Archive für Beiträge mit Schlagwort: Weltwoche

Köln, 10. Februar 2014 (ADN). „Das Volk ist der Chef und nicht bezahlte Politiker wie Sie !“. Mit diesem Paukenschlag-Satz reagierte am Montagabend gleich zu Beginn der Fernsehsendung „Hart, aber fair“ der Chefredakteur der Schweizer Wochenzeitung „Weltwoche“, Roger Köppel, auf einen im Internet verbreiteten Satz des deutschen Sozaldemokraten Ralf Stegner, der auch selbst an der Diskussion teilnahm. Er hatte geschrieben „Die Schweizer, die spinnen !“ und sich auf die Volksabstimmung in der Alpenrepublik zur Zuwanderung aus dem Ausland bezogen. Die verbale Konfrontation zwischen dem  Schweizer Journalisten und dem stellvertretenden SPD-Vorsitzenden dominierte den gesamten Sendeverlauf. Dabei mutierte die Veranstaltung teilweise zu einer praktischen Lehrstunde einschließlich Reifeprüfung über die Prinzipien der Demokratie in ihrem eigentlichen Sinne. Stegner, der ein lauwarmes Bekenntnis zur repräsentativen Demokratie ablegte, zog sicht- und hörbar den Kürzeren. Köppels Konter saßen wie Leber-Haken im Boxring, als er dem Sozialdemokraten aus Schleswig-Holstein zu Recht vorwarf, er tue so, als sei die Schweiz ein Mitgliedsstaat der Europäischen Union (EU).  Das sei aber mitnichten der Fall. Im Gegensatz zu Deutschland könne die Schweiz auf mehrere hundert Jahre praktischer, unabhängiger und direkter Demokratie verweisen. Die Schweizer mit einem Ausländeranteil von fast 25 Prozent und einer Nettozuwandung von 84.000 Menschen im vergangenen Jahr, haben nach Meinung von Köppel keine Angst vor Fremden. Aber sie wollen über den Zustrom selbst bestimmen und sich dies nicht aus Brüssel diktieren lassen. Eine solche kontrollierte Zuwanderung habe es bei den Eidgenossen bisher gegeben. Da die entsprechenden Regelungen im Juni dieses Jahres auslaufen, habe nunmehr das Schweizer Volk über den weiteren Fortgang entschieden. Der von der EU propagierte Freizügigkeitsbegriff sei nicht nachhaltig. „Die Personenfreizügigkeit ist eine ähnliche Fehlkonstruktion wie der Euro“, stellte der Chefredakteur fest.

Nach der Sendung erklärte Köppel in einem Interview mit dem Nachrichtenportal RP-online: „Die Grundfrage ist: Wie viel Demokratie verkraftet Europa und darf es in Europa noch einen unabhängigen demokratischen Rechtsstaat geben ? Wenn ich mir die Reaktionen der EU-Funktionäre anschaue, dann kommt darin eine erschütternde Respektlosigkeit gegenüber einem demokratisch einwandfreien Volksentscheid zum Ausdruck. Das ist eine unerträgliche Herrenreiter-Mentalität. Wenn SPD-Abgeordnete meinen, die Schweiz spinne, dann merkt man an diesen Äußerungen, dass diese Politiker aus einem Land kommen, in dem die Demokratie noch ein sehr junges System ist, während die Schweiz doch schon über 700 Jahre Erfahrung damit hat. Die Kritiker sind eingeladen, sich in der Schweiz einmal ein Bild davon zu machen, was eigentlich eine Demokratie ist.“

Bei dem Volksentscheid in der Schweiz über eine weitere regulierte Zuwanderung am vergagenen Sonntag hatte sich eine knappe Mehrheit der Wahlberechtigten für eine kontrollierte Migration entschieden. Den höchsten Anteil erreichte dieses Votum mit fast 70 Prozent im südlichen, an Italien grenzenden Kanton Tessin. Dort stehen rund 300.000 Einheimische im Erwerbsleben, während täglich etwa 60.000 Italiener die Landesgrenze passieren und in der Schweiz ihre Arbeit verrichten. ++ (dk/mgn/10.02.14 – 041)

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Köln, 21. September 2012 (ADN). Der ehemalige französische Präsident Charles de Gaulle hätte über die heutige Europäische Union (EU) folgendermaßen geurteilt: zu viel, zu viele, zu schnell. Das erklärte am heutigen Freitag der Dolmetscher des seinerzeitigen Staatsoberhaupts von Frankreich, Hermann Kusterer, im Deutschlandfunk anlässlich der Treffen zwischen de Gaulle und Adenauer im September vor 50 Jahren. Nach den Worten von Kusterer gebe es keinerlei Vertiefung der europäischen Vereinigung, sondern nur ein zusammengewürfeltes Sammelsurium.

Der 84jährige Sprachexperte, der in seinem im Jahr 1995 erschienenen Buch „Der Kanzler und der General“ Details über das spezielle Verhältnis der beiden Spitzenpolitiker schildert,  hatte im Mai dieses Jahres aus den Händen des frnzösischen Botschafters in Deutschland, Maurice Gourdeault-Montagne, die Insignien eines Offiziers der Ehrenlegion überreicht bekommen.

Ein anderer Intim-Kenner der Politik de Gaulles – der Schweizer Historiker und Publizist Jean-Rodolphe di Salis – berichtet über den französischen Präsidenten in seinem Buch „Kriege und Frieden in Europa“ über dessen Grundauffassungen. Staatsformen, Gesellschaftsstrukturen und Ideologien sind nach Auffassung von de Gaulle nur äußere Gewänder, die sich Staaten und Völker im Laufe der Geschichte überwerfen. Ihre Wurzeln und permanenten Interessen seien allerdings stärker als alle Umwälzungen und selbst die revolutionären Strömungen zwängen sie allmählich wieder in das Bett ihrer nationalen Geschichte. Das von de Gaulle vehement  verteidigte „Europa der Vaterländer oder der Staaten“ sollte vom Atlantik bis zum Ural reichen.

In der konservativen Schweizer Publikation „Weltwoche“, deren Autor di Salis zeit seines Lebens war, berichtete er in der Ausgabe vom 28. April 1967 über seine Begegnungen mit dem 90jährigen Konrad Adenauer. Befragt nach seinem Vertrauen und der Weisheit amerikanischer Politik sagte der Altkanzler wörtlich: „Weisheit der Amerikaner ? Sie sind vollständig unfähig, etwas von Europa zu verstehen.“ ++ (pl/mgn/21.09.12 – 269)

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