Archive für Beiträge mit Schlagwort: Michail Gorbatschow

Augsburg, 8. August 2015 (ADN). Die Stadt Augsburg in Schwaben feiert am Sonnabend ihr „Hohes Friedensfest“. Zu den zahlreichen Höhepunkten gehören der Abschluss einer mehrtägigen Friedenskonferenz und die „Augsburger Friedenstafel“. Dazu sind auf  dem gerade fertiggestellten Rathausplatz  die Bürger zu einer offenen und friedlichen Begegnung der gesamten Stadtgesellschaft eingeladen.

Die Stadt Augsburg begeht den 8. August alljährlich. Das „Hohe Friedensfest“ wird seit dem Jahr 1650 als Feiertag begangen. Das Fest erinnert an die Leiden der evangelischen Bevölkerung im Dreißigjährigen Krieg. Damals hatte am 8. August 1629 das katholische Stadtregiment alle protestantischen Kirchen geschlossen und die Prediger ausgewiesen. Gottesdienste waren in den Folgejahren nur unter freiem Himmel möglich. die Situation änderte sich erst durch den Westfälischen Frieden von 1648 grundlegend. Der Reichsstadt Augsburg wurde die konfessionelle Parität zugestanden. Alle Stadtämter werden seither doppelt besetzt. Anlässlich dieses Wiedergewinns der vollen Religionssfreiheit begehen die Protestanten der Stadt seitdem das „Hohe Friedensfest“.  Da es in den Kriegsjahren 1940 bis 1944 ausfiel, wird es nun zum 360. Mal begangen. Es wurde im Jahr 1948 zum lokalen Feiertag erklärt. Seit 1950 ist es in der Stadt gesetzlicher und arbeitsfreier Feiertag, der seit 1985 auch ökumenisch begangen wird. Vor drei Jahrzehnten wurde auch erstmals der „Augsburger Friedenspreis“ verliehen, der alle drei Jahre vergeben wird. Im vergangenen Jahr ging er an Schwester  Lea Ackermann und ihre Organisation SOLWODI (Solidarity with Woman in Distress) für ihren jahrelangen Kampf gegen die Zwangsprostitution. Vor zehn Jahren waren der ehemalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow und Christian Führer, Pfarrer an der Leipziger Nikolaikirche, die Preisträger.  ++ (fr/mgn/08.0815 – 167)

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Leipzig, 10. Juni 2015 (ADN). Für Armenien wäre ein Beitritt zur NATO einem Völkerselbstmord gleichgekommen. Deswegen hat es sich für ein Bündnis mit Russland entschieden und arbeitet auch in der eurasischen Union mit. Das erklärte Georg Findeisen während einer Podiumsdiskussion zum Thema „Russland, Deutschland und Europa – Wie weiter ?“ am Mittwochabend in Leipzig. Der Jurist sprach sich gegen jedweden Waffenhandel aus – egal ob er von den USA, von Russland oder von Deutschland betrieben wird. Armenien habe im Sinne der Charta von Paris gehandelt.

Diese Vereinbarung war zuvor vom bundesdeutschen Botschafter in Russland, Rüdiger Freiherr von Fritsch, als Argument herangezogen worden, um die Entscheidungen der mittel- und osteuropäischen Länder und deren Hinwendung zur NATO und der Europäischen Union (EU) zu begründen. Das gelte auch ohne Einschränkung für die Ukraine. Nach Auffassung des ehemaligen Vizepräsidenten des Bundesnachrichtendienstes (BND) und jetzigen Spitzendiplomaten darf gemäß der Charta von Paris, die als Nachfolgevereinbarung des Helsinki-Abkommens einzustufen sei, jedes Land eine freie Wahl für seine eventuellen Bündniszugehörigkeiten treffen.

