse ausgegangen sind. Weitere vier sind für April bereits terminiert.

Die „Leipziger Zeitung“ gibt somit das längst fällige Startsignal für einen generellen Wandel der städtischen Pressestruktur. Näheres dazu ist dem Titelbeitrag unter der Überschrift „Ein anderer Beginn“ zu entnehmen. Es sei der beste Zeitpunkt eine gedruckte Zeitung für Leipzig herauszubringen – ohne Verlagshaus und ohne reichen Gönner. Dort heißt es weiter: „Eine Wochenzeitung ist genau die richtige Form, in Leipzig die Medienlandschaft zu ergänzen, eine Lücke zu füllen mit lokalen Themen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Bildung & Wissenschaft, Kultur Sport und Unterhaltung. Ein Medium, das nicht so flüchtig ist wie eine Tageszeitung, nicht so unverbindlich wie zahllose Internet-Blogs.“ Die Stadt brauche endlich eine neue Zeitung. Diese Feststellung dürfte größte Zustimmung finden. Dass es in der traditionsreichen Hochburg des Buches und der Druckkunst seit Jahren nur eine einzige Tageszeitung gibt, spricht Bände. Die mediale Einfalt und schmale Informationskost in dieser Großstadt, in der es früher ein Dutzend Zeitungstitel gab, ist beschämend und zeugt von einer Armseligkeit spezieller Art. Das hat sogar zu beunruhigenden Fehlentwicklungen geführt. Leipzigs printmediale Einöde bekommt mit der „Leipziger Zeitung“ mehr als einen Farbtupfer. ++ (me/mgn/27.03.15 – 76)

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Erfurt, 5. Dezember 2014 (ADN). Die Bürger Thüringens fühlen sich abgehängt. Fast die Hälfte der Wähler ist deshalb nicht zur Wahl gegangen. Das stellte der neue Ministerpräsident Thüringens, Bodo Ramelow, am Freitag unmittelbar nach seiner Wahl im Thüringer Landtag fest.  Deshalb müsse die Landespolitik näher an die Menschen heranrücken und sich mit deren Problemen auseinandersetzen.

Der im zweiten Wahlgang mit knapper Stimmenmehrheit gewählte Ramelow bat um Solidarität, Fairness und Respekt im gegenseitigen Umgang. Seine Wahl sei häufig als historischer Moment bezeichnet worden. Dies treffe jedoch nicht zu. Der eigentlich historische Tag habe vor 25 Jahren stattgefunden, als die Erfurter Bürger die Bezirkszentrale der DDR-Staatssicherheitsbehörde (Stasi) gestürmt und besetzt haben. Diejenigen, die unter dieser Organisation gelitten haben, bitte er um Entschuldigung. Namentlich nannte er seinen väterlichen Freund Andreas Möller, der seinerzeit in Stasihaft in Potsdam saß und gequält worden ist. Der nunmehr abgelösten Landesregierung unter Christine Lieberknecht von der CDU zollte der neue Amtsinhaber Respekt. Besonders bemerkenswert sei der Tatbestand, dass es nach 200 Jahren gelungen sei, in Thüringen jüdische Theologie zu einem normalen Lehrfach werden zu lassen.

Der aus den alten Bundesländern stammende Politiker ist als erster Vertreter der Partei „DIE LINKE“ ins Amt des Ministerpräsidenten eines Bundeslandes gekommen. Er führt nunmehr eine Koalitionsregierung mit den Parteien SPD und Bündnis 90/Die Grünen an. Auch dieser rot-rot-grüne Verbund ist ein Novum im bundesdeutschen Politikbetrieb.

Ramelow präsentierte unmittelbar nach der Wahl sein Kabinett. Die neuen Ressort-Inhaber sind Heike Taubert (Finanzen), Anja Siegesmund (Umwelt/Energie), Benjamin-Immanuel Hoff (Staatskanzlei/Europa/Kultur), Birgit Keller (Infrastruktur/Landwirtschaft), Birgit Klaubert (Bildung), Dieter Lauinger (Verbraucherschutz/Justiz/Migration), Holger Poppenhäger (Inneres), Wolfgang Tiefensee (Wirtschaft/Wissenschaft) und Heike Werner (Arbeit/Soziales/Gesundheit/Familie).

