Archive für Beiträge mit Schlagwort: Informationspolitik

Heraklion/Athen, 27. November 2012 (ADN).  Eine neue Tageszeitung startete zu Beginn dieses Monats in Griechenland. Sie heißt „Efiomerida ton Syntakton“ („Zeitung der Redakteure“) und ist – erstmals in der griechischen Presselandschaft – ein genossenschaftliches Projekt. Mit der Neugründung sollen Prinzipien wie Unanhängigkeit, Pressefreiheit und Meinungsvielfalt in dem Balkanland neu etabliert werden.  Der Nachrichtenkanal Radio Kreta zitiert aus dem Editorial der Auftaktausgabe: „Niemals zuvor wurden Institutionen und Amtsträger des Systems so radikal angezweifelt, niemals zuvor war die politische Bühne so anfällig für Wandlungen und niemals zuvor – ausgenommen zur Zeit der Nazibesatzung – ist die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung so vielen Schlägen in so kurzer Zeit ausgesetzt worden.“

Die Zeitung wird von Journalisten herausgegeben, die in der Mehrzahl vorher bei dem im vergangenen Jahr in Konkurs gegangenen Printmedium „Elephtherotypia“ tätig waren. Das neue Projekt soll mit „unabhängiger und vielstimmiger Berichterstattung, umfassender Erforschung jeder Seite der Realität und vor allem harter, aber ehrlicher Kritik an den Herrschenden und allen, die es werden wollen“ zur Überwindung der Krise beitragen. Laut Radio Kreta teilt die Redaktion der neuen Publikation unter der Überschrift „Pressefreiheit ist nicht vererbbar“ mit, die „Charakteristiken der unabhängigen, demokratischen Zeitung, in der wir vorher gearbeitet haben, aufrechterhalten, aber auch einen neuen kraftvollen Weg der Information öffnen, bei dem der Krise mit einer Front gegen die Propaganda, die Intransparenz, die Abhängigkeit, die Verdrehung und die Verheimlichung von Nachrichten begegnet wird. “ Mit dem Vorhaben wollen die beteiligten Journalisten beweisen, dass eine tatsächlich unanhängige und pluralistische Zeitung machbar ist. Sie möchten „den Medienarbeitern die Loslösung aus alten und neuen Interessenverstrickungen“ ermöglichen, „die unsere Branche in hohem Maße diskreditiert und in gelenkten Journalismus geführt hat.“

Um einen positiven Start zu garantieren, arbeiten die Redakteure in den ersten beiden Monaten unentgeltlich. Unterstützt werden sie von ehemaligen Angestellten der „Eleftherotypia“ und anderer vom Zeitungsmarkt verschwundenen Printmedien sowie von bereits in Rente gegangenen Berufskollegen und Vertretern aus der Wissenschaft und Kunstszene. Zudem hat jedes Genossenschaftsmitglied einen 1.000-Euro-Anteil erworben. Die Neuerscheinung umfasst 48 Seiten und die Wochenendausgabe 64 Seiten.  Angestrebt wird eine Auflage von 30.000 Exemplaren. ++ (md/mgn/27.11.12 – 337)

http://www.adn1946.wordpress.com, e-mail: gmail@gmail.com

Potsdam/Leipzig, 11. September 2012 (ADN). Wie in der angeblich so demokratischen Partei Christlich Demokratische Union (CDU) mit Andersdenkenden umgegangen  wird, demonstriert gegenwärtig diese politische Organisation im Bundesland Brandenburg.  Die „Märkische Allgemeine“ (MAZ) berichtet am heutigen Dienstag berichtet, das die CDU ihre Landesvorsitzende und Fraktionschefin im Landtag Saskia Ludwig in die Wüste schickt. Dem erzwungenen Rücktritt von der Funktion im Parlament folgt demnächst die Verdrängung von der Parteispitze. Der innerparteiliche Putsch hatte sich während des Mutterschaftsurlaubs zusammengebraut, aus dem die seit 2010 amtierende Parteivorsitzende kürzlich zurückgekehrt ist.