Constanze Krehl, Mitglied des Europäischen Parlaments, kritisierte scharf das vom Westen verursachte Ende der strategischen Partnerschaft mit Russland. Auf diese Weise sei  die NATO-Russland-Vereinbarung in eine Sackgasse geführt worden. Sie sei wohl bei der Veranstaltung die einzige, die noch als Abgeordnete in der letzten DDR-Volkskammer gesessen hat. Insofern könne sie aus erster Hand bestätigen, dass es bei den Verhandlungen zur deutschen Wiedervereinigung feste Zusagen des Westens an Michael Gorbatschow und die Sowjetunion gegeben hat, dass die NATO ihren Einflussbereich nicht auf die mittel- und osteuropäischen Staaten des längst aufgelösten Warschauer Paktes ausdehnt. Andernfalls hätten die sowjetischen Vetragspartner niemals das 2-plus-4-Abkommen von Moskau 1990 unterzeichnet. Dennoch habe der Westen sein Wort gebrochen und den NATO-Sektor direkt bis an die Grenzen Russlands erweitert. Insofern dürfe sich niemand über das gewachsene Misstrauen Russlands gegenüber dem westlichen Militärbündnis wundern. In früheren Zeiten habe ein Handschlag zwischen zwei Vertragspartnern ausgereicht, um sich einig zu werden oder ein Geschäft als wirksam abzuschließen. Allein auf schriftliche Vertragstexte zu pochen und  minimalistische Wortklaubereien zu betreiben, zeuge von höchstem gegenseitigen Argwohn und niedrigem Respekt voreinander.

Diese Überlegungen griffen mehrere Diskussionsteilnehmer auf und verwiesen auf den immer noch nicht existenten Friedensvertrag, der nach dem Zweiten Weltkrieg hätte geschlossen werden müssen. Die Behauptung, der 2-plus-4-Vertrag verkörpere gewissermaßen einen Friedenskontrakt, sei schlichtweg falsch. Wenn dem so wäre, hätten klare Regelungen über Reparationsleistungen der Kriegsverlierer vereinbart werden müssen. Die gebe es bis heute nicht. Die jüngste Diskussion über derartige Entschädigungen, die Griechenland momentan von der Bundesrepublik Deutschland (BRD) fordert, seien illustrer und überzeugender Beweis. Das sei die Ursache dafür, warum das Vertrauen der Bürger und der Zivilgesellschaft in die Politiker in eine so abgrundtiefe Kluft gestürzt ist. Sogar der ehemalige bundesdeutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher, der allerorten gelobt und gewürdigt wird, habe diesbezüglich kläglich versagt. ++ (vk/mgn/10.06.15 – 120)

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Paris/Zürich, 19. Februar2015 (ADN). Die Wirtschaftssanktionen bringen Russland schon sehr in Bedrängnis, aber es gibt Schlimmeres. Das Schlimmste ist die durch die USA und Saudi-Arabien organisierte Senkung des Erdölpreises. Das erklärte die seit 1999 als „Secretaire perpetuel“ an der Spitze der Academie francaise stehende Helene Carrere d‘ Encausse in einem Interview, das von der Tageszeitung „LeFigaro“ publiziert und in der jüngsten Ausgabe der Schweizer Wochenzeitung „Zeit-Fragen“ veröffentlicht wurde. Russland sei bereits 1984, kurz vor dem Amtsantritt Gorbatschows, einer solchen Maßnahme ausgesetzt gewesen. Die Reduzierung der Erdöleinnahmen werde die bereits rezessive russische Wirtschaft schwächen. Das treffe vor allem die aktive und gebildete Mittelklasse, die in den letzten Jahren entstanden ist und das Rückgrat des modernen Russland bildet. Die Infragestellung ihrer Lebensform würde negativ auf Putins Popularität wirken oder ihn sogar destabilieren. Ein weiteres Risiko sei die von den Russen empfundene Missachtung durch den Westen , die ihren Nationalstolz verletzt. Dies könnte Russland dazu bewegen, sich noch mehr auf Asien auszurichten. Dies führe für Europa zu einer Distanzierung von Asien – wo sich nunmehr das internationale Leben abspielt -, da Russland dafür das Bindeglied bildet. Russland sei die notwendige Brücke zwischen Europa und Asien.

