München/Tel Aviv, 26. Mai 2013 (ADN). Der Bauhaus-Stil hat hier seinen Höhepunkt erreicht – zu einer Zeit, als in Deutschland die Nazis wüteten. So zitiert die „Süddeutsche Zeitung“ die aus Deutschland stammende Architektin Sharon Golan, die in der Stadtverwaltung Tel Aviv mit dem Erhalt und der Pflege dieses Erbes beschäftigt ist. Von den 4.000 Bauhaus-Gebäuden im Zentrum der Mittelmeer-Stadt stehen 2.000 unter Denkmalschutz. Sie wurden in den dreißiger und vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderte gebaut, als die Stadt rasant wuchs. Ihre Schöpfer sind jüdische Architekten, die am Bauhaus Dessau studierten und nach der Flucht aus Deutschland im Mandatsgebiet Pästinas landeten. Zumindest waren sie von Walter Gropius und Erich Mendelsohn oder Le Corbusier beeinflusst. Vor zehn Jahren wurden diese Bauensemble zum Weltkulturerbe erklärt. Allerdings verfallen diese wertvollen Kulturgüter. Der städtische Haushalt hält für ihren Erhalt nur 1, 2 Millionen Euro jährlich bereit.

Das Dilemma sieht Emily Silverman von der Hebräischen Universität Jerusalem in dem Konflikt zwischen ökonomischem Profitstreben und sozialem Anspruch der Bauhaus-Idee. Die Mieten renovierter Häuser steigen sofort nach Abschluss der Sanierungsarbeiten und dann fehlt das Geld andernorts, sagt sie.
Beispielhaft wird die alte Arbeitersiedlung „Hod“ beschrieben. Sie entstand im Jahr 1935 nach Entwürfen des vom Bauhaus Dessau gekommenen Architekten Arieh Sharon als eine Art mitten im Stadtzentrum existenter Kibbuz. 150 Wohnungen umsäumen einen grünen Garten und ihre Anmutung muss früher paradisisch gewesen sein. Jetzt sind die Fassaden in einem jämmerlichen Zustand. Billige Balkons wurden nachträglich angebaut. ++ (ku/mgn/26.05.13 – 140)

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