Einer der Hauptgründe für die Fahrt aufs Abstellgleis ist der Vorwurf, Ludwig habe ungerechtfertigte Verschwörungstheorien über die Informationspolitik im Lande verbreitet. Die 44jährige hatte heftige Kritik an den Brandenburger Medien geübt. Berichterstatter agieren nach ihren Worten zum Teil „mit Order aus der Staatskanzlei“. Die Sozialdemokratische Partei (SPD) , die in Brandenburg in Koalition mit der Linken regiert, versuche auch noch in Anwesenheit des Ministerpräsidenten die Meinungsfreiheit eintzuschränken. Das sei einmalig in Deutschland. „Diese wiederholt vorgetragene Verschwörungstheorie – noch dazu bereits über ein Rechtsaußenblatt transportiert – habe das ‚Fass zum Überlaufen gebracht'“, zitiert die „Märkische Allgemeine“ ein CDU-Fraktionsmitglied. Der CDU-Ehrenvorsitzende Jörg Schönbohm warnte Ludwig mit den Worten, sie schieße übers Ziel hinaus, wenn sie behaupte, es gebe eine gelenkte Presse im Land.

Dass die nun entmachtete Saskia Ludwig tatsächlich gewisse Wahrheiten gelüftet hat und nun deswegen parteiübergreifend angefeindet wird, belegt die Sachlage in der bundesdeutschen Medienbranche. Am Beispiel Außenpolitik untersuchte der Leipziger Kommunikationswissenschaftler Uwe Krüger die Eliten-Netzwerke deutscher Journalisten. Sein Fachbeitrag unter dem Titel „Die Nähe zur Macht“ beschreibt er eine Netzwerkanalyse der sozialen Umgebung von Deutschlands 183 führenden Journalisten. Anhand öffentlich zugänglicher Daten über Organisationen mit außenpolitischem Profil wurde untersucht, bei welchen Journalisten im Analysezeitraum 2002 bis 2009 Kontaktpotential mit elitären Kreisen der nationalen und internationalen Politik sowie der Wirtschaft bestand. Von den 183 Journalisten kristallisierten sich 26 heraus, die mit 26 außenpolitisch orientierten Organisationen im Zusammenhang standen und Kontakte zu Politik- oder Wirtschaftseliten pflegten. Diese 26 Medienvertreter arbeiteten bei 9 der 14 Leitmedien.

Zu den in der Studie genannten Medienvertretern gehört Josef Joffe, der seit dem Jahr 2000 Mitherausgeber der Wochenzeitung „Die Zeit“ ist. Im Untersuchungszeitraum  war er Teilnehmer an der Münchner Sicherheitskonferenz, der Bilderberger-Konferenz und des Weltwirtschaftsforums in Davos. Zudem ist er Mitglied der Trilateralen Kommission, des International Institute for Strategic Studies und des American Council on Public Policy. Joffe gehört den Kuratorien der Atlantik-Brücke, des Aspen Institute in Berlin, der American Academy in Berlin, des AICGS und des Council on Public Policy an. Zudem zählt er zum Beirat der Zeitschriften „“Europe’s World“, „Internationale Politik“ und „The American Interest“. Letztere hat er mitgegründet.

In dem Bericht, der im vergangenen Jahr von dem Fachmagazin „Medienjournal“ abgedruckt ist, heißt es weiter: „Joffes Netzwerk war außerordentlich weit und redundant; die größten Schnittmengen bestanden zwischen Weltwirtschaftsforum und Bilderberg (47 Personen) sowie Bilderberg und Trilateraler Kommission (43 Personen). Ein transantlantisch geprägtes Elitenmilieu war deutlich zu erkennen, ergänzt durch eine EU-Komponente.“

Aus den Daten der Studie geht hervor, dass jeder siebente leitende Redakteur der deutschen Leitmedien aus den Jahren 2007-2009 in Organisationen mit außenpolitischem Profil und mit elitärem Kontaktpotential involviert war. Die größte Anzahl von Verbindungen wurden bei den Zeitungen „Die Zeit“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ), „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) und „Die Welt“ gefunden. Dies ist nach Auffassung des Autors größtenteils auf jeweils einen besonders gut vernetzten Journalisten zurückzuführen. Diese vier – zwei Ressortleiter, ein Mitherausgeber und ein Chefkorrespondent – wiesen ausgeprägte Ego-Netzwerke in einem US-affinen Elitenmilieu auf. ++ (me/mgn/11.09.12 – 259)

http://www.adn1946.wordpress.com, e-mail: adn1946@gmail.com