Wladimir Putin will nach den Worten der Nestorin der französischen Wissenschaften, dass sein Land mit seiner großartigen Geschichte und Kultur als solches anerkannt wird. Er frage sich, ob man den Westen genau kopieren muss, um ein Land zu modernisieren. Die 85jährige Historikerin forderte vom Westen energisch: „Hören wir auf, die Russen nach unseren eigenen Kriterien zu beurteilen.“ ++ (vk/mgn/19.02.15 – 47)

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New York, 6 . Januar 2015 (ADN). „Ein vereintes Deutschland, verankert in einer veränderten (politischen) Nato, deren Vertragsgebiet nicht nach Osten verschoben wird.“ So lautet eine Gedächtnisnotiz des amerikanischen Außenminister James Baker nach einem Gespräch am 9. Februar 1990 mit dem sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow, mit dem er das „Endergebnis“ der Unterredung zusammenfasste. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) am Dienstag weiter berichtete, hat diesen allgemein unbekannten Tatbestand die Historikerin Mary Elise Sarotte von der University of Southern California auf der Jahrestagung der US-amerikanischen Historiker in New York präsentiert und erläutert. „Das hieß: Die Nato sollte noch nicht einmal um das Territorium der DDR erweitert werden. Baker hinterließ einen Brief für Kohl, der einen Tag nach ihm Moskau besuchte. Demnach hatte er Gorbatschow vor die Wahl gestellt, ob ihm ein blockfreies Deutschland ohne amerikanische Truppen lieber sei oder ein Deutschland mit Nato-Bindung und der Zusicherung, das das Bündnisgebiet auch nicht ‚um einen Zoll‘ wachsen solle,“ ergänzt die FAZ.  Kohl habe dann an Gorbatschow ein Angebot auf der Linie Bakers gemacht, mit dem er die sowjetische Zustimmung die Wiedervereinigung erwirkte. Das Versäumnis Gorbatschows sei es gewesen, sich die Zusage über das Einfrieren des geopolitischen Status schriftlich geben zu lassen.

Bei einem kürzlichen Vortrag in der Residenz der deutschen Generalkonsulin in New York hatte Sarotte Verständnis dafür geäußert, dass sich die Russen an ein solches Versprechen erinnern. Die in Memoiren und Meinungsartikeln von amerikanischen Akteuren verbreitete Auffassung, die Nato sei kein Thema bei den Verhandlungen 1990 gewesen, könne damit als Legende widerlegt werden. Diese Erkenntnis verdanke die Historikerin auch Helmut Kohl, der in entsprechende Akten Jahrzehnte vor Ablauf der üblichen Sperrfrist zugunsten der Forschung  Einsicht gewährte, so die Tageszeitung. ++ (vk/mgn/06.01.15 – 6)

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Leipzig, 18. November 2014 (ADN). Klare Aussagen des russischen Präsidenten Wladimir Putin über die völkerrechtliche Situation des Kosovo und der Krim in dem mit ihm in Wladiwostok geführten und am Wochenende im ARD-Fernsehen ausgestrahlten Interview brachten bereits von westlichen Regierungen ins Feld geführte Argumente stark ins Wanken. Nun tut das die Weisheit des Volkes in Gestalt von Gert Bundesmann am Dienstag in der „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ). In einem Leserbrief beschreibt und analysiert der in dem sächsischen Städtchen Borna lebende Weltbürger die internationale Rechtslage sehr verständlich und überzeugend. Unabhängig von der sonstigen Politik Putins und dessen Verteidiger Michail Gorbatschow möchte er folgendes klarstellen: „Erstens: Die Krim hat zu keinem Zeitpunkt rechtmäßig zur Ukraine gehört. Warum ? Weil Chrustschow 1954 unter Bruch der Verfassung die Krim von Russland an die Ukraine ‚verschenkt‘ hat. Darüber hätten die Parlamente der betroffenen Sowjetrepubliken abstimmen müssen. Sie wurden jedoch übergangen – und die Krim (obwohl auch damals autonom !) wurde gar nicht erst gefragt. Somit hat Chrustschow etwas verschenkt, was ihm gar nicht gehörte. Zweitens: Die Ukraine hätte daher im Zuge ihrer Unabhängigkeitserklärung von Moskau 1991 ein Referendum durchführen müssen. Warum ? Weil die Regierung in Kiew so für völkerrechtlich gesicherte Verhältnisse auf der Krim hätte sorgen können.  Stattdessen hat Kiew die damalige Schwäche Russlands ausgenutzt und so eine Zeitbombe zum Ticken gebracht, die nun im Jahre 2014 hochgegangen ist. Es kann ja wohl keine Rede davon sein, dass die Krim seinerzeit vom russischen Volk an die Ukraine verschenkt wurde.“

