Archive für Beiträge mit Schlagwort: Volkswirtschaftslehre

Zürich, 20. November 2012 (ADN). „Er war aber im ersten halben Jahrhundert seiner Existenz durch häufige Probleme belastet und blieb bis Anfang des 20. Jahrhunderts ein oft zur Schwäche neigendes Anhängsel des französischen Franc.“ So heißt es in der Rezension des Buchverlages Neue Zürcher Zeitung „NZZ Libro“ zu seiner jüngsten Publikation „Der Schweizer Franken – Eine Erfolgsgeschichte“. Erst mit Gründung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) 1907 begann der Aufstieg zur weltweit begehrten Währung, wird in einer Anzeige der Dienstagausgabe der „Neuen Zürcher Zeitung“ festgestellt. Das Buch zeige ausdrücklich auf, „warum uns die Geschichte des Schweizer Frankens besonders interessieren sollte.“

Zum ersten Mal überhaupt liegt damit eine umfassende historische Abhandlung über die monetäre Entwicklung der im Zentrum Europas gelegenen Eidgenossenschaft und ihrer Währung vor, die sich gegenwärtig auf einem Höhenflug befinde und vor Kraft strotze. Weiter heißt es: „Bei seiner Geburt im Jahr 1850 wurde es ihm aber nicht an der Wiege gesungen, dass er im Laufe der kommenden 150 Jahre zu einer der erfolgreichsten und stärksten Währungen der Welt werden sollte.“ Zuvor sei das Währungswesen der Schweiz durch einen Wirrwarr verschiedener Münzen und Währungen geprägt gewesen. Der neue Schweizer Franken habe offensichtlich einem öffentlichen Bedürfnis entsprochen und rasche Akzeptanz gewonnen.

Es wird auf prägende Ereignisse verwiesen, zu denen die Suspendierung der Regeln des Internationalen Goldstandards bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs, die Franken-Abwertung im Jahr 1936 und der Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems im Jahr 1973 gehören.

Autor des reich illustrierten, 320 Seiten umfassenden Werks ist der emeritierte Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bern, Ernst Baltensperger. Der 70jährige der auch an den Universitäten St. Gallen, Heidelberg und Ohio lehrte, war Direktor des Studienzentrums der Schweizerischen Nationalbank. Er gilt als Spezialist für monetäre Ökonomie, internationale Währungsfragen und Finanzmarktprobleme. ++ (fp/mgn/20.11.12 – 330)

http://www.adn1946.wordpress.com, e-mail: adn1946@gmail.com

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Heidelberg, 4. Januar 2012 (ADN). Die Volkswirtschaftslehre ist mit mathematischen Methoden überfrachtet und es werden zu wenig verschiedene Lehrmeinungen vermittelt. Dieses vernichtende Urteil fällte am Mittwoch im Rundfunk Thomas Dürmeier von dem in Heidelberg ansässigen Arbeitskreis Postautistische Ökonomie. Obwohl die Mainstream-Theorien der Wirtschaftswissenschaften eklatant und auf breiter Front versagt haben, werden sie dennoch stur weiter gelehrt. Seit mehr als 50 Jahren leiden sie an Verengung und blenden Grundfragen der Gerechtigkeit einfach aus, so Dürmeier. Um diesem generellen Mangel in der Volkswirtschaftslehre abzuhelfen, organisieren die Mitglieder des Arbeitskreises außerhalb des Lehrbetriebes an Hochschulen und Universitäten separate Vorträge, Konferenzen und Workshops. Zudem entwickeln sie nach den Worten von Dürmeier alternative Lehrpläne. Mit diesen soll den konventionellen und eindimensionalen Lehrveranstaltungen Paroli geboten werden. Dazu werden auch ordentliche Professoren eingeladen. Jedoch verweigerten diese in der Regel den wissenschaftlichen Dialog und ignorierten die Angebote zum Disput. Dürmeier nannte dies Realitätsverweigerung.

Der Begriff „postautistische Ökonomie“ stammt aus der Entstehungszeit um das Jahr 2000 in Frankreich. Seinerzeit wurde die Standardökonomik als autistisch kritisiert. Mit Autismus wird eine tiefgreifende Entwicklungsstörung beschrieben. Sie beginnt jeweils im frühen Kindesalter und verhindert die normale Beziehungs- und Persönlichkeitsentwicklung. Die französischen Studenten erkannten weitgehende Analogien zur gegenwärtigen Wirtschaftswissenschaft. Sie habe ein einseitiges Interesse an einer „imaginären, perfekten Welt“, die das tatsächliche Realgeschehen unberücksichtigt lässt. Die mangelnde Beziehungsfähigkeit kommt in der Abwesenheit von Pluralismus in ökonomischen Theorieansätzen und dem Monopol der Neoklassischen Ökonomik zum Ausdruck.

Der Arbeitskreis Postautistische Ökonomie in Deutschland wurde von Studenten aus Heidelberg, Berlin und Regensburg im November 2003 gegründet und als Verein installiert. Es entstand ein breites Netzwerk an Symphatisanten und Unterstützern – Studenten, Wissenschaftler und mittelständische Unternehmer. Zu den Kernthesen und -forderungen gehört, die Natur in das wirtschaftliche Handeln einzubeziehen, in die Lehre andere Disziplinen wie Wirtschaftsgeschichte, Wirtschaftsethik und Ökologie zu implizieren sowie die Macht als wesentlichen Faktor der Wirtschaft zu berücksichtigen. Dringender Handlungsbedarf bestehe darin, den Wohlstand eines Landes nicht mehr am Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu messen, sondern durch einen Indikator zu ersetzen, der soziale, ökologische und andere Kriterien enschließt. ++ (ws/mgn/04.01.12 – 4)