In der Premiere-Pressekonferenz als Minsterpräsident nach der ersten Kabinettssitzung, auf der die Staatssekretärsposten vergeben wurden, informierte Ramelow am frühen Abend über den sofortigen Abschiebestop für Flüchtlinge in Thüringen. Dies sei ein Akt der Menschlichkeit. Ein entsprechender Vorlaufbeschluss sei ergangen und werde am nächsten Dienstag in Kraft gesetzt. Praktizierte Humanität gebiete es, diesen Abschiebestop nicht unter Kostengesichtspunkten zu betrachten. Bei der bevorstehenden kalten Witterung dürfe niemand abgeschoben werden. Im Übrigen sei ein Kassensturz verabredet. Eine Änderung der Stellenpläne werde kostenneutral erfolgen. Auf die Frage nach der angekündigten Reform der Verfassungsschutzbehörden reagierte der ehemalige Gewerkschaftermit dem knappen Satz: „Wieviel Konfetti dort schon entstanden ist, weiß ich nicht.“ ++ (re/mgn/05.12.14 – 338)

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Leipzig, 31. Oktober 2014 (ADN). Wer in St. Thomas das Wort Gottes verkündet, predigt in einer ganz besonderen Öffentlichkeit. Das erklärte Superintendent Martin Henker am Freitag anlässlich der Einführung des neuen Pfarrers Martin Hundertmark in der bekannten Leipziger Thomas-Kirche am Reformationstag. Es sei Mut gefragt, Orientierung für die Menschen in Stadt und Land zu geben. Das tat der neue Seelsorger zu seiner Premiere dann auch gegenüber den Gottesdienstbesuchern im vollbesetzten Schiff des traditionsreichen Sakralbaus. Er bezog sich dabei auf Grundsätze des von den Nazis ermordeten Theologen Dietrich Bonhoeffer und seine „Stationen auf dem Weg in die Freiheit“. Seit Martin Luthers Thesenanschlag im Jahr 1517 habe die Freiheit das Primat vor den Tatsachen. Ein weitaus jüngerer überzeugender und eindrucksvoller Beweis dafür sei der Fall der Berliner Mauer vor 25 Jahren. In Thüringen, woher der 43jährige Hundertmark stammt und wo er sich zu DDR-Zeiten als Schüler vor seiner Klasse für das Sehen von Westfernsehen rechtfertigen sollte, gebe es derzeit eine wichtige landespolitische Phase der Bewährung. Dort müsse gerade über eine Regierungskooperation entschieden und „dünne Werte verteidigt werden, indem man mit der SED-Nachfolgepartei in eine Koalitionskiste hüpft“.

Hundertmark, der Spross einer aus Vacha in der thüringischen Rhön stammenden Pastorendynastie ist, wies darauf hin, dass protestantische Christen keinem politischen Herren untertan sind. Das habe ihm sein Großvater bereits vor 30 Jahren als Widmung ins Gesangbuch geschrieben. Auch Bonhoeffer habe sich – mit bitteren Konsequenzen – dem „Fürsten dieser Welt“ seinerzeit entgegegestellt.  Martin Luthers Leitsatz „Ein feste Burg ist unser Gott“ steht nicht nur über meiner Ordinationskirche  in Eisenach, so der neue Thomas-Pfarrer. Dieses Motto habe er verinnerlicht.

Mit der Einführung von Martin Hundertmark endete die neunmonatige Vakanz einer stets doppelten Theologen-Besatzung.  Sein Team-Pendant ist Pfarrerin Britta Taddiken, die aus Pinneberg stammt und im Jahr 2011 nach Sachsen bzw. zu der Leipziger Kirche wechselte, in der weltberühmte Thomaskantor Johann Sebastian Bach wirkte und seiner letzte Ruhestätte gefunden hat. Nunmehr ist die 4.638 Mitglieder umfassende Thomas-Gemeinde seelsorgerisch wieder komplett versorgt. ++ (re/mgn/31.10.14 – 303)

