Archive für Beiträge mit Schlagwort: Troika

Hamburg/New Vork, 2. Juli 2015 (ADN). „Die angeblichen Rettungsprogramme sind völlig falsch angelegt. Das war bereits 2010 so, und auch die jüngste Initiative folgt dem gleichen falschen Ansatz.“ Das erklärte der Nobelpreisträger für Wirtschaft, Joseph E. Stiglitz, in einem Interview mit der am Donnerstag erschienenen aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung „Die Zeit“. Das seien schlicht Rezessionsprogramme. „Egal wie wacker sich die Griechen bemühen, so haben keinerlei Aussicht, aus der durch diese Programme verursachten Misere herauszukommen“, fügt der US-amerikanische Wirtschaftwissenschaftler hinzu. Die Troika habe mit ihren Maßnahmen das Ganze verschlimmert. An vielen Stellen sei zu kurz gedacht worden. Wenn etwa die Reedereien besteuert werden würden, flaggen die einfach aus und registrieren ihre Schiffe einfach in einem anderen Land. Die Gegenwart sei von immer höherer Mobilität geprägt. Da sei es absurd, ein Volk zu zwingen, Schulden abzutragen.  „Zugespitzt: Wenn die Griechen am Sonntag für die Sparmaßnahmen stimmen, werden die fähigen Leute auf lange Sicht das Land verlassen. Dann ist irgendwann keiner mehr da, den Schuldenberg abzutragen. Wenn ich der griechische Ministerpräsident wäre, würde ich einem Sparpaket, das mein Land zur Depression verurteilt, auch nicht zustimmen. Sonst würde ich keine Nacht mehr schlafen können !“, stärkt der Nobelpreisträger dem griechischen Premier Alexis Tsipras den Rücken für seine Haltung. Als Muster empfahl der Weltwirtschaftsökonom Argentiniens Beispiel zurBewältigung seiner Finanzkrise. ++ (fi/mgn/02.07.15 – 142)

http://www.adn1946.wordpress.com, e-mail: adn1946@gmail.com, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), adn-nachrichtenagentur, SMAD-Lizenz-Nr. 101 v. 10.10.46

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Lissabon, 6. Februar 2015 (ADN) Nach dem Beispiel Griechenland mit „Syriza“ und Spanien mit „Podemos“ formiert sich nun auch in Portugal eine breite Bürgerbewegung gegen das politische Establishment. Der Name der zum Jahreswechsel gegründeten Organisation ist „Juntos Podemos“. Rückenwind für den portugiesischen Podemos-Ableger gab es aus dem Osten des Mittelmeerraums durch den Sieg von Syriza in Griechenland. Der Wahlsieg von Alexis Tsipras wurde auf der Iberischen  Halbinsel frenetisch gefeiert. Herbeigesehnt wird nun der Erfolg der spanischen Podemos-Bewegung bei den in Kürze stattfindenden Wahlen in Spanien. Das basisdemokratische Rüstzeug reicht aus, um auch der portugiesischen Protestbewegung klare Konturen zu geben. Die Kampfansage an die etablierten Parteien – einschließlich der Kommunisten – besteht gegenwärtig in einer Unterschriftensammlung für eine Entscheidung beim Verfassungsgericht.

Parteisprecherin Manuela Magno verrät das Geheimrezept von „Juntos Podemos“: Jeder Bürger ein Politiker. Die Bürger selbst müssten aktiv werden, um ihren Einfluss auf allen Ebenen wirksam werden zu lassen. Beim Kampf der „vereinten Völker gegen die Troika“, der in Lissabon seinerzeit proklamiert wurde, müsse gegen den Raub der Souveränität der Länder angegangen werden. Dieser ist in vollem Gange und wird in Portugal begleitet von diversen Korruptionsskandalen der Regierenden in der jüngsten politischen Geschichte des Landes. So ist im November vergangenen Jahres Innenminister Miguel Macedo zurückgetreten. Seine persönliche lauwarme Begründung des Schritts: „Ich habe politische Autorität verloren.“ Die harten Tatsachen deuten darauf hin, dass er in illegale Provisionszahlungen verstrickt ist. Bei der Visa-Erteilung zur Aufenthaltsgenehmigung für Ausländer wurden zehnprozentige Aufschläge berechnet und klandestin verteilt. ++ (pr/mgn/06.02.15 – 36)

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Lissabon, 21. März 2013 (ADN). Bis vor einer Woche prüfte die Troika aus Europäischer Union (EU), Internationaler Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) das portugiesische Reformprogramm auf Herz und Nieren. Heraus kam: Die Lissaboner Regierung vermochte nur verfehlte Wirtschaftsprognosen und nicht gelingende Neuverschuldung zu präsentieren. Das Misstrauen bei der Bevölkerung, die angesichts der geplanten Zwangsabgabe auf Bankguthaben mit größter Sorge nach Zypern blickt, wächst rasant. Der portugiesische Rentner Alberte Sobreira drückt es gegenüber dem Deutschlandfunk am Donnerstag so aus: „Das ist ein Verbrechen.“ Das sei so, wie wenn sie einem nachts, wenn man schlafe, das Messer in den Rücken rammen würde.

