Archive für Beiträge mit Schlagwort: Unmündigkeit

Köln, 22. April 2012 (ADN). Je weniger Medien zu differenzieren imstande sind, desto stärker sind sie auf prominente Köpfe angewiesen. Das stellt der Essayist Ulrich Baron an diesem Sonntag in einem Rundfunkbeitrag fest, in dem er sich mit der zunehmenden Informationsflut und dem damit zusammenhängenden Schwund der von herkömmlichen Medien produzierten Nachrichtenwerte auseinandersetzt. Die von ihnen verbreiteten Neuigkeiten verlören allmählich an Exklusivität. Ihre Reaktion darauf bestehe deshalb darin, Blickfänger zu suchen und zu reflektieren. So hätten selbst Printmedien damit begonnen, jüngste Talkshows nachzuerzählen und auf ihren Internet-Seiten letzte Geistesblitze von Harald Schmidt oder Günther Jauch nachzuplappern.

„Für solche Spiele bedarf es der seriösen Medien nicht mehr. Eine Zeitung, eine Sendeanstalt, die meint, dem Boulevardjournalismus hinterherrennen zu müssen, ist auf die falsche Bahn geraten“, stellt Baron im Deutschlandfunk fest. Zwar hätten Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen ihren technischen unmd zeitlichen Vorsprung längst verloren, aber es bleibe ihnen ihr Vorsprung an analytischer Kompetenz – in der Strukturierung, Bewertung und Vermittlung von Inhalten. So bekomme der Leser, Hörer und Zuschauer Gelegenheit auszuwählen, was ihn wirklich interessiert. Zu jedem seriösen Medium gehöre deshalb eine qualifizierte Struktur, die eine solche Selektion ermöglicht.

Auf diesem Feld hinkt nach den Worten von Baron das Internet nicht nur weit hinterher, sondern ist auch Sklave seiner digitalen Buchführung. Im Netz könne jeder Klick gezählt werden und mache sich besser bezahlt als der aufwendig recherchierte und komplizierte Hintergrundbericht, der unterzugehen droht. Nötig sei ein gewisser Mut zum elitären und unpopulären Denken, das eine kompetente Mediennutzung und die Freiheit der Auswahl einschließt. Wer die Zeitung nicht aus der Hand zu legen oder die Aus-Taste des Fernsehgerätes nicht zu betätigen vermag, der setze sich der Gefahr selbst verschuldeter Unmündigkeit aus. Diese jedoch zu überwinden, dazu sei das Projekt der Aufklärung ausgerufen worden. ++ (ko/mgn/22.04.12 – 118)

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Hanau/Frankfurt (Main), 20. März 2012 (ADN). Aufklärung ist im Sinne der bürgerlichen Philosophie Immanuel Kants der Ausgangspunkt des Menschen, seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit zu entfliehen. Für die Mitglieder und Anhänger des Vereins Business Crime Control (BCC) verkörpert Aufklärung den Ausbruch des Menschen aus seiner unverschuldeten Gefangenschaft in den Laufställchen der Konzernwirtschaft. Das erklärte der ehemalige Vorsitzende des Vereins, Prof. Dr. Hans See, in einem Interview. „Die Konzerne haben uns in ein System hinein manövriert, gegenüber dem die mittelalterliche christlich-katholische Kirche mit ihren ungeheuerlichen Verbrechen aus heutiger Sicht beinahe harmlos erscheint.“

In der gegenwärtigen postkommunistischen Epoche ist die Kritik der kriminellen Ökonomie der einzige Fressfeind, der dem ungebändigten Kapitalismus noch geblieben ist, so See. Die Aufklärung in der Zeit nach dem Kommunismus stelle keine für Dogmen geeignete Theorie dar, sondern beziehe sich auf die unendliche Vielfalt verbrecherischer Ausbeutung und deren Verantwortlicher. Sie enthalte deshalb alle Errungenschaften einerseits der bürgerlichen Aufklärung als auch der Aufklärung, die der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung zu verdanken ist.

Nach den Worten von See hat die Theorie der kriminellen Ökonomie zwei Stoßrichtungen. Die erste bestehe darin, sich mit den gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Theorien und Erkenntnissen des BCC auseinanderzusetzen. Zweite Säule sei der politische Kampf gegen den Machtmissbrauch der Wirtschaft und die Verbrechen des Kapitals. Dabei stünden die Bemühungen im Vordergrund, um bereits im Vorfeld Kapital-Verbrechen auslösende Entscheidungen durch demokratische Kontroll-Systeme zu verhindern bzw. strafrechtlich umfassend zu sanktionieren.

Der Verein BCC wurde am 22. März 1991 – also vor 21 Jahren – im hessischen Hanau gegründet. In der „Atomstadt“ hatte der Transnuclearprozess bewiesen, dass sogar kerntechnischer Abfall um des Profits willen kriminell – also am Gesetz vorbei – entsorgt wird. Weiterer Anlass zur Vereinsgründung war die von den Medien verharmloste Kriminalität der Treuhandanstalt, die die DDR-Wirtschaft abwickelte. ++ (kr/mgn/20.03.12 – 82)