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Leipzig, 6. Juli 2014 (ADN). Der prominenteste und bekannteste Vertreter der Friedlichen DDR-Revolution in Leipzig, Christian Führer, hat die reformatorischen Erkenntnisse bewusst ins Leben übertragen. Das erklärte Pfarrer Bernhard Stief am Sonntag in seiner Predigt beim Trauergottersdienst für Christian Führer in der Leipziger Nikolaikirche. Mit den Friedensgebeten vor Ort in den 80er Jahren und der von ihm für die Nikolaikirche ausgegebenen Losung „Offen für alle !“ habe der  Theologe, Pfarrer und Bibelinterpret Christian Führer, der vor knapp einer Woche 71jährig in seiner Heimatstadt Leipzig gestorben war, stets auf Augenhöhe mit der DDR-Staatsmacht gestanden und gehandelt. Mit dem unaufdringlichen, aber unwiderlegbaren Argument, Gott kenne keine Zugangsbeschränkungen, habe der leidenschaftliche Sympatisant der Bekennenden Kirche und ihrer Vertreter Dietrich Bonhöfer und Martin Niemöller ausnahmslos jedem Zutritt zu „seiner“ Nikolaikirche ermöglicht. In der Endphase der DDR füllten sogar viele Ungläubige und Atheisten das Gotteshaus, um von dem unerschütterlichen Friedensenthusiasten Führer Trost und Zuspruch für scheinbar aussichtslose Lebenssituationen zu finden. Führer bezog seine innere Überzeugung aus der Bibel im Allgemeinen und der Bergpredigt Jesu im Besonderen.  Das verdeutlichte er unzählige Male während seiner 40jährigen Amtszeit als Seelsorger – davon die letzten von 1980 bis 2008 in Leipzig. Als er vor wenigen Wochen den Nationalpreis erhalten hatte, reagierte Christian Führer auf für ihn befremdend wirkende Presseberichte mit dem eindeutigen, auf den christlichen Glauben gestützten Credo: „Ich bin kein Bürgerrechtler, sondern Pfarrer“. Deshalb verkörpere die Friedliche Revolution ein Ereignis biblischen Ausmaßes. Auch die Befreiung von Südafrika sei durch Gebete vollzogen worden.

Nach den Trauergottesdienst wurde der Verstorbene auf dem Friedhof von Langenleuba-Oberhain an der Seite seiner im vorigen Jahr verstorbenen Frau Monika beigesetzt. In dem mittelsächsischen Ort, in dem er zusammen mit zwei älteren Schwestern aufgewachsen ist und in dem sein Vater ebenfalls als Pfarrer tätig war, befindet sich auch das Grab seiner Eltern. ++ (rv/mgn/06.07.14 – 186)

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München, 6. Februar 2014 (ADN). „Die katholische Kirche wurde von den Kommunisten nie so scharf angegriffen wie von der UNO“. Das erklärte der ehemalige CSU-Bundestagsabgeordnete und Mitglied im Kuratorium des Forums Deutscher Katholiken Norbert Geis am Donnerstag in einem Interview des Deutschlandfunk zu dem von den Vereinten Nationen zu Wochenmitte vorgelegten Bericht über Kinderrechte. Er glaube, dass „dort in dem UNO-Komitee Leute sitzen, denen es darum geht, die katholische Kirche an den Pranger zu stellen, und um nichts anderes.“ Deswegen glaube er „dieser Institution überhaupt nicht“. Es sei „ungeheuerlich, was die sich da erlauben.“ Der katholische Politiker unterstellte den Autoren des UNO-Berichts „Arroganz bis in die Haarspitzen hinein.“ 

Das Wortgefecht zwischen der Rundfunkmoderatorin und dem Altpolitiker der Christlich-Sozialen Union (CSU) gipfelte schließlich in der Abwägung, welche Institution eine größere moralische Instanz verkörpert und die höhere Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit genießt – die Katholische Kirche oder die UNO. Nach den Worten von Geis ist die Kirche in dieser Hinsicht in der Vorhand. Die UNO müsse aufpassen, wen sie in solche Komitees schickt. Sonst mache sie sich auf Dauer gesehen unglaubwürdig.