Die Waage des auf diese Weise aus der sächsischen Provinz zu Recht ins Fadenkreuz der Öffentlichkeit gerückten Völkerrechts neigt sich noch deutlicher zugunsten der russischen Position. In diesem Jahr wurde nämlich eine Volksabstimmung auf der Krim durchgeführt. Dabei hat sich eine eindeutige Mehrheit der Wähler für die Zugehörigkeit zu Russland bekannt. Im Kosovo hat es dergleichen bei der Frage einer staatlichen Abspaltung von Serbien nicht gegeben. Die Separation wurde vom Parlament 2008 proklamiert. Seitdem gilt die UN-Resolution 1244. Danach ist Kosovo bei formeller Wahrung der Zugehörigkeit zu Jugoslawien bzw. Serbien unter die Verwaltungshohheit der Vereinten Nationen gestellt. Eine Bewertung des völkerrechtlichen Status des Kosovo wurde von dem damit beauftragten Internationalen Gerichtshof (IGH) vermieden.  ++ (vk/mgn/18.11.14 – 321)

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Köln, 16. November 2014 (ADN). Bestimmte politische Kräfte und Bewegungen waren vor 25 Jahren dafür, mit den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges über einen Friedensvertrag zu verhandeln. Wenn wir das im Zusammenhang mit der deutschen Wiedervereinigung getan hätten, würde eine solche Friedenskonferenz wahscheinlich noch heute tagen. Das erklärte der ehemalige Bundesaußenminister, Hans-Dietrich Genscher, am Sonntag im Fernsehkanal „Phoenix“ in der Sendereihe „Zeugen des Jahrhunderts“. 

Für die heutigen Beziehungen des Westens zu Russland ist es nach den Worten von Genscher eine verbale Abrüstung dringend geboten in dem, was Michail Gorbatschow einmal des europäische Haus genannt hat.  Ein „falscher Umgang des Westens mit Wladimir Putin“ sei zwar eine zu harte Formulierung, aber man hätte sich mehr in die Position Russlands hinein versetzen müssen. Die Frage, ob sich Deutschland in der Zukunft auf den Wege nach Preußen befinde, verneinte er. Die Europäische Union (EU) wäre allerdings nicht entstanden, wenn sich Deutschland auf die seinerzeit auch erwogene Option der politischen Neutralität eingelassen hätte. ++ (vk/mgn/16.11.14 -319)

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Köln, 13. Oktober 2014 (ADN). Es fehlt an Beweisen für die politische Qualität des Pazifismus, es fehlt an Politikern, die aus den Jahren der Blütezeit gewaltfreier Konfliktlösungen Konsequenzen für heute ziehen. Das erklärt die Grünen-Politikerin Antje Vollmer am Montag im Deutschlandradio Kultur und ergänzt die aufrüttelnde Frage: „Wollen die selbsternannten Totengräber des Pazifismus wirklich behaupten, eine Oligarchin Julia Timoschenko, ein Multimilliardär Chodorkowski und eine Punk-Band Pussy Riot gehörten in diese Reihe der Freiheitskämpfer der Menschheit ?“. Sie hatte zuvor auf die gewaltlosen Widerstandsaktionen Gandhis gegen das britische Empire, Nelson Mandelas gegen das blutige Apartheid-Regime sowie des Vaclav Havel und Lech Walesas verwiesen. Ohne deren Vorbild hätte es Michail Gorbatschow nie gewagt,  seine Soldaten in den Kasernen zu lassen.  Der Pazifismus scheine jedoch heute abgewickelt  und ins Reich der Träume aus der Jugendzeit der Bundesrepublik verbannt. „Militärische Optionen umgeben sich mit der Aura zeitgerechter Verantwortungsethik und dem Ruf nach dem Erwachsenwerden von Staaten die ihre neue Rolle in der Welt markieren wollen wie Hunde ihr Revier“, so Vollmer. Es heiße, die heutige globale Welt mit ihren assymetrischen Schlachten erfordere eben eine grundlegende Revision des traditionellen Kriegs- und Völkerrechts.

