Archive für Beiträge mit Schlagwort: Zürich

Zürich, 13. Juni 2015 (ADN). „Feierte die sogenannte westliche Welt Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts den Sieg über den Kommunismus, ist spätestens seit der Finanzkrise für alle offensichtlich, dass das neoliberale, ausschließlich gewinnorientierte Wirtschaftssystem massive Mängel besitzt und dringend überdacht und reformiert werden müsste.“ Dies stellt die Schweizer Wochenzeitung „Zeit-Fragen“ in ihrer jüngsten Ausgabe fest. Doch bisher geschehe das höchstens sehr rudimentär und meistens nur temporär. In den Teppichetagen großer Banken sage man sich hinter vorgehaltener Hand, jetzt die Krise aussitzen und nachher genauso weitermachen wie vorher.

„In der Tat steht den westlichen Industrienationen das Wasser bis zum Hals, besonders auch deshalb, weil die russische und asiatische Konkurrenz immer grösser wird und der Westen Gefahr läuft, auf Grund seiner Arroganz und ewigen Machtansprüche den Anschluss zu verpassen“, schreibt der Autor des Leitartikels, Thomas Kaiser. Um den möglichen Zusammenbruch der westlichen Wirtschaft zu verhindern oder bestenfalls hinauszuzögern, versuchten die USA neue Zwangs-Instrumente im alten System zu kreieren. Es gehe darum, kurzfristig mehr Geld und Gewinne zu generieren. Dazu diene beispielsweise das Handelsabkommen TTIP. Gleiches gelte für das Abkommen über die Liberalisierung und Deregulierung von Dienstleistungen (TiSA).  ++ (kr/mgn/13.06.15 – 124)

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Paris/Zürich, 19. Februar2015 (ADN). Die Wirtschaftssanktionen bringen Russland schon sehr in Bedrängnis, aber es gibt Schlimmeres. Das Schlimmste ist die durch die USA und Saudi-Arabien organisierte Senkung des Erdölpreises. Das erklärte die seit 1999 als „Secretaire perpetuel“ an der Spitze der Academie francaise stehende Helene Carrere d‘ Encausse in einem Interview, das von der Tageszeitung „LeFigaro“ publiziert und in der jüngsten Ausgabe der Schweizer Wochenzeitung „Zeit-Fragen“ veröffentlicht wurde. Russland sei bereits 1984, kurz vor dem Amtsantritt Gorbatschows, einer solchen Maßnahme ausgesetzt gewesen. Die Reduzierung der Erdöleinnahmen werde die bereits rezessive russische Wirtschaft schwächen. Das treffe vor allem die aktive und gebildete Mittelklasse, die in den letzten Jahren entstanden ist und das Rückgrat des modernen Russland bildet. Die Infragestellung ihrer Lebensform würde negativ auf Putins Popularität wirken oder ihn sogar destabilieren. Ein weiteres Risiko sei die von den Russen empfundene Missachtung durch den Westen , die ihren Nationalstolz verletzt. Dies könnte Russland dazu bewegen, sich noch mehr auf Asien auszurichten. Dies führe für Europa zu einer Distanzierung von Asien – wo sich nunmehr das internationale Leben abspielt -, da Russland dafür das Bindeglied bildet. Russland sei die notwendige Brücke zwischen Europa und Asien.

Wladimir Putin will nach den Worten der Nestorin der französischen Wissenschaften, dass sein Land mit seiner großartigen Geschichte und Kultur als solches anerkannt wird. Er frage sich, ob man den Westen genau kopieren muss, um ein Land zu modernisieren. Die 85jährige Historikerin forderte vom Westen energisch: „Hören wir auf, die Russen nach unseren eigenen Kriterien zu beurteilen.“ ++ (vk/mgn/19.02.15 – 47)