In dem Bericht des UNO-Komitees für Kinderrechte, der den Streit ausgelöst hat und  weiter hohe Wellen schlägt, wird eine ganze Reihe von Vorwürfen gegenüber der Römischen Kirche aufgelistet. Dazu gehören  Diskriminierung von Kindern, die Prügelstrafe und der sexuelle Missbrauch von Kindern durch Geistliche. Der Kirche sei der eigene Ruf wichtiger als die Interessen der Kinder. Geschlussfolgert wird: Der Vatikan verletzt die UNO-Kinderrechts-Konvention. Er unternehme trotz entsprechender Zusagen nicht genug gegen sexuellen Missbrauch. ++ (re/mgn/06.02.2014 – 037)

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Leipzig/Köln, 17. Januar 2014 (ADN). Viele kirchliche Repräsentanten waren ausgebrannt und ihrer Identität beraubt. Mit diesem Satz charakterisierte Christian Wolff, gerade pensionierter Pfarrer der Leipziger Thomaskirche, die Situation seiner Ankunft in der Stadt der Friedlichen Revolution Leipzig vor mehr als zwei Jahrzehnten. Diese Feststellung traf er am Freitag im Deutschlandfunk im Zusammenhang mit dem zuvor eingespielten Musik-Satz von Johann Sebastian Bach „Der Geist hilft meiner Schwachheit auf“. Bis auf wenige Ausnahmen, zu denen er den seinerzeitigen Pfarrer der Nikolai-Kirche Christian Führer zählt, sei in der evangelischen Kirche eine Sinnkrise ausgebrochen. Eine Folge dessen war, so Wolff, dass viele Pfarrer in die Politik gingen. Für ein wichtiges positives und einzigartiges Phänomen der vor 25 Jahren in der DDR vonstatten gegangenen Revolution hält der aus dem Rheinland stammende Theologe den Tatbestand, dass „keiner an die Wand gestellt“ und erschossen wurde. Das wiederum habe zur Folge gehabt, dass noch heute viele ehemalige Stasi-Leute im gesellschaftlichen Leben mitmischen. Gefragt nach dem, was im sogenannten deutschen Wiedervereinigungsprozess schief ging, erklärte Wolff: „Westdeutschland meinte, sich nicht verändern zu müssen – auch in der Kirche.“

Wolff nahm auch Stellung zur gegenwärtigen Problemlage in Leipzig im Besonderen und in Deutschland im Allgemeinen. Die Messestadt, in der es bereits vier Moscheen gebe, habe er für seinen leidenschaftlichen Einsatz zugunsten einer fünften massiven verbalen Wderstand geerntet. In Hass-Mails sei ihm mitgeteilt worden, dass die Leipziger keine westdeutschen Verhältnisse wünschen. Horst Seehofers jüngst verbreitete Formel „Wer betrügt, der fliegt !“ sei nichts Neues, jedoch erbärmlich. Mit der Behauptung, Ausländer schmarotzen, werde an niederste Instinkte appelliert. Das gehe schon ganz unten bei der Leiterin einer Kindertagesstätte los. Dazu äußerten sich Kirchenvertreter undeutlich und verquaast. „In der Kirche wird oft leisegetreten“, so der scharfe Kommentar des SPD-Mitglieds und streitbaren Gottesmannes, der das Motto „Aufbruch zur Demokratie“ nach wie vor ganz wichtg findet. ++ (dk/mgn/17.01.14 – 017)

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Leipzig, 31. Oktober 2013 (ADN). Der als Widerstandskämpfer, Bürgerrechtler und letzter DDR-Verteidigungsminister seinerzeit bekanntgemachte Theologe Rainer Eppelmann bestach am Vorabend des Reformationsfestes in der Leipziger Thomaskirche mit extravaganten Belanglosigkeiten aus seinem früheren Leben. In der Veranstaltungsserie „Universitätsversper am Paulineraltar“ ergoss sich der Pfarrer aus Berlin-Brandenburg im Erzählen von Histörchen aus der Zeit seines seelsorgerischen Wirkens vor der deutschen Wiedervereinigung. Er erklärte die Genesis des Denkmals „Schwerter zu Pflugscharen“, das in der damaligen Sowjetunion im Jahr 1944 entstanden war und nunmehr den Eingangsbereich zum Gebäude der Vereinten Nationen (UNO) ziert. Das Geschenk der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) an die Weltgemeinschaft symbolisiert den globalen Friedenswillen der Völker. Es wurde später in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) als Miniatur und Auszeichnungsgegenstand an besonders verdienstvolle Parteigänger der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) überreicht. Es sollen zwischen 50 bis 60 Exemplare auf diese Weise ihren Empfänger gefunden haben. Eppelmann schilderte in der Thomaskirche, wie die Symbolik dieses Mahnmals in origineller Weise gegen die DDR-Machthaber umgedreht wurde, indem in seiner Samaritergemeinde ein Jugendpfarrer das Schwerter-Pflugscharen-Symbol als Textilaufdruck entwarf und popularisierte. Letztlich fand es bei den Jugendlichen massenhaften Absatz. Eppelmann gestand, dass das Rohmaterial dafür aus der Bundesrepublik Deutschland (BRD) auf heimlichem Weg nach Berlin (Ost) geliefert wurde.