Erstaunlich und ein einziger Quell der Hoffnung ist nach Ansicht von Vollmer, dass die Bevölkerung von einer zähen Skepsis erfüllt bleibt. „Sie misstraut diesem neuen Menschenrechts-Bellizismus. Diese meist stumme, notorisch kriegsunwillige Mehrheit bewahrt nicht nur die traumatischen Bilder der letzten Weltkriege, der eigenen Schuld an fremden Völkern und der Bombenkriege im kollektiven Gedächtnis.“ ++ (fr/mgn/13.10.14 – 285)

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Moskau/Paris, 9. Mai 2012 (ADN). Moskau begeht den 67. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland drei Tage lang. Nach der Inauguration Wladimir Putins als Präsident im zaristischen Glanz in dem Kreml-Sälen und der Ernennung seines Amtsvorgängers Dimitri Medwedew zum Ministerpräsidenten folgte am heutigen Mittwoch die machtvolle Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau. Nun sind für die nächsten sechs Jahre die politischen Pflöcke in Russland eingeschlagen. Nicht nur für die innere Entwicklung des größten Staates der Erde ist der Kurs festgezurrt, auch außenpolitisch hat der zum dritten Mal zum Präsidenten Russlands gekürte Asket Putin freundlich, aber bestimmt  Klartext gesprochen. Vor den Veteranen und Teilnehmern des Großen Vaterländischen Krieges erinnerte Putin an die Zerschlagung des gemeinsamen und grausamen Feindes im Zweiten Weltkrieg. Daraus seien Lehren zu ziehen und immer noch – in Gegenwart und Zukunft – zu beherzigen. Russland habe ein Recht auf seine Verteidigung, weil es schon damals den Hauptstoß des Feindes abgefangen und die Welt befreit habe. Wir sind Soldaten der Freiheit, rief er vor den Zuhörern und Zuschauern der Militärparade. aus

Konkretes über eventuielle Bedrohungen Russlands ließ der Präsident weder bei seiner Ansprache zur Amtseinführung noch bei der Rede auf dem Roten Platz verlauten. Das tat er allerdings um so deutlicher während eines Interviews in einer Fernsehdokumentation, die vom Sender „Phoenix“ aus aktuellem Anlass heute Vormittag ausgestrahlt wurde. Entgegen seiner sonst sehr ernsten Mimik brach Putin ungewohnterweise in gleichsam schallendes Gelächter aus, als ihn der Gesprächspartner nach dem von der NATO geplanten, angeblich gegen den Iran gerichteten Rakentenschutzschild fragte. Damit beantwortete Putin gleichsam unausgesprochen, dass die russische Führung dies als eine Art infantiles Scheinargument des Westens einschätzt. Den eigentlichen ernsten Hintergrund eines solchen Scherzes vom „Schutzschild gegen Iran“ kennen offensichtlich – zumindest in Russland –  die Experten in der Armee und der Politik. Russland fühlt sich von dem Projekt ernsthaft bedroht. Sogar der Putin kritisch gegenüber stehende ehemalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow hat solche gefährlichen militärstrategischen NATO-Pläne Ende des Jahres 2011 in München in einer bemerkenswerten Rede ausführlich und mit sehr offenen Worten zur Sprache gebracht. Eine von mehreren handfesten Antworten auf die verklärenden und diffusen NATO-Pläne rund um den Raketenschutzschild gab die heutige Moskauer Militärparade: Riesige Topol-M-Interkontinentalraketen mit einer Reichweite von 11.000 Kilometern rollten über das Pflaster im Zentrum der russischen Hauptstadt. Diese gewaltigen mit Atomsprengsätzen ausrüstbaren Raketen sind binnen zehn Minuten startklar und können sowohl vom Lande als auch aus der Luft von Großraumflugzeugen abgefeuert werden. Es wird angenommen, dass diese Waffen in Kaliningrad an der Ostsee stationiert werden, wenn die NATO tatsächlich ihren Raketenschutzschild in Mitteleuropa errichtet.