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Zürich, 24. Oktober 2014 (ADN). Wenn die Selbstversorgung wieder einen angemessenen Stellenwert bekäme, müssten wir auch mit dem Boden in unserem Land wieder viel sorgsamer umgehen, denn dann bräuchten wir den Boden für die Ernährung. Das Zubetonieren würde dann aufhören. Dies erklärte der Schweizer Landwirt Jakob Maute aus Schönau in einem Interview mit der Wochenzeitung „Zeit-Fragen“ in deren jüngster Ausgabe. Es müsse in all diesen Dingen viel mehr Sorge getragen werden, auch gegenüber der nachfolgenden Generation. In diese Richtung sei die Agrarpolitik  zu ändern.  Allerdings stehe das im Gegensatz zu den gegenwärtigen Bestrebungen, alles billig auf dem Weltmarkt zu kaufen. „Das Ganze ist doch völlig absurd. Wenn Ware über Tausende von Kilometern in unser Land gekarrt wird und billiger  ist als die bei uns produzierte, dann kann etwas nicht stimmen,“ so Maute. Es werde ständig von Freihandelsabkommen geredet und man kaufe Ware ein, egal wie sie produziert wurde. Nach Auffassung des Bauern entziehen Freihandelsabkommen den Menschen in den betroffenen Ländern die Lebensgrundlagen.

Landwirt Maute skizzierte die Grenzen vernünftiger Landwirtschaft. Ein Bauer sei an seinen Boden und seinen Hof gebunden. Der Boden sei nicht unendlich nutzbar. An seinem Standort gebe es hervorragendes Grasland. „wenn jetzt verstärkt Getreide nachgefragt wird, können wir doch nicht einfach Weizen anbauen, das geht mit unserem Boden nicht, außer wir würden ihn extrem düngen, das wäre völliger Unsinn und absolut unökonomisch“, erläuterte Maute. ++ (lw/mgn/24.10.14 -296)

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Washington/Zürich, 21. August 2014 (ADN). Es ist die Politik der US-Regierung, eng mit der Regierung der Bundesrepublik Deutschland in allen Problemen der globalen und der europäischen Sicherheit zusammenzuarbeiten, besonders im Hinblick auf die aktuellen Ereignisse in Europa und Eurasien. Das ist in einem Gesetzentwurf des USA-Senats auf Seite 13 (Section 105) zu lesen, der weitgehend unbekannt ist. Darüber berichtet die jüngste Ausgabe der schweizerischen Wochenzeitung „Zeit-Fragen“. Die Information über das Dokument stamme von dem ehemaligen hohen US-amerikanischen Regierungsbeamten und heutigen Publizisten Paul Craig Roberts. Das Papier wurde von 22 US-Senatoren – also fast der Hälfte aller Senatsmitglieder – erarbeitet.

Besonders interessant an diesem Gesetzentwurf ist nach Meinung der Wochenzeitung, dass eine enge „Kooperation“ mit Deutschland festgeschrieben werden soll. „Die Bürger Deutschlands wurden dazu bislang nicht befragt. Wer in der deutschen Politik davon etwas weiss, ist bislang nicht bekannt,“ heißt es in dem Beitrag. Das Papier sehe vor, die Basen der Raketenabwehr an Russlands Grenzen beschleunigt zu errichten. Mehr Geld soll für die Aufrüstung Polens und der baltischen Staaten fließen. Milliarden von Dollar seien für Nichtregierungsorganisationen (NGO) in Russland vorgesehen, um Russland auf die gleiche Art und Weise wie die Ukraine zu destabilisieren. Ziel ist ferner, Streitkräfte und Geheimdienste in der Ukraine massiv auszubauen. Die Ukraine, Georgien und Moldawien sollen NATO-Mitglieder werden. 