Da der Vortrag unter dem Motto „Ansage zur Zeit“ stand, dürfte Eppelmann an diesem Abend von einem fiktivem Oberlehrer das Prädikat „Thema verfehlt“ bekommen haben. Der letzte ostdeutsche Verteidigungsminister, der gern und oft als leidenschaftlicher und uneigennütziger Kämpfer gegen die abnormen Lauschaktivitäten der DDR-Staatssicherheit (Stasi) gehandelt wird, sagte nämlich kein einziges Wort zu dem von der National Security Agency (NSA) flächendeckend ausgelösten Abhör- und Spionagenotstand der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart Deutschlands. Die Krakenarme der US-amerikanischen Sicherheitsorgane haben den streitbaren ehemaligen Pastor offenbar als einen der ganz wenigen nicht erfasst. Er lebt gewiss noch – in nostaligische Rührseligkeit getaucht – zu Zeiten der immer noch unvollendet gebliebenen friedlichen Revolution, zu deren Heerführern er damals gezählt wurde. Das Heldenepos aus Zeitknappheit nicht noch ausführlicher erzählen zu dürfen, bedauerte er außerordentlich. Die Zeitvorgabe war eine halbe Stunde. Eppelmann hat sie dennoch weit unterschritten. So manchem Zuhörer war es dennoch zu lang und er verließ den Ort der Eppelmann’schen „Verbalschlacht“ noch vor dem eigentlichen Ende. ++ (me/mgn/31.10.13 – 298)

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Leipzig, 9. Oktober 2013 (ADN). Am Rande des am Mittwoch zum fünften Mal inszenierten Lichtfestes in Leipzig flammte die oft geführte Diskussion um den Nationalfeiertag der Deutschen wieder auf und erreichte einen neuen Höhepunkt. Der „Leipziger Volkszeitung“ zufolge wollen Sachsens friedliche Revolutionäre das wichtigste nationale Datum auf den 9. Oktober verlegen. Der ehemalige Pfarrer der Nikolaikirche, Christian Führer, wird mit dem Satz zitiert: „Ohne den 9. Oktober 1989 hätte es den 9. November 1989 – den Tag des Mauerfalls in Berlin – und den 3. Oktober 1990 nicht gegeben.“ Ihm stimmte der Theologe und als Bürgerrechtler bezeichnete Friedrich Schorlemmer aus Wittenberg zu . Der 3. Oktober sei der Tag der friedlichen Volkserhebung und der 3. Oktober lediglich ein Rechtsakt ohne jede emotionale Erinnerung.

Der seinerzeitige Bundeskanzler Helmut Kohl hatte in der ihm anhaftenden Selbstherrlichkeit und fast im Alleingang den 3. Oktober zum Nationalfeiertag auserkoren. Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) durfte nicht mehr ihren 41. Geburtstag am 7. Oktober feiern, wird hinter vorgehaltener Hand – zumindest im Osten – geflüstert. Den Westdeutschen ist es ohnehin weitgehend gleichgültig. Für sie ging es am 17. Juni, der jahrzehntelang von 1954 bis 1990 – in der Bundesrepublik Deutschland als Tag der deutschen Einheit begangen wurde, ohnehin nur um möglichst gutes Ausflugswetter an diesem arbeitsfreien Tag. Sie hatten zum damaligen Volksaufstand 1953 ebenso wenig beigetragen wie 1989 zur „Friedlichen Revolution“.