Während Russland des Tages der in Berlin-Karlshorst unterzeichneten Kapitulationserklärung der Deutschen Wehrmacht gegenüber den Hauptsiegermächten des Zweiten Weltkriegs mit großem Aufwand gedachte, fiel das Zeremoniell in Paris einige Nummern kleiner aus. Der scheidende Präsident Nicolas Sarkozy und sein Amtsnachfolger Francois Hollande legten gemeinsam Kränze am Grabmal des Unbekannten Soldaten im Zentrum der französischen Hauptstadt nieder. Sie erinnerten in erster Linie an die bedingungslose Kapitulation, die bereits am 7. Mai 1945 in Reims im Hauptquartier der amerikanischen Streitkräfte von der deutschen Generalität erklärt worden war.

Von größeren Zeremoniellen anlässlich des Kriegsendes am 8. Mai 1945 seitens der anderen drei Hauptsiegermächte USA, Großbritannien und China ist in der Öffentlichkeit wenig oder nichts bekannt geworden. Bei den damailgen deutschen Kriegsgegnern wurde in einer ARD-Fernsehdiskussion am gestrigen Dienstagabend erneut auf die Rede von Bundespräsident Richard von Weizsäcker am 8. Mai 1985 verwiesen, der darin erstmals in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) den Begriff „Tag der Befreiung“ verwendete. In der Öffentlichkeit wurde und wird ihm dafür bis heute enormer Mut und Zivilcourage zugesprochen. Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, benötigten die politischen Eliten der BRD also vierzig Jahre. In der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) lernten seit deren Gründung im Jahre 1949 bereits die Grundschüler den 8. Mai als den Tag der Befreiung kennen. Er war dort zeitweise sogar Feiertag. ++ (mi/mgn/09.05.12 – 137)

München, 6. Januar 2012 (ADN). Der letzte sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow warnte eindringlich vor dem Ausbruch eines Dritten Weltkrieges. Er könne näher sein, als man gemeinhin annimmt. Es herrsche bereits reges Wettrüsten. Gorbatschow forderte eine sorgsame Kontrolle des militärisch-industriellen Komplexes, weil von ihm die größte Gefahr für die Welt ausgeht. Darauf habe bereits seinerzeit Eisenhower, General und Präsident der USA, hingewiesen, der Krieg als den Misserfolg von Politik und zum Fenster hinaus geworfenes Geld bezeichnete. Die gegenwärtige Kriegsgefahr gehe von der NATO aus, die einen offensiven Raketenabwehrschild aufbaut und gegen Russland richtet.

Die ernsthaften Warnungen des Friedensnobelpreisträgers sind Teil der Dankesrede für den Franz-Josef-Strauß-Preis, der ihm von der Hanns-Seidel-Stiftung am 10. Dezember 2011 in München verliehen worden ist. Dass diese sehr bedeutenden Äußerungen in der aktuellen Berichterstattung kaum beachtet wurden, ist offensichtlich auf weitgehende Ignoranz großer deutscher Medien zurückzuführen. Lediglich der Bayrische Rundfunk und merkur-online.de gehörten zu den wenigen, die berichteten. Bei merkur-online.de erwähnt Reporter Mike Schier im Schluss-Abschnitt seines ausführlichen Berichts die Redepassagen: Statt auf die Proteste auf Moskaus Straßen einzugehen, sorge Gorbatschow sich angesichts des Streits um die NATO-Raketenabwehr ein wenig nebulös um neue militärische Auseinandersetzungen. „Wir befinden uns bereits wieder in einem Wettrüsten !“, sagt er und warnt vor einem 3. Weltkrieg.