„Kooperation“ mit Deutschland bedeutet dem Artikel zufolge, dass Deutschlands Politik gegen Russland den US-amerikanischen Vorgaben folgen soll. Insofern gebe es historische Analogien. „Heute ist es wissenschaftlich belegt, dass Kreise aus den USA Hitler-Deutschland mit aufgebaut haben, vor allem, um dieses Hitler-Deutschland gegen die Sowjetunion in den Krieg ziehen zu lassen,“ heißt es weiter. ++ (mi/mgn/21.08.14 – 232)

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Zürich/London, 10. Juni 2014 (ADN). Der britische Telefonkonzern Vodafone gesteht direkte staatliche Zugriffe auf seine Kommunikationsnetze ein. Darüber berichtet die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) am Dienstag. Das Telefon-Unternehmen habe vier Tage zuvor bestätigt, dass „eine kleine Zahl“ von Staaten direkte Leitungen zum Netzwerk der Firma unterhält. Dort könnten sie nach Belieben und ohne Kontrolle des Konzerns die gesamte Kommunikation von Kunden überwachen. Sie hätten die Verfügungsgewalt über Metadaten und Gespräche in Echtzeit. Vodafone fordere zwar den Verzicht auf diesen Zugang, sei aber nicht befugt die betreffenden Länder zu nennen.

Der Londoner NZZ-Korrespondent Peter Rasonyi nennt den Bericht des Konzerns weltweit einzigartig. Das Unternehmen beteuere, größtmögliche Transparenz über den Schutz von Kundendaten walten lassen zu wollen, sich jedoch stets an die jeweiligen gesetzlöichen Bestimmungen halten zu müssen. Und diese könnten den Datenschutz empfindlich einschränken. Deshalb habe man sich entschieden, jedes Jahr einen aktualisierten Rapport über die jeweilige Rechtslage und den Umfang der betreffenden staatlichen Datenzugriffe zu publizieren.

In dem Vodafone-Bericht werden 29 Länder unter die Lupe genommen, in denen das Unternehmen direkte Geschäftstätigkeit betreibt. Beispielsweise seien in Indien, Ägypten, Katar, Südafrika und in der Türkei Angaben über staatliche Datenzugriffe verboten. Dafür zuständige Mitarbeiter seien oft strengsten staatlichen Geheimhaltungsvorschriften unterworfen und entzögen sich damit weitgehend der Kontrolle des Managements. Verwiesen wird auf große nationale Unterschiede. Vergleiche seien schwierig, weil die Definitionen von Sachverhalten stark differieren. Auffallend hoch liege diese Art der Überwachung im vergangenen Jahr in Italien gelegen. Es habe dort 140.000 Abhöranträge gegeben und 606.000 Anforderungen von Kommunikationsdaten.  Sehr viele Datenzugriffe verzeichneten landesweit auch Australien (686.000) und Großbritannien (515.000). Deutschland liege weit dahinter mit 24.000 Abhöranträgen und 18.000 Datenzugriffen. ++ (sp/mgn/10.06.14 – 160)

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Leipzig, 14. März 2014 (ADN). Die Genossenschaftsidee soll immaterielles Weltkulturerbe werden. Ein entsprechender Antrag, der deutschlandweit mehr als 220 Unterstützer gefunden hat, ist bei der UNESCO eingereicht worden. Darüber informierte der Vorsitzende der Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft, Dr. Dietmar Berger, am Freitag in Leipzig auf einer Veranstaltung der Schweizer Genossenschaft „Zeit-Fragen“. Im Jahr 2015 sei mit einer Entscheidung zu rechnen. Er teilte mit, dass es in der Bundesrepublik Deutschland gegenwärtig 21, 6 Millionen Mitglieder in Genossenschaften gibt. In diesen Wirtschaftsunternehmen, die eine demokratische und staatlich unabhängige Geschäftstätigkeit im Sinne der Selbsthilfe pflegen, sind rund 910.000 Mitarbeter beschäftigt. Allerdings würden Genossenschaften trotz ihres enormen volkswirtschaftlichen Gewichts sehr stiefmütterlich behandelt. Beispielsweise bestehe über Genossenschaften sehr viel Unkenntnis – sogar bei den Wirtschaftsverbänden. So habe eine Analyse von 37 Gründungsfibeln aus regionalen Wirtschaftsorganisationen ergeben, das nur  einer dieser Ratgeber für Existenzgründer einen Hinweis auf Genossenschaften enthielt.

