Archive für Beiträge mit Schlagwort: Widerstand

Berlin, 22. Mai 2015 (ADN). Auf verblüffende Parallelen zwischen zwei Lokführerstreiks weist die Tageszeitung „neues deutschland“ (nd) am Freitag hin. Der eine ist der gerade beendete und bei dem anderen handelt es sich um den Eisenbahnerstreik im Februar 1922. An beiden Arbeitsniederlegungen war die Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) maßgeblich beteiligt.  „Eine kleine Lokführergewerkschaft gegen den Rest – dieses Szenario gab es bereits vor mehr als 90 Jahren. Auch damals ging es um grundsätzliches“, schreibt das nd.  Auch damals sei es um Löhne und Arbeitszeiten gegangen. Die zentrale Forderung habe in der automatischen Anpassung der Bezüge an die galoppierende Inflation bestanden. Außerdem hätten die Lokführer versucht, eine der großen Errungenschaften der Novemberrevolution zu verteidigen: den Acht-Stunden-Tag, den die sozialdemokratisch geführte Reichsregierung durch ein Sondergesetz für die Eisenbahner wieder abschaffen wollte. Das sei auf erbitterten Widerstand bei der „Reichsgewerkschaft Deutscher Eisenbahnbeamter und Anwärter“ gestoßen, deren größte Mitgliedsorganisation die Gewerkschaft Deutsche Lokführer (GDL) bildete.

In der Öffentlichkeit traf der Streik auf starke Ablehnung. Regierung, Medien, bürgerliche Parteien und die SPD verunglimpften ihn als „Verbrechen der Eisenbahner“. Das klingt, als wäre von den seit Monaten sich wiederholenden  Ausständen der Lokomotivführer die Rede. Geschichte wiederholt sich eben oft. Nur in Facetten gibt es kleine Unterschiede.  ++ (so/mgn/22.05.15 – 119)

http://www.adn1946.wordpress.com, e-mail: adn1946@gmail.com, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), adn-nachrichtenagentur, SMAD-Lizenz-Nr. 101 v. 10.10.46

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Köln, 13. Oktober 2014 (ADN). Es fehlt an Beweisen für die politische Qualität des Pazifismus, es fehlt an Politikern, die aus den Jahren der Blütezeit gewaltfreier Konfliktlösungen Konsequenzen für heute ziehen. Das erklärt die Grünen-Politikerin Antje Vollmer am Montag im Deutschlandradio Kultur und ergänzt die aufrüttelnde Frage: „Wollen die selbsternannten Totengräber des Pazifismus wirklich behaupten, eine Oligarchin Julia Timoschenko, ein Multimilliardär Chodorkowski und eine Punk-Band Pussy Riot gehörten in diese Reihe der Freiheitskämpfer der Menschheit ?“. Sie hatte zuvor auf die gewaltlosen Widerstandsaktionen Gandhis gegen das britische Empire, Nelson Mandelas gegen das blutige Apartheid-Regime sowie des Vaclav Havel und Lech Walesas verwiesen. Ohne deren Vorbild hätte es Michail Gorbatschow nie gewagt,  seine Soldaten in den Kasernen zu lassen.  Der Pazifismus scheine jedoch heute abgewickelt  und ins Reich der Träume aus der Jugendzeit der Bundesrepublik verbannt. „Militärische Optionen umgeben sich mit der Aura zeitgerechter Verantwortungsethik und dem Ruf nach dem Erwachsenwerden von Staaten die ihre neue Rolle in der Welt markieren wollen wie Hunde ihr Revier“, so Vollmer. Es heiße, die heutige globale Welt mit ihren assymetrischen Schlachten erfordere eben eine grundlegende Revision des traditionellen Kriegs- und Völkerrechts.

Erstaunlich und ein einziger Quell der Hoffnung ist nach Ansicht von Vollmer, dass die Bevölkerung von einer zähen Skepsis erfüllt bleibt. „Sie misstraut diesem neuen Menschenrechts-Bellizismus. Diese meist stumme, notorisch kriegsunwillige Mehrheit bewahrt nicht nur die traumatischen Bilder der letzten Weltkriege, der eigenen Schuld an fremden Völkern und der Bombenkriege im kollektiven Gedächtnis.“ ++ (fr/mgn/13.10.14 – 285)

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Frankfurt am Main, 20. Dezember 2013 (ADN). Vor 50 Jahren begann im Stadtverordnetensaal von Frankfurt am Main der erste Auschwitz-Prozess. „Man musste ja die Leute freiwillig in die Gaskammern hereinbringen und in Unwissenheit, mit List,“ erklärte damals der Zeuge Rudolf Vrba. An diesem 20. Dezember 1963 stehen sich SS-Männer als Täter und ihre Opfer zum ersten Mal seit 1945 wieder gegenüber. Hessens Generalstaatsanwalt Fritz Bauer war einer der Hauptinitiatoren dieses juristischen Aufarbeitungsversuchs. Er hatte eine Selbstaufklärung der deutschen Gesellschaft über das gefordert, was da „im Osten“ geschehen war.

Der Prozess im Landgericht Frankfurt firmierte unter „Mulka und andere“. Er richtete sich gegen 22 Angehörige der Waffen-SS. Die Anklagebehörde ist selbst von Nazi-Juristen durchsetzt. Sie wollten den Prozess abschieben, hatten keinen Bock darauf. Dennoch setzte sich der hessische Generalstaatsanwalt durch und bringt junge, weitgehend unbelastete Ankläger zum Einsatz.
Auch der Untersuchungsrichter Dr. Heinz Düx trifft auf Widerstand beim Landgericht. Der Unwille in Justizkreisen ging soweit, dass sogar die Glaubwürdigkeit der Zeugen in Bausch und Bogen in Frage gestellt wurde. Ein Vorsitzender Richter war der Auffassung, alle KZ-Häftlinge seien Lügner. Sogar Dienstreisen zum Tatort, die das überprüfen sollten und der Aufklärung dienten, wurden verhindert. Letztlich unternahm Düx eine „Dienstreise“ auf eigene Privatkosten zu den Mordstätten. Erst als er später seine Erkenntnisse präsentierte, entschloss sich das Gericht ebenfalls ein eigenes Bild vor Ort zu gewinnen.
Letztlich fallen die Urteile milde aus: Sechsmal lebenslang Zuchthaus, eine zehnjährige Jugendstrafe, zehn Freiheitsstrafen zwischen dreieinhalb und 14 Jahren. ++ (mo/mgn/20.12.13 – 348)

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