Es kann nur spekuliert werden, warum diese Rede dermaßen totgeschwiegen wird, teilt das österreichische Finanz-Portal foonds.com mit. Vermutlich verbreite Gorbatschow Ansichten, die herrschenden Kreisen nicht behagen. Sogar auf der Homepage der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung ist die Gorbatschow-Rede nicht auffindbar. Lediglich die Laudatio von Theo Waigel und die Rede von Hans Zehetmair sind dokumentiert.

Das Internet-Portal sadlove.de stellt die Frage, ob es denkbar ist, dass hierzulande zwar keine Zensur, aber eine gezielt selektive Informationsvermittlung seitens der Mainstream-Medien stattfindet. Es sei sogar der Eindruck entstanden, die Rede sei verschwiegen worden.

Stattdessen überfluteten zwei Tage später – am 13. Dezember 2011 – die Nachrichten zur Kreditaffäre von Bundespräsident Christian Wulff die Schlagzeilen. Die hysterische Erregung darüber hält bis heute die Bundesrepublik Deutschland im medialen Schwitzkasten. ++ (md/mgn/06.01.12 – 6)

Berlin, 29. Dezember 2011 (ADN). „Gorbatschow ist in Russland vollkommen in Verruf geraten. Dabei ist er handfest von Kohl betrogen worden. „Das erklärte der Schriftsteller Rolf  Hochhuth in einem Interview mit der Tageszeitung „Neues Deutschland“,  das in der heutigen Donnerstagausgabe veröffentlicht wurde.  Gorbatschow habe Kohl vertraut, der ihm das Ehrenwort gab, dass die NATO keinen Meter nach Osten vorrückt. Tatsächlich sei dieses westliche Militärbündnis tausend Kilometer in östlicher Richtung ausgedehnt worden.

„Wir Deutschen haben die Russen betrogen“, beklagt Hochhuth. Er habe keine gute Meinung von den Deutschen. Dafür gebe es drei Gründe: erstens, weil er selber einer ist.  Zweitens wegen der Geschichte. Drittens wegen der Gegenwart. Das heutige Deutschland sei ihm kulturfremder als das monarchische. Damals seien Kunst und Kultur ehrwürdig gewesen. Als Beleg dafür nannte er ein Beispiel aus der Architektur des gegenwärtigen Potsdamer Platzes in Berlin. Sie sei grauenvoll und keine Spur von Kunst dort auffindbar. Damit werde sogar gegen das Gesetz verstoßen. Selbst Adenauer und Ulbricht hätten gewisse Summen an öffentlichen Gebäuden in Kunst investiert.

Angesprochen auf die neonazistische Mordserie 60 Jahre nach Hitler, bezeichnete Hochhuth Nazis als Kriminelle – zu allen Zeiten und in allen Zonen. Vor allem erschüttere ihn die Tatsache, dass hochgestellte Beamte der BRD sich mit Schuften zusammengetan haben.  Er finde das Verhalten des Verfassungsschutzes als vollkommen unentschuldbar. „Die BRD hat sich hier wieder einmal als das entlarvt, als das sie angetreten ist“,  kritisierte der Autor scharf.  Adenauer, der zynisch und zugleich ehrlich gewesen sei, habe offen zugegeben, viele Nazis in seine Dienste genommen zu haben – vom Vorzimmer bis hinauf zum Staatssekretär. Schließlich sei mit Globke als Staatssekretär  im Bundeskanzleramt der höchstgestellte Beamte des Landes ein Nazi in dieser Position gewesen. Er  war Kommentator der mörderischen Nürnberger Judengesetze.

Die derzeitige Demokratie bezeichnete Hochhuth in dem Pressebeitrag unter der Überschrift „Von der Schwierigkeit, ein Deutscher zu sein“ als „sehr wehrhaft gegen Linke und andere Menschen, die ihr nicht passen.“ ++ (dk/mgn/29.12.11 – 46)