Schon vor der Existenz der beiden deutschen Staaten war der Nationalfeiertag ein Stiefkind der Deutschen. Unter den Nationalsozialisten wurde der 1. Mai als Tag der Arbeit in die Nähe eines Nationalfeiertages gerückt. Zu Zeiten der Weimarer Republik war der Verfassungstag das wichtigste Datum des nationalen Gedenkens. Es war der 11. August 1919 – der Tag, an dem Reichspräsdident Friedrich Ebert im thüringischen Schwarzburg die Weimarer Verfassung unterzeichnete und in Kraft setzte. Zuvor gab es keinen festgelegten nationalen Gedenktag. Nach der Reichseinigung 1871 geisterten nur drei Vorschläge durch die politische Debatte. Dabei gewann der 2. September als Sedanstag Oberwasser, ohne jemals offiziell fixiert worden zu sein. An diesem Tag hatte die französische Hauptarmee 1871 vor den deutschen Truppen kapituliert.

Vor dem Jahr 1870 galten in den deutschen Einzelstaaten und Regionen meist die Krönungstage der jeweils herrschenden Fürsten als Staatsfeiertage. Insgesamt stehen die sonst so peniblen und auf korrekte Staatsstrukturen bedachten Deutschen mit der Bestimmung ihres Nationalfeiertages auf Kriegsfuß. In der langen historischen Reihe der Daten dürfte sich als geeignetster und würdigster Tag wohl der 11. August herausschälen. Er gilt als die „Geburtsstunde der Demokratie“. Außerdem erfüllt die Weimarer Republik die Voraussetzungen eines funktionstüchtigen Staatsgebildes am vorzüglichsten. Das kann von dem gegenwärtig als wiedervereinigtes Deutschland oder Bundesrepublik Deutschland benannten Verwaltungsapparat nicht gesagt werden. Ihm fehlt es aufgrund der Zwei-Plus-Vier-Verträge und den Vertragsbeziehungen zu den Allierten Siegermächten an der notwendigen Souveränität. Sie wieder zu erlangen, ist nicht Absicht der bundesdeutschen Politiker. Sie wollen Deutschlands Souveränitätsrechte sofort an die Zentralbürokratie der Europäischen Union (EU) abtreten. ++ (pl/mgn/09.10.13 – 276)

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Tübingen/Rom/Erfurt, 11. Oktober 2012 (ADN). Das mit dem Konzil ist doch gar nicht so wichtig, erklärt der Tübinger Theologe Prof. Hans Küng der „Süddeutschen Zeitung“(SZ).  In deren Donnerstag-Ausgabe ist ein Interview mit dem bekannten Widerpart des derzeitigen Papstes Benedikt XVI. veröffentlicht, in dem der Kirchen-Rebell Auskunft über sein ambivalentes Verhältnis zu Joseph Ratzinger gibt . Anlass ist das 50. Jubiläum des Zweiten Vatikanischen Konzils, das vor einem halben Jahrhundert die katholische Kirche auf einen grundlegend neuen Weg führen sollte. Protagonist war damals Papst Johannes XXIII., dessen enormes Reformvorhaben bei den Vertretern der anderen Weltreligionen nachhaltige Hoffung weckte. Sogar in den Kernländern der Lutherischen Reformation waren Heerscharen protestantischer Pfarrer von dem ungeheuren Vorhaben des Papstes regelrecht elektrisiert. In Thüringen beispielsweise gab es Gebiete mit sehr hohem katholischen Bevölkerungsteilen wie die Rhön und das Eichsfeld, in denen Ökumene ohnehin seit Jahren erfolgreich praktiziert wurde.  Der Plan scheiterte schnell. Als der Reform-Papst ein Jahr später starb, ergriffen die Altvorderen wieder die Zügel des Weltkatholizismus und zogen sich in die alten konfessionellen Schützengräben zurück. Den Beweis dafür,  dass die Ergebnisse des damaligen Konzils bis auf  weiteres auf Eis liegen, lieferte Benedikt XVI. höchst persönlich bei seinem Besuch im Erfurter Augustiner-Kloster vor einem Jahr. Er zerstörte die erneut aufflackernde Hoffung der evangelischen Kirchen und Christen auf mehr Gemeinsamkeit mit geradezu rustikalen Sätzen der Zurückweisung von mehr Kooperation – Gastgeschenke inbegriffen. 