Kritische Anmerkungen zur Position maßgeblicher politischen Kräfte über Genossenschaften machte der Historiker Dr. Rene Roca vom schweizerischen Forschungsinstitut direkte Demokratie. Sogar in seinem Heimatland, das im Ausland als sehr genossenschaftsfreundlich gilt, seien erhebliche Vorbehalte gegenüber dieser Wirtschaftform zu verzeichnen. Der 2012 als UNO-Jahr der Genossenschaften ausgerufene Zeitraum habe in dem Alpenland nur sehr wenig Widerhall gefunden und keine bemerkenswerten Initiativen ausgelöst. Der Wissenschaftler kündigte an, dass im Jahr 2015 ein großer Weltkongress der Genossenschaften stattfindet. Er arbeite in einer der Arbeitsgruppen zur Vorbereitung.

Als eine wesentliche Ursache für die geringe Wertschätzung und Aufmerksamkeit gegenüber der Genossenschaftsidee bezeichnete der Kulturpublizist Urs Knoblauch aus Zürich die vernachlässigte Bildung von Elementarschulen über mittlere Institute bis hin zu Hochschulen. Der freie und kreative Geist, der durch Genossenschaften geformt und gefördert wird, verkümmere zusehends. ++ (gn/mgn/14.03.14 – 073)

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Madrid/Zürich, 8. Februar 2014 (ADN). Jeder vierte Euro soll in Spanien am Fiskus vorbei in die Schattenwirtschaft fließen. Darüber berichtet die „Neue Zürcher Zeitung“ am Wochenende in einem ganzseitigen Beitrag. Als Grund werden fehlende Steuermoral und mangelnde Kontrollen genannt. Zudem werde die Situation durch Korruption und Arbeitslosigkeit verschärft. Die spanische Tageszeitung „La Vanguardia“ zeige sich angesichts dessen verwundert, warum in dem Land mit sechs Millionen Arbeitslosen bisher ein sozialer Aufstand ausgeblieben ist. Die Antwort hält Wirtschaftsprofessor Oriol Amat parat: „Wenn es weitgehend ruhig geblieben ist, dann hat das vor allem damit zu tun, dass viele ihr Geld mit Schwarzarbeit verdienen.“ Sie sei derzeit die Existenzgrundlage vieler Familien.

Die Auffassung des Wissenschaftlers aus Barcelona belegen mehrere Studien. Der jüngsten dieser Untersuchungen zufolge, die von Steuerexperten des spanischen Finanzministeriums stammt, hat die Schattenwirtschaft einen Anteil von fast 25 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) erreicht. Das umfasst 253 Milliarden Euro. Vor Beginn der Krise lag dieser Anteil noch bei 17,8 Prozent. Nach dem Urteil der Finanzexperten sei ein Anteil von unter zehn Prozent das maximal Verkraftbare.

Äußeres Anzeichen für das Aufblühen der Parallelökonomie ist die Abwicklung vieler Geschäfte mit Bargeld. Sogar Hauskäufe werden so getätigt. Spanien hat sich den Ruf erworben, das Land mit den meisten 500-Euro-Geldscheinen zu sein. Mit diesen Banknoten werden nach Einschätzung der Experten 73 Prozent des Bargeldumlaufs bewerkstelligt. ++ (wi/mgn/08.02.14 – 039)