Die Portugiesen fürchten um ihre eigenen Bankkonten. Dem Finanzminister Vitor Gaspar, der eine Zwangsabgabe wie in Zypern für Portugal in keinem Fall für möglich hält und dies unentwegt betont, wird nicht geglaubt. Er gilt als treuer Vasall der internationalen Kontroll-Troika.
Angesichts dessen zeigt sich der Unternehmer Antonio Viera überzeugt, dass die Leute nach und nach ihr Geld aus Portugal abziehen. Das Misstrauen gegenüber dem europäischen Finanzsystem nimmt auch bei Großinvestoren, vermögenden Portugiesen und ausländischen Investoren zu. Einer ihrer Berater, der Steuerrechtsexperte Tiago Caiado Guerreiro erklärt, jetzt ein separates Sicherheitssystem zu schaffen und Konten für seine Mandanten im Ausland anzulegen. Die Invesoren fühlten sich nun in ganz Europa nicht mehr sicher. Gegenüber dem Sender sagte er: „Das Gefühl überwiegt wieder, dass Europa zerfallen werde, und wenn das geschieht, dann sind nicht nur die portugiesischen, spanischen, italienischen oder französischen Banken dran, sondern auch die deutschen, holländischen oder schwedischen. Schließlich ist ja alles miteinander verbunden.“

Um die nationale Souveränität wiederzuerlangen, fordern infolge der Zypern-Misere Portugals Kommunisten den Austritt ihres Landes aus dem Euro. Ihren Pessimismus teilt der Rentner Sobreiro. „Die EU muss aufhören zu existieren. Schluss damit. Jedes Land mit seiner Währung. Jedes Land mit seinen Grenzen. Das war’s.“ Und meint damit den Weg in die Zukunft. ++ (fi/mgn/21.03.13 – 075)

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Frankfurt/Main, 15. Oktober 2011 (ADN). In mehr als 900 Städten in 82 Ländern hat es heute Proteste gegen die ungerechtfertigte Macht der Banken und die antidemokratische Politik der Regierungen gegeben. In Europa sah Rom die größte dieser Demonstrationen. Dort sind rund 200.000 Menschen auf die Straßen gegangen.

In Deutschland haben etwa 40.000 Menschen an den Aktionen teilgenommen beispelsweise in Berlin, Hannover, Leipzig und Stuttgart. In Frankfurt am Main versammelten sich die Kundgebungsteilnehmer vor dem Gebäude der Europäischen Zentralbank (EZB). Stephan Lindner vom attac-Koordinierungskreis erklärte, dass der künftige EZB-Präsident Mario Draghi selbst zu den Drahtziehern und Verursachern der weltweiten Finanzkrise gehört. Er habe seinerzeit als Vizepräsident des US-amerikanischen Geldimperiums  Goldmann Sachs an der Manipulation der griechischen Schuldenstatistik gut mit verdient.  Deswegen sei es notwendig, mit der Verquickung von Investmentbanking und Politik Schluss zu machen – egal ob an der EZB-Spitze, bei Geburtstagsfeiern für Chefs der Deutschen Bank im Kanzleramt oder im Bundesfinanzministerium.

Nach Auffassung von Lindner müssen Großbanken zerschlagen werden.  „Wir wollen keine Banken, die systemrelevant sind“, erklärte er und setzte sich für ein Trennbankensystem ein. Dies habe es sogar in den USA lange Zeit gegeben. Danach müssen sich Banken entscheiden, ob sie entweder Investmentbanking oder Kreditgeschäft betreiben wollen. Investment-Unternehmen dürfen nach seinen Worten keine Kredite von der EZB erhalten. Deutsche Großbanken wie die Deutsche Bank und die Commerzbank würden dadurch gleich zerschlagen.  Mit den Rettungs-Milliarden für die Banken solle der Erhalt der öffentlichen Daseinsvorsorge oder Zahlung eines 500-Euro-Eckregelsatzes für die Hartz-IV-Empfänger gewährleistet werden.

Lindner bezeichnete die Troika EZB-IWF-Europäische Kommission als ein demokratisch nicht legitimiertes Gremium, das sich die Macht unter den Nagel reißen will. Sie gehören nach seiner Ansicht unter demokratische Kontrolle. Statt immer mehr Rettungsschirme für Banken zu basteln, solle man die Menschen retten. Finanzinstitutionen müssten den Menschen dienen und nicht umgekehrt. Dafür und letztlich für die Würde des Menschen werde in Tunis, Kairo, Madrid, Athen, New York oder in London gekämpft. Der heutige weltweite Aktionstag sei nur der Anfang und der erste Schritt für eine neue Bewegung in dieser Richtung. ++ (mr/mgn/15.10.11-6)