Viel zukunftsweisender dürfte das „Projekt Weltethos“ sein, das Küng seit dem Jahr 1990 unter demselben Titel mit zielstebiger Vehemenz betreibt. Im Jahr 1993 wird in Chicago eine „Erklärung zum Weltethos“ vom Parlament der Weltreligionen formuliert. Später entsteht eine Stiftung, der wiederum im April dieses Jahr die Gründung des Weltethos-Instituts in Tübingen folgte. Auf allen Ebenen versammelt Küng einflussreiche Bündnispartner um sich. Einer von ihnen ist Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der den allen gemeinsamen Wertekanon des Küng’schen Projekts würdigt. Die Stiftung hat inzwischen Ableger in anderen Ländern Europas – in Österreich, der Schweiz und Tschechien – und in Übersee – in Brasilien, Kolumbien und Mexiko. Küng, dem für Ende dieses Monats in China bemerkenwerte Auftritte im Sinne seines global angelegten Vorhabens bevorstehen, erklärt die Kirche in der „Süddeutschen Zeitung“ für krank und nennt dafür unwiderlegbare Indizien. In Peking wird der prinzipientreue Theologe das „Global Ethic Institut“ eröffnen und auf dem Beijing-Forum sprechen. Sein Credo wird auch dort lauten: Solange sich die Weltreligionen nicht auf ethische Grundsätze einigen, kann es keinen Weltfrieden geben.  ++ (et/mgn/11.10.12 – 290

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München/Frankfurt am Main, 7. August 2012 (ADN. Die großen Weltreligionen positionieren sich außerordentlich gegensätzlich hinsichtlich der Begriffe ökonomisches Wachstum und Geld. Dabei stehen sich Christentum einerseits sowie Hinduismus, Buddhismus und Judentum andererseits konträr gegenüber.  Wie der Professor für Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftspolitik Karl-Heinz Brodbeck am heutigen Dienstag dem Deutschlandfunk weiter erklärte, hat Geld keine Substanz und ist – im buddhistischen Sinne – leer.  Das sei daran zu erkennen, dass über Nacht bei einem Crash Geldwerte verschwinden und sich auflösen. Geld werde geschaffen durch den Glauben aller,  dass Geld einen Wert hat. Und weil das alle glauben, darum habe es einen Wert. Fälschlicherweise schreibe man Geld Substanz zu.

Nach Auffassung von Brodbeck, der persönlich buddhistischen Überzeugungen folgt, hat selbst der Mensch keinen bleibenden Bestand. Er existiere nur in Abhängigkeit. Dennoch verabsolutiere ihn die moderne Wirtschaft. Er nenne sich homo oeconomicus, der egoistisch und gierig ist. Habgier treibe ihn an. Damit werde eine völlige Perversion manifestiert, weil etwas zur Tugend gemacht wird, was alle Religionen und ethischen Systeme in der Vergangenheit als Untugend bezeichneten. Als Mittel für diese Verkehrung diene die ökonomische Wissenschaft. Sie habe diesen Irrsinn legitimiert und das entsprechende Feigenblatt geliefert. Eine solche Fehlentwicklung müsse kritisiert und korrigiert werden.

Dem abendländischen, vom Christentum geprägten und von profitablen Wirtschaftsweisen dominierten Denken widerspricht dem Rundfunkbeitrag zufolge auch die hinduistische Überzeugung, dass der Mensch nur glücklich sein kann, wenn er das sogenannte „Dharma“ erfüllt und aufrechterhält. Dieser vielfältig interpretierbare Sammelbegriff  bezeichne eine ewige, präexistente, überzeitliche und kosmische Ordnung, die sich im Dreieck „Gerechtigkeit-Gleichgewicht-richtiges Verhalten, das Falsche zu unterlassen“ bewegt. Damit habe beispielsweise ein indischer Wissenschaftler keine Schwierigkeiten im Gegensatz zu einem von der westlichen Gedankenwelt beherrschten Forscher.

Die liberale Rabbinerin Elisa Klapheck wird in dem Hörfunkbeitrag zitiert. Nach ihrer Meinung müssen Theologie und Wirtschaft das Gespräch aufnehmen und völlig neu zueinander in Beziehung treten. Sie hat in Frankfurt am Main einen Verein gegründet, um mit seiner Hilfe für das Judentum eine ausformulierte, umfassende und aktuelle Wirtschaftsethik zu entwickeln. Daran mangele es auch dem Buddhismus. Ihr vernichtendes Urteil lautet: Theologie hat heute nicht mehr als Plattitüden zu sagen. ++ (rg/mgn/07.08.12 – 226)

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