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Darmstadt/Leipzig, 17. Oktober 2013 (ADN). „Büchner lebt“ – besser und treffender konnte am Donnerstag nicht getitelt werden. Die Süddeutsche Zeitung“ tat es und würdigte auf ihrer ersten Seite damit den Rebellen, Vordenker und Dichter Georg Büchner, der vor 200 Jahren unter dem Donner der Kanonen der Leipziger Völkerschlacht geboren wurde. Bis in die Gegenwart fasziniert sein geniales, in einem nur äußerst kurzen Erdendasein geschaffenenes Werk. „Tagsüber ging er zur Uni, nachts dichtete er wie im Rausch. Er war ein Revolutionär, wurde steckbrieflich gesucht, und schon mit 23 nahm sein Leben ein jähes Ende, schreibt die Münchner Tageszeitung auf rotem Grund und neben seinem Porträt. Erläutert wird dann auf einer ganzen Innenseite, warum sein Werk bis heute ein Ereignis war, ist und bleiben wird. Schon der 16jährige Gymnasiast sei Mitglied eines Schülerzirkels gewesen sein, in dem man sich mit „Bon jour citoyen“ (Guten Tag, Bürger) begrüßt haben soll. Sein Wirken ist so eindringlich, direkt und erschütternd, dass gleichaltige Schüler völlig anderer Zeitepochen noch 150 Jahre später in gesellschaftskritischem Jugendfieber die Seiten der Dramen „Dantons Tod“ und „Woyzeck“ durchwühlen. Begleitmusik in der Büchner’schen Realität waren die Seidenweberaustände von Lyon, das Hambacher Fest und der Sturm auf die Frankfurter Hauptwache 1833. Er gründete in Gießen die „Gesellschaft für Menschenrechte“ und gab die Flugschrift „Der Hessische Landbote“ heraus. Dessen Lektüre unter dem Motto „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“ erwies sich als so scharfes Schwert, dass die Herrschenden den jungen Schriftsteller und Naturwissenschaftler sofort auf die Fahndungsliste setzten.

„Georg Büchner – das ist die allgemeine Mobilmachung der deutschen Literatursprache,“ so die „Süddeutsche Zeitung“. Wie die Revolution habe das Sprachereignis Büchner alles erfasst. Wer heute die Schriften dieses Heißsporns liest, der letztlich im Züricher Exil an Typhus starb, erschrickt ob der eminenten Mangelerscheinungen gegenwärtig verfasster Schriften und gehaltener Reden. Das verbale, wie eine Seuche verbreitete Kompromisslertum von heute bezeugt die geistige Armut und den unerträglichen Wankelmut derzeitiger Generationen. Um sie ein wenig über ihr blasses Dasein hinwegzutrösten, urteilt Autor Lothar Müller über Büchner: „Als Sprachereignis ist er singulär“. Lehrstoff für die moderne Zivilgesellschaft, in der die Menschenrechte an fast allen Fronten brach liegen, liefert er massenhaft. ++ (li/mgn/17.10.13 – 284)

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Genf/Zürich, 23. September 2013 (ADN). Der internationale Spitzendiplomat, Menschenrechtsexperte und UNO-Sonderberichterstatter Prof. Alfred de Zayas schlägt in seinem Bericht über die „Förderung einer demokratischen und gerechten Weltordnung“ vor, eine Weltvolksvertretung zu gründen. Der vor einigen Tagen dem UNO-Menschenrechtsrat in Genf vorgelegte Rapport hat ein sehr breites Echo gefunden. Wie der Völkerrechts-Fachmann gegenüber der Schweizer Wochenzeitung „Zeit-Fragen“ in ihrer am Montag erschienenen Ausgabe in einem Interview äußerte, haben sich unmittelbar nach dem Verlesen des Textes 30 Staaten und zwölf Nichtregierungsorganisationen (NGO) zu Wort gemeldet. „Ich war sehr zufrieden, weil die Kommentare der Staaten entweder positiv waren und sich meinen Vorschlägen anschlossen oder sonst konstruktive Kritik übten. Weder die EU noch Großbritannien brachten zum Ausdruck, dass ihnen dieses oder jenes nicht gefalle, die USA enthielten sich der Stimme“, erklärte de Zayas.

Nach den Worten des aus Kuba stammenden US-amerikanischen Juristen sollen in einer solchen parlamentarischen Versammlung alle Staaten mit Vertretern repräsentiert sein, die vom Volk gewählt wurden – ein echtes Parlament für die Welt. „Da würden nicht die Botschafter der einzelnen Staaten sitzen, sondern Bürger aus den einzelnen Ländern“, so de Zayas. Er denke da an Ärzte, Handwerker, Juristen, Lehrer und Vertreter anderer Berufs-, Interessen- und Sozialgruppen. Hätte man ein „Weltbürgerparlament“, dann könne die Macht der Oligarchen endlich gebrochen werden. In den einzelnen Staaten sei so viel direkte Demokratie wie nur möglich vonnöten. Eine solche Versammlung würde sich direkt am Willen der Völker orientieren und in den einzelnen Staaten die demokratische Entwicklung unterstützen. „Natürlich finden Machtmenschen die sogenannte repräsentative Demokratie die besser zu manipulierende Regierungsform“, so de Zayas.

Nach Auffassung des renommierten, alsd Spezialist für die Themen Flucht und Vertreibung geltende Rechtswissenschaftlers, der in seinem Bericht insgesamt 35 Vorschläge unterbreitet, darf natürlich nicht über jede Kleinigkeit ein Referendum abgehalten werden. Das gehe nur bei wichtigen Dingen wie Umwelt oder Finanzen – vor allem aber über Krieg und Frieden. „Wer wird in einem Krieg sterben ? Die Zivilbevölkerung, wir, die Bürger. Über 90 Prozent der Opfer in den modernen Kriegen sind Zivilisten. Sie wollen keinen Krieg. Wer sie dazu bringt, sind die Politiker. Deshalb müssen wir die Bürger sagen lassen, was sie wollen und was sie nicht wollen. Politiker, die gegen den Willen des Volkes agieren, müssen in die Wüste gejagt werden,“ sagte de Zayas gegenüber „Zeit-Fragen“ abschließend. ++ (mr/mgn/23.09.13 – 260)

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Comrat/Zürich, 21. Mai 2013 (ADN). Die rund 150.000 Bewohner Gaugasiens bilden eine Minderheit im Süden der Republik Moldau. Die Angehörigen dieses Turkvolkes genießen weitreichende Autonomierechte, schreibt die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) am Wochenende. Sie zitiert Gaugasiens Regierungschef, Michail Formuzal, dessen Amtsbezeichnung „Baschkan“ lautet. „Was wir anstreben, ist eine Art Schweizer Modell“, erklärte der 54jährige in dem ausführlichen Presseartikel. Da er selbst in Genf Politologie studiert hat und ihm die schweizerischen Staatstrukturen aus eigener Anschauung bekannt sind, ist das Vorhaben durchaus realistisch und Ernst zu nehmen. Es ist keine nebulöse Fiktion, denn offenbar funktioniert der Plan. Größere innen- und außenpolitische Reibungen gibt es nicht. Ansonsten hätte die europäische Öffentlichkeit längst ihre sensiblen Antennen ausgefahren, um über vorhandene oder nicht existente Konflikte zu berichten.

NZZ-Korrespondent Rudolf Hermann hält Toleranz für den Schlüssel zum Zusammenleben in der ethnisch und sprachlich vielfältigen Republik Moldau. Er stellt fest: „Die gaugasischen Selbstverwaltungsorgane geniessen Kompetenzen, die in den generell zentralstaatlich organisierten Ländern Osteuropas für eine Regionalexekutive ausserordentlich breit sind. Mit Ausnahme der Aussen- und Sicherheitspolitik sowie der Justiz kann in Comrat, der gaugasischen Hauptstadt, alles selber entschieden werden, einschliesslich der Steuererhebung. Dass die Gaugasen diese extensiven Rechte haben, hängt mit der komplizierten Entstehungsgeschichte der Republik Moldau nach dem Zerfall der Sowjetunion zusammen.“ Schließlich hätten sich die Gaugasen mit der moldauischen Zentralregierung in Chisinau auf eine Autonomieregelung geeinigt. Während die Zentralregierung in Chisinau die Abnabelung von Moskau und die Integration in die EU vorantreibe, sehe Baschkan Formuzal sein Land politisch lieber neutral. Eine Annäherung an Brüssel soll sich auf die Wirtschaft beschränken, damit die nationale Unabhängigkeit gewahrt bleibt. Formuzal habe sich zwar diplomatisch ausgedrückt, wähle jdoch die Worte mit Bedacht. So schimmere klar genug hindurch, dass in Gaugasien der Blick eher nach Moskau denn Brüssel gerichtet ist. ++ (vk/mgn/21.05.13 – 135)

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